aber wie erklärst Du einem Chinesen Loriot?
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aber wie erklärst Du einem Chinesen Loriot?
Loliot?
mannheimer fressgasse, mit dem fahrrad steh ich an der roten fussgängerampel, die ich normalerweise überfahren würde, wenn man dort nicht gerade einen etwas gesichtsstarren opa im rollstuhl über die strasse rollte. sein anblick wehte mich seltsam an, als er in nicht mal zwei metern entfernung an mir vorbeigeschoben wird, von einer blonden frau im beigen trenchcoat. der mann trägt schwarzen anzug, sitzt in einem schwarzen xxl-rollstuhl, seine beine ragen leicht abgewinkelt steif nach vorne, an ihren enden schlackern die füsse, wackeln über den fussrasten in seltsamen klettverschluss-sandalen. die sehen aus wie aus einem made in west germany-nostalgieladen. obwohl sie nagelneu schwarzledern glänzen. erst da erkenne ich dr helmut kohl, den einheitskanzler, dauerparkplatz auf der friedensnobelpreisliste.
es gab einen moment, da empfand ich echten respekt für ihn, als er wutentbrannt mit dotter am revers auf einen hallenser eierwerfer zustürmte, ihn verdreschen wollte und nur mühsam von seinen gorillas zurückgehalten werden konnte. jetzt stehen die gorillas in der seitenstrasse und sichern einen silbernen mercedes suv, der auch aussieht wie ein design-dinosaurier aus der alten bundesrepublik, wenn gleich auch er nagelneu scheint. zwei starke männer werden fast fünf minuten brauchen, um ihren steifen chef auf den beifahrersitz zu bugsieren, während seine frau bewegungslos am steuer sitzt und geradeaus auf die windschutzscheibe starrt.
dann fädelt der wagen geräuschlos in den verkehr ein. ein junges türkisches ehepaar mit kinderwagen steht still, sieht dem wagen nach und scheint sich zu fragen, ob und woher überhaupt sie den mann kennen.
Im Park kommt uns Markus Lüpertz entgegen. Nein, nicht in einer Sänfte, er joggt. Und zwar ganz alleine, nicht einmal umgeben von einer schweigenden Traube seiner so wissbegierigen Schüler. Sein Trainingsanzug sitzt albern akkurat. “Guck mal, da kommt der größte Schwachkopf unter der Sonne“. Markus Lüpertz passiert uns, joggt vorbei und blickt zurück. Wir auch. Sein empörter und zudem sehr böser Blick sagt mir, dass er gehört hat. Was für ein kleinlicher Gockel. Dann tragen die Füße den Joggingfürsten davon.
Empörter und böser Rückblick für den größten Schwachkopf unter der Sonne find ich jetzt nicht kleinlich.
Höchst unsnobby, ihn so plump zu registrieren.
Freitagmittag fahre ich mit der geliehenen A Klasse auf den Hof der Sixt Autovermietung, den sie sich mit einer Tankstelle teilt. An den Zapfsäulen stehen nur dunkle Limousinen mit breiten Reifen. Sicher wollen die Fahrer unter sich bleiben und nichts mit der Billigtankstelle 20m weiter zu tun haben. Ich parke den Wagen, raffe mein Gepäck und sehe auf dem Weg zum Büro aus dem Augenwinkel mal wieder Helmut Thoma. Er steht schon seit einer ganzen Weile an der Zapfsäule, die Brille in der Hand, den Kopf nach oben gereckt und schaut den Zahlen beim Drehen zu, während der Benzinschlauch in seinem schwarzen Maserati hängt und voll tankt. Er steht dort unverändert, als ich aus dem Büro komme.
trotz meinerseitiger vorfahrt, schießt ein sehr verwirrt parkplatzsuchender herr aus der in diesem falle wohl besser als ausfahrt zu bezeichnenden einfahrt des reichstagsgeländes. es ist HA schult in einem weißen ford.
Ein sehr kleiner und knopfäugig selig dreinschauender Gregor Gysi lässt sich am Eingang des Hamburger Miniatur-Wunderlandes von der Aussage, dass man ungefähr mit einer Stunde Wartezeit rechnen müsse keineswegs vom knopfäugigen selig dreinschauen abbringen.
Birol Ünel kaut auf einem Käsebrötchen von Kamps herum und kann sich in seinem Vollsuff nur mit größter Mühe auf den Beinen halten. So torkelt er die Torstraße herunter, samstags um 15 Uhr.
... hoffentlich nicht gegen die Wand.
Ben Becker walked mittags an der Spree. Ohne Stöckchen. Mit Sonnenbrille. Auf dem Bündchen seiner Trainigsjackenrückseite steht mittig ZEN. Scheint ein ausgeglichener Arsch zu sein.