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Thema: Strack, Günther (ist (war) der König!)

  1. #1
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    Ich wohne in Bamberg. Zwar erst seit 1995, aber naja. Hier in Bamberg wurde Mitte der 90er die Sat1-Serie 'Der König' gedreht. Günther Strack als pensionierter, dickleibiger, begehstockter Kommissar, der natürlich eventuell auftretende Kriminaltragödien viel viel besser lösen konnte als sein junger, wesentlich trainierterer Nachfolger. Eben so das Übliche.
    Nun trug es sich also zu, ich glaube, es war im Frühjahr '96, daß ich an einem sonnigen Vormittag mich entschloß, den Domberg hinaufzupilgern, um im Rosengarten (nein, das ist kein Restaurant, das ist wirklich ein Garten mit Rosen) ein Buch zu lesen. Leider konnte ich mein Vorhaben nicht ausführen, da just an diesem Tage nicht weniger als drei japanische Touristengruppen durch den Rosengarten geschleust wurden. (Der Rosengarten ist wirklich ein Muß für japanische Touristengruppen!) Als mich das englische Gequacke und die diversen Ahs und Ohs über die Aussicht über Bamberg genug genervt hatten, packte ich also meine Siebensachen wieder zusammen und wollte mir einen ungestörteren Platz suchen. Am Ausgang kam ich aber nicht weiter. Auf dem Domplatz hatte in der Zwischenzeit ein Kamerateam seine Utensilien aufgebaut und drehte eine Filmszene, in der Günther Strack in einem Taxi vor dem Dom vorfuhr und ausstieg. Wahrscheinlich war das eine sehr komplizierte Szene, denn sie wurde mindestens vier Mal gedreht. Im Torbogen hatte sich eine der diversen bereits erwähnten japanischen Touristengruppe versammelt und die Führerin erklärte auf englisch, daß dies ein berühmter deutscher Schauspieler wäre, der hier eine Krimiserie namens 'Der König' - 'The King' drehen würde. Es gab natürlich wieder die obligatorischen Ahs und Ohs und auch unzählige Klicks der allseits beliebten japanischen Fotoapparate. Hinter mir standen zwei englischsprachige, sehr nach Amerikanerinnen aussehende Damen Mitte Fünfzig. Da sagte die eine zur anderen: 'What's wrong?' Die erwiderte: 'This fat man is the king of germany.'
    Vielleicht hätte ich sie aufklären sollen.

  2. #2

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    Es kann nur an der Vielzahl neuer Beiträge liegen, dass dieser wirklich hübschen Geschichte mit der niedlichen Schlusspointe nicht früher gelobhudelt wurde. Ich hole das hiermit nach!
    (Beitrag wurde von oha am 17.03.2001 um 22:24 Uhr bearbeitet.)

  3. #3
    der hausm Avatar von anko
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    verehrte oha
    verehrter oha
    verehrtes oha
    ich denke in den dezember/januar-schichten gibt es noch haufenweise guter geschichten, die du hochholen koenntest, wenn du da mal durchgehst. die hoffnungsfrohen beitraegerInnen lassen sich sicher das eine oder andere einfallen. und revanchieren sich mit mot tucker oder david bowies wiedergeburt.
    so long, der hausmeister

  4. #4

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    Verehrter anko,
    doch nicht aus Prinzip. Nur aus Liebe zur Pointe.
    oha

  5. #5
    Moderator
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    liebe ( ich glaube, du wärst eine Frau) Oha,
    gottseidank haben wir dich. Sonst wäre diese fabelhafte Geschichte am Ende unbemerkt auf den Grund des Meeres gesunken. Dabei ist sie mindestens zum kichern.Wie konnte etwas derartiges vorkommen.?

  6. #6
    sqm
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    Jetzt habe ich tatsächlich einmal in den Dezember-Januar-Schichten gegraben und bin entsetzt, welche Schätze dort ungeborgen verstauben. Da trifft einer Bill Viola - keine Antwort. Da schreibt einer über Joseph Beuys - interessiert niemand. Da werden Udo Lindenberg, Cher oder gar Beate Uhse gesichtet - kein Schwein antwortet. Und sogar wenn Max Goldt über seine Begegnung mit Bruce Springsteen schreibt, gibts nur eine einzige Antwort, dazu noch eine kurze.
    (Und heute spielt Herr Poser R. den Beleidigten, wenn niemand auf seine Flugzeuggeschichte reagiert! Und ich versuch ihn auch noch aufzuheitern mit einem Innen-Aussenvergleich mit Marco Pascolo. Da wurden ja schon ganz andere Kaliber totgeschwiegen, ignoriert und vergessen!)
    Zwei besonders schöne Geschichten sind dabei, beide um Neujahr geschrieben. Nur zugerne würde ich sie nach oben holen - aber, Anko, darf man denn das? Oder wenn wenigstens jemand einen Link dorthin erstellen könnte?
    Es handelt sich dabei zum Einen um eine Geschichte von Tex, in deren Verlauf er behauptet, er sei BEIM GEIGENSPIELEN NIE üBER DAS STADIUM DES BLASENS hinausgekommen. Sowas muss doch diskutiert werden! (Die Geschichte heisst: 'Blaine Reiniger von Tuxedomoon' )
    Zum Anderen handelt es sich um eine wirklich äusserst schöne Geschichte der sympatischen Andrea Maria, die von George Tabori zum essen eingeladen wurde. Eine sehr schöne Geschichte mit einem wunderschönen, weil poetischen Tippfehler: Andrea Maria beschreibt unfreiwillig, wie sie noch vor dem Essen AUS DER FERNE DEN RUM VON GEORGE TABORI GETRUNKEN HAT. Und nachher lädt der sie noch zum Essen ein!

    Entzückt, Hans Washeiri

  7. #7
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    Liebe oder lieber Hanswasheiri, und nicht nur damit du ins Bett kommst: Du hast ja so abermals recht! Da unten im Gurkenglas gründeln solch hochfamose Erzählungen! Versteinern inzwischen. Es hat früher jedoch strenges Gesetz in diesem Haus gegolten, man wurde stark abgemahnt bei Hebung einer verschütteten Geschichte. Einen fadenscheinigen Grund mußte man immer vorzeigen können. Inzwischen, so glaube ich jedoch, haben sich die Sitten unmerklich gewandelt. Will sagen: Solltest du mittlerweile eine modrige Erzählung zu kommentieren wünschen, keiner würde dich mehr behelligen. Dies halte ich für eine erfreuliche Entwicklung. Eine Jungbrünnerische gar.
    Und mich kannst du übrigens duzen. Ich duze mich ja selber.

  8. #8
    Comandantina
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    Lieber Hanswashweri, danke für Deine lieben Worte zu meiner Taboribegegnung. Trinken wir doch beide ein Fernglas Rum von Tabori miteinander!

  9. #9

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    Liebe Angelika Maisch,
    ich wäre nicht nur eine Frau, ich bin sogar eine. Du glaubst also völlig richtig.
    Ich fand die Geschichte auch mindestens zum Kichern, insbesondere da meine Stadt ebenfalls massenhaft von Japanern und Amerikanern heimgesucht wird, die wirres Zeug reden und immer nach dem 'SCHLOB' fragen, weil sie des Scharf-S, oder wie man in Ulm sagt 'Dreierles-S', nicht mächtig sind.

    Erst gestern etwa wurde ich Zeugin einer der Bamberg-Geschichte seltsam verwandten Begebenheit, als ich vom Coiffeur zum Markt eilte, um die letzten Broccolivorräte aufzukaufen. Da stand eine amerikanische Familie inklusive Jeans-Oma, blickte zum Heidelberger Schloß hoch und sagte Ah und Oh und 'wow' und 'that's nice'. Und der Vater zeigte auf die imposante Teilruine und erklärte seinen Kindern feierlich 'This is where the king lives'.
    Ich sagte leise zu mir selbst 'amazing' und ging weiter. Sollten sie doch ruhig denken, Günther Gotthabihnselig Strack wohne dort.
    Warum auch nicht. Geräumig genug wärs ja.

    (Beitrag wurde von oha am 18.03.2001 um 12:32 Uhr bearbeitet.)

  10. #10
    Moderator
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    Liebe Oha,es steht jetzt fest, ich bin dein Fan. Auch diese deine Schilderung hat mich, ächz, mal wieder zum lachen gebracht. So ist er, der gemeine Amerikaner. Naiv und Unwissend bis ins Knochenmark. Ich bin immer wieder gerührt davon. Einmal, in Kalifornien, erklärte ich staunenden Amis, daß Deutschland seit dem Krieg geteilt sei. Und daß durch Berlin eine Mauer ginge. Oh my God! Really? This is shocking! So der übereinstimmende Verwunderungstenor. Nun habe ich für immer ein neues Bild im Kopf. Es zeigt den pfundigen Günther Strack im klassischen Königswams, mit Krone und Szepter und Reichsapfel verziert, auf den abgebrochenen Zinnen des Heidelberger Schloßes, hoch über den einfältigen Amerikanern droben.
    Lasset uns die Ferngläser erheben. Und einen Toast ausbringen.

  11. #11

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    Liebe oha,
    ich möchte nur mitteilen, dass ich vor zwei Wochen in deinem Wohnort Bamberg war und dort bei einem Antiquariat die beiden ersten deutschen Übersetzungen von Marcel Proust ins Deutsche (Titel: Auf den Spuren der verlorenen Zeit/Der Weg zu Swann/Im Schatten der jungen Mädchen) für nur DM 40.- bekommen habe. Diese Erstübersetzungen sind 1926 im Berliner Verlag 'Die Schmiede' erschienen. Übersetzt hat sie seinerzeit Rudolf Schottlaender. Was das nun jetzt mit den Paparazzis zu tun hat, folgt heute Abend auf diesem Strang...(weil ich jetzt leider schnell weg muss)
    ------------------
    œlfur

  12. #12

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    Lieber Wolfgang Mueller,
    über derlei Fund freue ich mich immer, auch wenn ich in Heidelberg sitze, und nicht wie Heikele im Bamberger Bücherparadies. Gratuliere!
    oha
    (Beitrag wurde von oha am 18.03.2001 um 14:37 Uhr bearbeitet.)

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