Auch wenn man nicht immer im Forum präsent ist, ist dieses es im Kopf. So dass beim Graben in der Vergangenheit doch noch die eine oder andere Begegnung mit prominenten Personen zutage tritt.
Lange ist es her, ich schätze mindestens fünfzehn Jahre. Einmal im Jahr, wenn Tante und Onkel zu Besuch waren, pflegten wir der Münchner Staatsoper einen Besuch abzustatten. Ich weiß nicht mehr, welche Oper es war noch wer gesungen hat, aber ich weiß, dass ich nicht viel von der Bühne sah, sondern ziemlich fasziniert auf den Hinterkopf von Werner Schneyder starrte. Denn der ist bekanntlich sehr groß und daher sichtraubend. Vor allem wenn man nicht sehr groß ist und das noch nicht einmal völlig ausgewachsen. Natürlich kam er spät, wie das Prominente im Theater gerne tun, damit man ihr Erscheinen bemerkt. Das innere Frohlocken, dass der Stuhl vor mir unbesetzt bleiben würde, nahm also ein jähes Ende. Meine immer schon sehr muntere Tante, die neben mir saß, war besonders von der kurzen Igelfrisur Herrn Schneyders angetan und tuschelte mir zu 'Einmal über diese Haare fahren!' Und sobald das Licht ausging, näherte sich ihre Hand gefährlich nahe seinem Kopf und deutete eine sanfte Streichelbewegung an. Und wir kicherten wie die Backfische, was mir ja auch zustand. Diesen Vorgang wiederholte sie des öfteren während der Aufführung, wobei der Abstand zwischen Hand und Kopf jedesmal kleiner wurde. Besonders spannend wurde es, wenn er sich im gleichen Augenblick ein wenig bewegte, aber leider, leider kam kein Kontakt zustande. Von der Oper mitgekriegt habe ich nicht viel, aber die Geographie (Wirbel, Wölbungen und so) des Schneyderschen Hinterkopfes hat sich mir nachhaltig ins Gedächtnis gebrannt. Ich hatte ja genug Zeit, ihn zu studieren, denn das die Oper lang war, weiß ich noch. Aber das sind ja viele.
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