Ich möchte von einer ganz besonders seltsamen Begegnung berichten.
Es begann am Sonntagnachmittag des 18.2.2001. Drei Forumisten sassen im Wohnzimmer von Hermes Phettberg. Hermes, Madame LaCoste und ich, und wir unterhielten uns 6 Stunden lang frei herummäandernd, es gab keine Zeitbeschränkung, jeder hatte ungefähr ein Drittel der Redezeit zur Verfügung, vielleicht Hermes ein bisschen mehr, er ist ja auch älter, weiser und einsamer. Wir unterhielten uns auch über das Forum, über das dortige Personal, riefen sogar kurz bei Andrea Maria Dusl an, um sie zum Kommen zu überreden, aber sie hatte etwas anders zu tun.
Es wurde nicht gegessen, geknabbert, nicht getrunken oder geraucht. Nur geredet. Ein schöner, langer, bereichender Nachmittag. Irgendwann behandelten wir auch Peter Thomas Suschny, einen Mann, der bei WiHöP noch nicht aufgetaucht ist, aber in anderen Foren mehr als fleissig wütet. Ein Mann, der sich den sechziger Jahren verschrieben hat. Seine Mission ist, darauf hinzuweisen, dass dieser Dekade zu wenig Beachtung widerfährt, im Gegensatz zu nachfolgenden. Er kämpft für dieses Jahrzehnt wie ein Don Quixote, und das macht viele Leute zornig, weil er so verbissen ist und grenzenlos unoriginell, er wird beleidigt, geschmäht und abgesnobbt. Dabei will er auch nur ein Stückchen von dem Kuchen AUFMERKSAMKEIT, und sei es mit der fanatischen Brechstange.
Auf jede Häme reagiert er mit einem Antwortgewitter. Halb beleidigt, halb stolz.
PTS ist 39 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder, er ist Pfadfinder und von Beruf Bote. Wir fanden eine Geschichte über ihn in dem riesigen Zeitungsfundus von Hermes. Ein Foto zeigte einen ernstblickenden Herren, der ausieht wie der Bruder von Woody Allen, dicke Brille, schütteres Haar, junggesellig (nerdisch), auch ungelüftet.
Wir schüttelten ein bisschen den Kopf, aber kamen zu dem schluss, man dürfe diesen mechanischen Maniker nicht weiter prügeln.
Als Ausklang des Nachmittags sahen wir noch die LINDENSTRASSE. Diese Folge sollte ganz besonders gutgespielt sein, meinten zwei aus dem Gesprächskreis, der dritte (ich) verstand gar nichts, weil er die Serie nicht kennt.
Einen Tag später, früher Morgen (9 Uhr), nicht früh für PTS, der Beiträge mitunter schon um 6 Uhr morgens postet, bestellte ich einen Boten.
Es erschien PTS, was für eine groteske Koinzidenz!
Er sah noch nerdischer aus als auf dem Foto, kleiner, zerstreut sympathischer, konfuser. Einer, der wohl keine gute Schulzeit hatte. jeder von uns hatte solche Exemplare in seiner Klasse.
Ich musste ihn ansprechen. Dass ich ihn kenne, von dem Zeitungsartikel, war aber zu feige, zu sagen, dass ich auch einer war, der ihn abgesnobbt hatte in den anderen zynischen Foren.
Es sprudelten aus ihm die Informationen, die ich alle schon kannte, aus seinen Windmühlenkampfbeiträgen. Er redete und redete, dass der den Mund ölende Speichel nicht mehr richtig ablaufen konnte, der sich dann zwischen den Lippen verdickte, Fäden zog.
Ich verabschiedete mich mit dem Pfadfindergruss, denn ich war auch einmal Mitglied dieses muffigen Junggesellenvereins, und wünschte ihm alles Gute, und wusste, dass wer diesen Mann mit seiner kruden Mission nocheinmal versucht waidwund zu schlagen, ein Profilierungsproblem hat.
(Beitrag wurde von Tex Rubinowitz am 20.03.2001 um 10:51 Uhr bearbeitet.)
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