Wie ich den Künstler Werner Büttner kennengelernt habe:
Ich war mit Hans Werner Poschauko (siehe A.R.Penck-Kolumne) auf einer Ausstellung von Werner Buettner. Und wir waren Kunst-Groupies. Betrunkene noch dazu. Eine laestige Kombination.
Meine Brille war zu jener Zeit in der Mitte zerbrochen und mit Klebeband der Firma TIXO zusammengehalten.
Wir draengten uns an den Kuenstler, der gerade mit dem stadtbekannten Linguisten und Privatgelehrten Martin Prinzhorn dreckige Witze riss, so schien es zumindest, denn Buettner hat eine unglaublich dreckige Art zu lachen, so schnarrend wie Ernie aus der Sesamstrasse, synchronisiert von Gerd Duwner.
Wir luden beide zu einer noch am selben Abend stattfindenden Party bei Doris G. ein, gaben ihnen die Adresse, sie sagten, sie wuerden es sich ueberlegen.
HWP und ich torkelten noch ein bisschen in der Galerie herum, da entdeckten wir ein interessantes Kunstwerk, eine Holzsaeule, in die eine Bar geschnitzt war, darauf lag ein deutscher Reisepass, auf dem ein geschnitzter Widderkopf stand. Den nehmen wir uns mit, raunte ich HWP zu, den Reisepass, der duerre, kaum Sichtschutz bietende Hans Werner sollte sich so stellen, dass niemand den Kunstraub bemerkt, leider war das Dokument angenagelt, alles wackelte, ich musste den Widderkopf abheben, unter die Achsel klemmen, um dann den Pass an mich zu reissen, NATUERLICH hat das jeder mitbekommen, spaetestens als wir aus der Galerie LIEFEN!, statt uns diskret fortzuSTEHLEN.
Die Party war dann ganz lustig, glaube ich, ich war wie ueblich der letzte Gast, blieb der Einfachheit halber gleich dort schlafen.
Um 1o Uhr klingelt das Telefon, Doris G. geht ran 'War gestern bei ihnen ein Typ mit einer geklebten Brille, er moege bis 11 den Reisepass (von Buettner uebrigens) wieder zurueckbringen, andernfalls schalte ich die Polizei ein' , das war der Galerist.
Ich LIEF wieder in die Galerie, bloede grinsend, und gab den Pass ab, niemand lachte. Diesmal STAHL ich mich raus.
Viele Jahre spaeter wollte ich einen Text von Werner Buettner haben, der auch Autor ist, ihn zu erreichen ist aeusserst schwer, er lebt in Hamburg, aber wo weiss keiner, er ist untergetaucht, auf der Flucht vor einer Frau, auf einer Flucht (jetzt wirds pathetisch), auf der man keinen Reispass braucht, sondern nur ein gutes Versteck
(Beitrag wurde von tex am 11.01.2001 um 04:06 Uhr bearbeitet.)
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