Als Jethro Tull noch aktiv waren und nach einem Auftritt in meiner Heimatstadt in dem Lokal feierten, in dem ich gerade einen Schülerkellnerjob ergattert hatte, saß die Band in meinem Bedienbereich. Das Lokal war mit Sperrmüllsofas und –stühlen eingerichtet, und die Wände mit alten Zeitungen tapeziert, trotzdem erfreute es sich einige Zeit großer Beliebtheit, weil das damals als chic galt.
Bevor die Band beginnen konnte, sich schlecht zu benehmen, mit Gläsern um sich zu werfen oder Mobiliar zu zerschlagen, kam ich ihr zuvor, stolperte kurz vor ihrem Tisch, warf volle Willibecher darauf und zerbrach einen altersschwachen Stuhl, auf dem ich mich abstützen wollte. Ich entschuldigte mich damit, dass ich neu in dem Laden und von einer Headline neben Ian Andersons Kopf abgelenkt gewesen sei, „Lesbische Frau zersägt ihr Kind“ stand da. Beim zweiten Anlauf wiederholte ich die Bierdusche an dem Tisch, an den man wegen der Nässe umgezogen war. Anderson schaute sich zu den Überschriften hinter sich um und fragte, was ich diesmal gelesen hätte. „Ramona und der Nackte mit den Meerschweinchen“, übersetzte ich langsam, weil mir „Guinea Pigs“ nicht gleich einfiel. Dann löste man mich auch schon ab.
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