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Ja, Hr. Herdieckerhoff,
natürlich, den Rothemund hatte ich ganz vergessen. Der war auch ein bißchen farblos, oder?
Diese Mahnmal-Geschichte aktiviert mein Gedächtnis enorm, mir fällt immer mehr ein. In Niedersachsen haben ja die traurigen SPD-Ritter Karl Ravens (irgendwann auch mal Wohnungsbauminister) und H. Kasimier auch ein vorbildliches Scheitern hingelegt. Da wollte der SPD-Ministerpräsident Kubel Platz machen für einen neuen SPDler, bei knappster Mehrheit. Das ging gleich mehrmals schief, erst für Kasimier (der aus irgendwelchen Gründen als Übergangskandidat gedacht war, vielleicht wollte Ravens in Bonn bleiben), dann mit dem eiligst hergeholten Ravens gleich mit Pauken und Trompeten. Statt dessen wurde der Keksgigant E. Albrecht (CDU) auf den Schild gehoben, der späterhin durch verständnisvolle Worte über die Folter in Staatskrisen auffiel. Ravens wurde übrigens nach längeren erfolglosen Jahren von einem Blender abgelöst, von dem man heute viel hört.
Für mich sind im Rückblick Kasimier und Ravens diejenigen, die dachten, daß es irgendwie mit rechten Dingen zugeht. Eine tapfere Parteilaufbahn verbürgt irgendwann auch ein hohes Amt ... doch sie wurden abgelöst von den Grinsern und den Machern und den Zähnezeigern.
Übrigens, der Lorenz Niegel (einst CSU-MdB in Kulmbach) ist dieser Tage verschieden; der hatte den Bundestag doch auch verlassen wegen irgendeiner dubiosen Geschichte, in der Alkohol, ein Kraftfahrzeug, eine Amnesie und ein mehrtägiges Verschwinden eine wichtige Rolle spielten. Oder?
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Lieber Jochen Herdieckerhoff,
Es wäre sicherlich eine Lüge zu behaupten, daß meine frühe politische Meinungsbildung nicht maßgeblich von Umständen wie z.B. dem geprägt wurde, daß in meinem Heimatstädtchen nie eine andere Partei als die CDU den Bürgermeister gestellt hat und die Lokalpolitik seit jeher im Zeichen der Christdemokraten stand (und, soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann, noch steht), oder dem Umstand, daß ich lange, anstrengende Jahre an einer Klosterschule verbrachte, an der ein erzkonservatives Weltbild mit einer prähistorisch anmutenden Didaktik vermittelt wurde, die uns Pennälern die SPD als Vorhut Moskaus und die RAF als Verkörperung des Bösen schlechthin verkaufen konnte und letztlich viele von uns in die Arme der JU trieb. Doch deswegen von einer 'argen Kindheit' sprechen? Nein, das trifft nicht zu. Ich habe die 70er Jahre als eine schräge und unglaublich facettenreiche Zeit in Erinnerung, die mich und andere Nostalgiker immer wieder zu persönlichen Rückblicken animiert, was in diesem Forum bekanntlich wunderbar zum Ausdruck kommt.
Ach, und natürlich darf ich Ihnen, Hr.Herdieckerhoff, versichern, daß mein aktuelles Votum weitgehend unabhängig von den Erfahrungen der Kindheit erfolgt und ich durchaus imstande bin, das derzeitige politische Geschehen kritisch zu beurteilen. In diesem Sinne grüßt Sie herzlichst
Ihr Nevergrewup
(Beitrag wurde von Nevergrewup am 26.07.2001 um 21:16 Uhr bearbeitet.)
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ich schmeiss mal eben Zimmermann (nicht Ede) und Späth in die Runde. War das auch 70er?
Viele Grüße, Zwicki
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also der Lothar Späth ist mittlerweile erfolgreicher Unternehmer bei Jenoptik
und der Zimmermann, Vorname....Friedrich (ich gestehe, ich habe gegoogelt) war mal Bundesinnenminister, hmmmm...
ich hab immer nur das eine vor Augen:
ein legendärer Auftritt bzw. Ausritt mit einem Moped, zweck unbekannt, wo Friedrich Zimmermann vor versammelten Reportern und Kameras die Kurve nicht kriegt und quer über eine Beeteinfassung mittenmang in einen Vorgarten knattert und sich schlingernd wieder rausrettet auf den Gehsteig und dann ich weiß nicht wohin fährt....
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Pfoa, Herr Dr. Mronz,
gleich so viele Ausgrabungen auf einmal - und was für 'schene Leich', wie man hier in Wien (bzw. derzeit Villach) sagt!
Also der Ravens war mir noch dunkel präsent, weil der mußte sich ja dann auch dem Wähler stellen und fiel nochmals durch. Aber Kasimir war mir komplett entfallen. Hut ab!
Vom Dr. Albrecht - hat da vielleicht noch jemand eine alte Platte, wo er mit Familie Volkslieder singend über die grüne Heide läuft? Und sein alter Kamerad Havelmann o.s.ä. war auch immer dabei.
Zu gescheiterten Wahlgängen noch ein Nachtrag: der Saarland-Zeyer ist ja auch im ersten Wahlgang im Landtag gescheitert und dann hat er geschwitzt wie ein Schwein und gestammelt: 'Ich nehme das zur Kenntnis'. Ist mir heute noch in bester Erinnerung.
Ihren totalen Trumpf, Dr. Mronz, haben Sie für mich aber mit Helga Zepp-Lauroche aus der Tasche gezogen: ICH WILL DIE WAHLSPOTS WIEDERSEHEN. Die Partei ist ja alle vier Jahre mit einem neuen Namen angetreten, aber immer stand Helga Zepp vor einem AKW und verkündete: 'Wir haben das Patentrezept'.
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PATENTREZEPTE waren dann u.a. ein Transrapit von Paris nach Moskau oder die sofortige Entmachtung der Queen, weil die hält alle Fäden der Weltmachthaber in der Hand und ist auch verantwortlich für die Ermordung von Johannes Paul I., so Helga Zepp.
Eine solche Frau geht der dt. Politik heutzutage echt ab, meine ich. Die hätte ja fast schon einen eigenen Strang verdient.
Und an Sie, lieber nevergrewup: es war ja nicht bös gemeint, ganz im Gegenteil!
Ich selbst hab ja als Sextaner (ohne Anstiftung von Erwachsenen) die Plakate des örtlichen CDU-Kandidaten nächtens unter Eier-Dauerfeuer genommen. Sowas prägt halt fürs Leben. Wohl deshalb hab ich bis heute noch keinmal mein Kreuzerl bei der CDU gemacht - das nachwirkende schlechte Gewissen, vermutlich...
Auf Zwickis Einwurf von 'Old Schwurehand' Zimmermann erwidere ich 70ergemäß: Alphons Goppel, der war ein Kaliber - und sein Sohn geht uns heute noch auf den Zünder...
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Innenminister Zimmermann hat sich seinerzeit u.a. mit der Forderung an Herbert Achternbusch profiliert, die Fördergelder für den 'gotteslästerlichen' Film 'Das Gespenst' zurückzuzahlen. Das hat der Achternbusch natürlich nie getan, aber dafür einen Witz in die Welt gesetzt: Herr Zimmermann kommt zum Arzt, auf seinem Scheitel sitzt ein Frosch. Der Arzt fragt: 'Und was kann ich für Sie tun?' Der Frosch antowrtet: 'Herr Doktor, ich habe da so ein Geschwür am Hintern...'
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Hat Friederich nicht auch, der CSU-Folklore folgend, sein Auto betrunken über die Autobahn gesteuert, einen Unfall verursacht und dann wegen 'Unzurechnungsfähigkeit' mildernde Umstände bekommen?
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Ja, genau. Das war ja der Skandal damals. Ein Minister, der für unzurechnungsfähig erklärt wurde. Das war zwar nicht während seiner Zeit als Minister, aber immerhin.
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Tschüßi Zwicki