Seite 2 von 4 ErsteErste 1234 LetzteLetzte
Ergebnis 13 bis 24 von 38

Thema: Büttner, Werner

  1. #13
    ***schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf***
    Registriert seit
    01. 2001
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    860
    Eine wirklich sehr schöne Geschichte. Obwohl ich diesen Künstler nicht kenne, möchte ich in diesen 'Kunst-Forum' eine andere Geschichte hinzufügen. Kennt jemand noch Bernd Mattheus aus Kassel? Mattheus machte sich damals einen Namen als Herausgeber der Schriften von Antonin Artaud und Georges Bataille. Ebenso gab es Recherchen und Textcollagen zu den verstorbenen Wiener Aktionisten Rudolf Schwarzkogler. Es existieren auch sehr gut geschriebene, umfangreiche Biografien zu Artaud und Bataille von Mattheus. Damals, etwa 1980 oder 1981, waren diese Artaudübersetzungen neu in Deutschland. Ich entwickelte mich geradezu zu einen Artaudfan, verschlang jedes Buch und folgte die Wege von Mattheus ersten Publikationen in ganz kleinen, alternativen Literaturzeitschriften, bevor Matthes & Seitz ihn für sich entdeckten. Der Gedanke, ihn zu besuchen, spornte mich an. Ich erwartete, dass sich Seelenverwandte treffen würden. Also fuhr ich eines Tages nach Kassel, da ich seine Adresse ja von einen dieser früheren Herausgeber kannte und brauchte auch nicht lange, seinen Wohnplatz zu finden. Der lag in einer Hochhaussiedlung, die ähnlich dem 'Markischen Viertel' hier in Berlin ist. Das hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Die zweite Verwunderung war, ein Namensschild aus Messing, welches völlig neu zu sein schien und den namen 'mattheus' schon klein schrieb. (Die Kleinschreibweise war damals noch nicht üblich, aber ein Mesiingschild hatte ich nciht erwartet). Ich nahm mir also ein Herz, klingelte und irgendwo in den oberen Stockwerken stand Bernd Mattheus vor mir; leicht irritiert und aus seinen Gedanken gerissen, da er keinen Besuch erwartet hatte. Merkwürdigerweise ließ er mich gleich in seine Wohnung, ohne zu fragen, wer ich sei. In seinem Arbeistzimmer lief die elektrische Kugelkopfschreibmaschine. Ich nahm unaufgefordert Platz und erst jetzt kniff Mattheus die Augen zusammen und fragte, ob wir uns kennen würden. Ich verneinte diese Frage und sagte, ich hätte seine Bücher gelesen, wobei ich alles andere als entspannt war. Mattheus war nicht der abgemagerte 'poet maudit' mit dem feurigen Blick, den ich erwartet hatte. Er war ein kleiner blasser Mann mit Bauchansatz; vielleicht Anfang 30. Es war eine sehr unangenehme Atmosphäre zwischen uns. Nachdem ich ihn gesagt hatte, dass ich seine Bücher kennen würde, nickte er die ganze Zeit geistesabwesend vor sich hin, ohne mich auch nur einmal anzuschauen. Das ging tatsächlich einige Minuten so. Schliesslich sagte er, 'dass das jetzt nichts mehr bringen würde', was mit anderen Worten soviel hiess, dass ich gehen solle. Also ging ich, frustriert und enttäuscht und mit dem merkwürdigen Gefühl, mich schlecht benommen zu haben.

  2. #14
    Member
    Registriert seit
    12. 2000
    Ort
    Wien
    Beiträge
    286
    Ach wir armen Kunstgroupies, wie gut, dass wir das nicht mehr sein muessen.
    Ich hab mal in einer Art, denn nicht anderes konnte das sein, Fieberwahn, 1982 auf der dokumenta 7 vorgehabt, die erste von 7000 Eichen von Joseph Beuyss abzuhacken, das waere auesserst unhoeflich und mies gewesen, ich wollte es mit einem Haufen ranziger Punks machen, mit denen ich in der Jugendherberge in einem Zimmer wohnte.
    Die waren aber zu schwach, visionslos oder was weiss ich.
    Einmal haben wir auf einem Parkplatz gefruehstueckt, da hab ich Milch verschuettet, meint der eine Punk: 'Macht nichts, fressen die Bienen'
    Das ist haften geblieben: FRESSEN DIE BIENEN!

    MILCH!!

  3. #15
    ***schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf***
    Registriert seit
    01. 2001
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    860
    Wolfgang Müller machte mir heute am Telefon den Vorschlag, hier eine Kolumne 'Über die Dümmlichkeiten bildender Künstler' zu moderieren. Ich glaube, ein Buch würde dabei nicht ausreichen - und eine Enzyklopädie wäre schon angemessener. (Aber ich möchte mich auch nicht kleinkariert und kunstfeindlich geben, was ja auch oft zu einer Attitüde von Künstlern geworden ist). Ausserdem ist die Büttner-Kolumne dafür doch ganz praktisch.
    Mit den 'Charmanten Schamanen' wollten wir zur 'documenta' einmal einen Hubschrauber ausleihen und Flugblätter gegen das Kunstspektabel verstreuen. Das war aber nur so eine Idee für eine Aktion, mit der man unbedingt Aufmerksamkeit erregen konnte - und auch nicht sehr originell. Wir vergaßen das Ganze wieder. Eine Bewerbung hatte sowieso keinen Sinn. Und Kataloge zu einem Organisator zu senden, um sich darzustellen, war ziemlich aussichtslos. Also haben wir die 'documenta' nie besucht - nach dem Motto, wer uns nicht beachtet, den beachten wir auch nicht.
    Ich habe einmal den Fehler begangen, mich an einer Kunsthochschule zu bewerben - bei einem F.E. Walther in Hamburg. Der sagte nur, was will der hier - das ist ein fertiger Künstler und nahm lieber eine Schauspielerin, die ihren Beruf an den Nagel gehängt hatte und erst vor einer Woche angefangen hatte zu malen. Dieses Girlie hiess Nadine, war sehr affektiert und spielte ein wenig die nymphomanisch veranlangte Hexerin, durch deren Ausstrahluung die Jungs schon einmal einen epileptischen Anfall bekamen. Irgendwann sah ich sie einmal beiläufig als Groupie und Statistin in einem Middendorf-Projekt.
    Diese Art von Kunst-Girlies mit angehendem Managerinnen-Charme sind mir noch einige Male begegnet, aber zum Glück gab es beiderseits keine weiteren Interessen. Eine davon hiess Jill Mercedes, die sich damit büstete, direkt aus Paris zu kommen und mir gönnerhaft die Adresse von Brion Gysin gab, der wiederum ein Freund von Burroughs war. Es gab einmal eine Zeit in der 'Eisfabrik' Hannover, wo jeder Künstler in Jill Mercedes verliebt war, weil Jill Mercedes mit jedem etwas hatte, aber mit jedem nicht zuviel. Als ich in Paris war, konnte ich Mr. Gysin nicht erreichen.
    Das war auch zu der Zeit, als ich den Erfinder der WEST-Werbung Jürgen Mau aus Hamburg kennenlernte. Ein sehr angenehmer Mensch, der es nicht nötig hat, anzugeben und der seine Konzeptkunst als exklusives Hobby betreibt.
    Irgendwie empfand ich Hamburg aber immer etwas schoffelig. In der Buchhandlung 'Welt' sprachen alle immer von Kiev Stingl, aber der war nicht mehr dort. Stingl las einmal bei der verstorbenen Schauspielerin Vera Ziegler, die eine Art literarischen Salon in ihrer Wohnung in Berlin-Friedenau unterhielt. Es gab keine Einladungskarten, nur kurzfristige Telefonanrufe. Da ich dort auch einmal gelesen hatte, wurde ich immer wieder eingeladen. Kiev Stingl machte beschwörende Gesten bei dem Vortrag seiner Gedichte, was wohl an einen düsteren, klassichen Dichter erinnern sollte: vielleicht Lord Byron. Das fand ich ein wenig übertrieben, kann aber ansonsten nichts Abfälliges über ihn sagen. In Berlin hatte ich ein Wiedersehen mit Hilka Nordhausen, die ich sehr schätzte und welche ich noch zu einigen kleinen Projekten einladen konnte. Hilka war schon sehr krank, aber ich durfte das Wort 'Krebs' in ihrer Nähe nie erwähnen. Unsere letzte Begegnung fand im Urbankrankenhaus statt, wo sie mir ihre letzte Publikation 'Glücklichsein für Doofe' signierte. Ein grossartiges Buch, welches viel zu wenig beachtet wurde. Ich weiss noch, dass Hilka dem Pflegepersonal misstraute, weil sie meinte, sie würden ihr die frisch gedruckten Bücher stehlen.

  4. #16
    Avatar von Kai Herrmann
    Registriert seit
    01. 2001
    Ort
    Maisch-Ransch, Potsdam, Mittelfinland, hoffentlich demnächst Neufundland, oder Farör vielleicht
    Beiträge
    554
    Dieses Lokal wo Kippenberger Mau-Mau spielte:
    War das der 'Engländer' am Karl-Lueger-Platz.

  5. #17
    Moderator
    Registriert seit
    01. 2001
    Ort
    Wien
    Beiträge
    1.576
    Nein, Alt-Wien, Englaender gabs damals noch gar nicht

  6. #18
    Member
    Registriert seit
    01. 2001
    Ort
    Wien
    Beiträge
    11
    Als Kippenberger in Wien lebte - Herbst 1984 bis Frühjahr 1985 war ich seine Assistentin. Also - Leinwände grundieren, vorher alles einkaufen, viel Farbe mit Moulinex Mixer zusammenbrauen und die meisten Hintergründe malen. (Ich hab da Geschichten auf Lager, die sind unglaublich...)Später kam auch Oehlen nach Wien, der brauchte aber keine Assistentin, da er sich alles immer selber machte. Der stand da irgendwie drauf. Wa ihm authenischer oder ehrlicher. Seine Hände waren schon ganz verschrumpelt und alt vom vielen Arbeiten mit Terpentin und Kassler Braun. Einmal nahm ich Kippenberger mit zu einem privaten 'Vortrag' den Markus Brüderlin über... irgendeine enorm wichtige Ausstellung hielt. Wahrscheinlich eine Neo-Geo SAche mit viel Armleder, Federle, usw. Die halbe Wiener Kunstszene saß da rum und lauschte andächtig den ernsten Ausführungen von Brüderlin. Kippenberger und ich saßen eher weiter hinten. Es waren vielleicht 10 Leute da, alle ganz still udn ehrfürchtig. Kippenberger soff Bier und Wodka, rauchte eine nach der anderen (in Brüderlins Nichtraucherwohnung!) und stänkerte so gnadenlos und frech herum, dass sie uns am liebsten rausgeschmissen hätten. Aber der er ja so 'berühmt ' war,traute sich das keiner. Ich kicherte in mich hinein.

  7. #19
    Moderator
    Registriert seit
    01. 2001
    Ort
    Wien
    Beiträge
    1.576
    Geschichten auf Lager? Unglaubliche gar?
    Her damit!

  8. #20
    Member
    Registriert seit
    01. 2001
    Ort
    Wien
    Beiträge
    11
    Kippi und Oehlen fuhren mal mit dem Taxi von Köln nach Florenz, oder wars Mailand? Grund: Ganz spontaner Entschluss - ein paar Tuben Brera-Ölfarbe kaufen. (Das Taxi kostete angeblich 4000 DM.) Die hielten das einfach an der Strasse auf und sagten nicht - 'Messegelände oder Hauptbahnhof sondern...Florenz'! Was sich da wohl der Mann im Auto dachte? Seufz, ja so war'n diese Jungs - und die doofe Geschichte erzählen sich noch 20 Jahre später alle, das war wohl schon die paar Mark wert.
    Geld spielte keine Rolle und Kippi war der erste mir bekannte Künstler, der mit so viel Geld herumschmiss, und das so herrlich unmoralisch und sinnlos, dass den Wiener Jungkünstlern Mitte der 80-er Jahre die Spucke weg blieb.

  9. #21
    Member
    Registriert seit
    01. 2001
    Ort
    Wien
    Beiträge
    11
    Kippi und Oehlen fuhren mal mit dem Taxi von Köln nach Florenz, oder wars Mailand? Grund: Ganz spontaner Entschluss - ein paar Tuben Brera-Ölfarbe kaufen. (Das Taxi kostete angeblich 4000 DM.) Die hielten das einfach an der Strasse auf und sagten nicht - 'Messegelände oder Hauptbahnhof sondern...Florenz'! Was sich da wohl der Mann im Auto dachte? Seufz, ja so war'n diese Jungs - und die doofe Geschichte erzählen sich noch 20 Jahre später alle, das war wohl schon die paar Mark wert.
    Geld spielte keine Rolle und Kippi war der erste mir bekannte Künstler, der mit so viel Geld herumschmiss, und das so herrlich unmoralisch und sinnlos, dass den Wiener Jungkünstlern Mitte der 80-er Jahre die Spucke weg blieb.

  10. #22
    Member
    Registriert seit
    01. 2001
    Ort
    Wien
    Beiträge
    11
    Hey-Moderater. Können Sie da mal einen meiner Beiträge löschen. Das war nicht ich - das 2.Mal - sondern meine unkontrollierte linke Hand. Au

  11. #23
    Moderator
    Registriert seit
    01. 2001
    Ort
    Wien
    Beiträge
    1.576
    Ich kann das nicht loeschen, das kann nur der Hausmeister!
    Ich bin auch mal mit dem Taxi gefahren,von Budapest nach Wien, hat aber nur 1000 Schilling (ung 150 DM) gekostet, ich sagte zum Taxifahrer am Flughafen sinngemaess, er moege mich zu dem der drei budapester Bahnhoefe fahren, von wo die Zuege nach Wien abgehen, er verstand aber nicht nur nicht Bahnhof, sondern nur Wien, fuhr und fuhr, bald merkte ich den Fehler, mir wurde heiss, aber der Fahrpreis, den er nannte , war dann doch noch verschmerzbar.

  12. #24
    ***schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf******schwampf***
    Registriert seit
    01. 2001
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    860
    Soviel ich weiss, war das aber nicht selbst verdiente Kohle von Kippenberger, sondern die seiner wohlhabenden Verwandtschaft. Kein Grund also, sich zu wundern, oder? Mit ein wenig Bataillscher Zeitgeist-Philosophie, die ja damals en vogue war, liess sich das aber schon rechtfertigen.
    (Beitrag wurde von Hartmut Andryczuk am 25.01.2001 um 22:16 Uhr bearbeitet.)

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •