Seite 9 von 10 ErsteErste ... 78910 LetzteLetzte
Ergebnis 97 bis 108 von 120

Thema: Mörder

  1. #97
    Moderator Avatar von honz
    Registriert seit
    04. 2001
    Beiträge
    4.246
    Ich wuchte immer die selben Stränge. Komisch. Bleib ich stehen?

    Diesen hier wegen Paralleluniversen um Beine und Brüste.

  2. #98
    Embedded Senator Avatar von DerCaptain
    Registriert seit
    02. 2001
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    6.449
    Die beste aller möglichen Welten möchte ich anmerken.

    Digital Immigrant

  3. #99

    Registriert seit
    07. 2001
    Beiträge
    568
    Ich war zwölf oder dreizehn und habe mein Herz an ein Mädchen verloren, das sich für Jungs interessierte, welche gerne Fußball spielten. Also kickten wir oft herum im Innenhof hinter der Holzhandlung und wir waren alle Freunde, wir kannten ja niemanden sonst. Und sprachen eigentlich nie einen Satz zu Ende.

    Denn wir wußten immer, was und wie es gemeint war, wir unter uns. Blindes Verständnis. Wir schmuggelten Berge von Süßwaren aus Läden, Automaten und elterlichen Schränken. Wir trugen alle alte Schuhe, hatten gemeinsam die erste Kippe geraucht. Wo wir auftauchten, war vorne. Bis zu diesem Sommer.

    Seit jenem Dienstag sollte unser Dorf eine Ahnung für immer zu tragen haben. Dass es so nicht geht. Dass ein beschauliches Leben auch seine Zeit borgt, hinter liebevoll arrangiertem Grün und Backstein-Rot, zwischen all dem ländlichen Mist und Dung und hier einem Strauß Margarithen. Oder wenigstens nicht so unverletzlich ist, wie scheinbar die klobigen, wetterfesten Hände der meisten Dorfbewohner. Wetterfest, aufrecht.

    Wir spielen schon eine Weile. Mit Kreide ist etwas auf die Holzwand geworfen, was ein Tor sein soll, wir schiessen nur noch Elfer, keiner hat mehr so richtig Lust, eigentlich sind es eher Siebener, aber hey. Oben an der Holzwand hängt ein Stück Dachpappe, das klappend laut gegen die Regenrinne kracht, wenn darunter der Ball auf die Bretter fliegt. Deshalb hören wir den Knall nicht.

    Es gibt Spaghetti, später zu Hause. Es gibt immer Spaghetti, wir sind zu acht. Und weil es dabei immer so schön zugeht, verklärt wie im ‚Miracoli‘-Spot (wir sagten immer ‚Miraculi‘), also alle sehr gefräßig und beschäftigt und verdreckt und total scharf auf die Portion vom Anderen, merken wir gar nicht, wie meine Mutter ihre zum Schutz auf Vollmast gezogene Serviette aus Ihrem Ausschnitt zupft und sich langsam zur Haustür bewegt. Sie hat die grüne Mütze zuerst gesehen, vorbei am Fenstersims. Immer korrekt gekleidet, die Herren Polizisten aus dem Nachbardorf, in staatsmäßiger Montur auch bei dreißig Grad im Schatten.

    Wir werden aufmerksam, als meine Mutter mit diesem schwitzenden Menschen, cool! ein Polizist!, in der Küche steht und ihr Gesicht aufgrund bedrohlich keimender, ultrahektischer Flecken die Farbe eines gekochten Hummers annimmt. Ob wir was gehört haben. Was denn, will meine Schwester wissen. Einen lauten Knall oder etwas Ähnliches. Gegen genau Siebzehnuhrzwanzig. Abermals ein Nö. Was denn passiert sei. Das wird uns die Mutter erklären, er müsse weiter, der Polizist. Totale Neugierde. Im Rausgehen, er ist schon fast draußen, klopft er noch einmal gegen den Küchentürrahmen. Habt ihr denn irgendwelche VERDÄCHTIGEN Personen gesehen? In diesem Moment wechselt meine komplette Geschwisterschaft ins ‚Drei Fragezeichen´-Lager. Offensichtlich geht es um einen Feind, einen Gesetzesbruch, Diebstahl sogar, hey, wir Kinder stehen zu Diensten. Aber gesehen haben wir Niemanden. Verdächtig war Alles.

    Der Sohn der Familie Klein war tot. Erschossen. Er hieß Martin und sein Vater war Jagdpächter und eines Tages putzte Martin zu Hause die Waffe. Das ist Version Nummer eins. Version Zwei ist noch trauriger, denn die Zeichen der Tat lasen die Meisten wie die Liste der Leute, die sich in den Dörfern der Umgebung eines trüben Tages das Leben genommen haben. Version Drei war nur für einen Menschen bestimmt. Martins Mutter wollte nichts davon wissen, dass ihr Sohn nicht mit einem Gewehr umgehen konnte. Und Selbtmord? Das hätte sie nie verwunden, nur über ihre Leiche. Es sollte Mord gewesen sein, für sie. Ein imaginärer Mörder, dem wir Kinder fortan immer auf der Spur waren. Er ist seitdem für eine Weile oft aus dem Nichts aufgetaucht, in unseren Erzählungen. Es wurde ein langer, schwüler Sommer in diesem Jahr, viel Regen.
    Geändert von Max DeRire (11.05.2002 um 07:20 Uhr)

  4. #100
    Embedded Senator Avatar von DerCaptain
    Registriert seit
    02. 2001
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    6.449
    Hui!

    Digital Immigrant

  5. #101
    Avatar von slowtiger
    Registriert seit
    04. 2001
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    4.766
    Offenbar ist um mich herum gut sein, denn da wird recht wenig gestirbst. Ich wollte auch nur bemerken, daß die Viren im Zug, die prominenten, vielleicht Promi-Viren wären, über die man promovieren könnte.

    (Ich geh ja schon wieder)

  6. #102
    Avatar von bAbC
    Registriert seit
    03. 2001
    Ort
    Mering
    Beiträge
    190
    Max, solche Perlen darfst du nicht ins HöPa-Forum stellen, da findet die kein Schwein. Äh.. als, ICH finde die nicht. Immer schön in "Grosse Geschichten"! Versprochen, ja?

  7. #103
    Member
    Registriert seit
    05. 2002
    Ort
    Hamburg
    Beiträge
    344
    :

  8. #104
    Weber Member Avatar von Herr Weber
    Registriert seit
    04. 2001
    Ort
    Cottonwood, Minnesota
    Beiträge
    6.227
    !!

  9. #105
    attention whore
    Registriert seit
    03. 2001
    Beiträge
    6.691
    Grad las ich den Namen "Tav Falco", allerdings ganz woanders, was für ein herrlicher Name, das ist besser als ein Punkt hierdrunter.

  10. #106
    Member
    Registriert seit
    02. 2004
    Beiträge
    20
    Irgendwann Sommer/Herbst 1983, in Erfurt. Ich, so 12 Jahre alt, bin zu Besuch bei einer älteren Dame, die meine Eltern viele Jahre zuvor kennengelernt haben. Meine Eltern wohnen zwar am anderen Ende der Stadt, aber ich bin häufig bei dem alten Tantchen. Sie ist sowas wie eine 3. Oma für mich, ich verbringe viel Zeit meiner Kindheit bei ihr. Sie wohnt Paterre in so einem alten Mietshaus, Ottostraße 40, allerdings nicht sehr groß, mit einer überschaubaren Anzahl an Wohnungen. Ganz oben wohnt eine Familie, die gerade ein paar Monate zuvor ein Baby bekommen hat. Ich bin oft draußen im kleinen Hinterhof des Hauses, zum spielen, lesen, in-die-luftgucken. Manchmal kommen dann die frischgebackenen Eltern und stellen den Kinderwagen in den Hof und ich passe ein bischen auf das Baby auf. Düdüdühutschibutschidaidai usw. - ich habe gerade ein Jahr zuvor selber ein Brüderchen bekommen und kann deshalb ganz gut mit Babys umgehen. Bald darauf zieht das alte Tantchen in unsere Nähe, ich sehe das alte Mietshaus und ihre Bewohner nie wieder.

    Knapp 19 Jahre später. Im Fernsehen sieht man Berichte aus einem Gymnasium in Erfurt. Ein Schüler hat 16 Menschen und anschliessend sich selbst erschossen. Meine Mutter ruft mich an, erzählt mir, der Mörder heißt Robert Steinhäuser und er wohnt mit seiner Familie in der Ottostraße 40, ganz oben. Die Steinhäusers haben schon immer da gewohnt. Ihnen gehört das Haus. Robert war 19 Jahre alt. Geboren am 22.01.1983.

  11. #107
    Member Avatar von dokter_h
    Registriert seit
    02. 2003
    Beiträge
    66
    Oha.
    tor!

  12. #108
    MaybachMember Avatar von Der Admiral
    Registriert seit
    11. 2002
    Beiträge
    3.240
    Geil. Du also hast ihm mit Deinem dämlichen Dutschidutschidutschi damals schon satanische Verse ins Unterbewußtsein gejubelt. Schämst Du Dich jetzt wenigstens? Unfassbar!
    Embedded Senator

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •