Harfouch Corinna kauft ein

Viel wird geredet über Corinna Harfouch, die die Göbbels im Untergang spielte und jetzt auch noch eine Ehefurie am Deutschen Theater.
Gelassen schiebt sie ihren Einkaufswagen durch die breiten Gassen des Minimalsupermarktes in Berlin- Kulturbrauerei. Sie trägt schwarze Stiefel mit hohen Schaft, das Leder sieht so anschmiegsam und weich aus. Darüber einen halblangen Rock, der kurz über den Knien endet, ein gestärktes Hemd fällt fließend über den eleganten, schlanken Körper. Und darüber ein Trenchcoat, nicht ganz so lang wie bei Privatdetektiven. An der Kasse seh ich sie heimlich an: von der Seite. Ein fein geschnittenes Gesicht, wie mit einem Zirkel gezogen. Ich denke an die Kinder in dem Film, die vielen Kinder, die sie tötet. Ihre eigenen.

Draußen stellt sie ihre Einkäufe ab, um einem Obdachlosen mit Hund etwas Geld in die Hände zu drücken. Und dann verschwindet sie in der herbstlichen Nacht, zurück zum Krieg der Frauen.

Jessica

Erst Kinder vergiften, dann Obdachlose durchfüttern! Da stimmt doch was nicht!

Der Obdachlose war garantiert ein Altznazi. Das mit dem "Krieg der Frauen" finde ich hingegen total übertrieben. Reicht denen denn nicht mehr das gute, alte Schlammcatchen?

[lustiger Spasswitz mit Goebbels drin]

Vorhin war ich auf einem sehr blöden Jazz-Ding mit sehr gutem Vorsatz. Oben am Kudamm gibt es seit Mitte Dezember eine Kneipe, die sich wie eine Mitte-Bar Anfang der 90er benimmt. Rohe Betondecke, offene Kabelschächte, naja. Drinnen die Leute, die Berlin in den 80ern aufgemischt haben und jetzt den Volvo abbezahlt haben; die Kinder sind groß genug um sie alleine lassen zu können.
Das Bier schmeckt scheisse, es ist übervoll, die Musik nervt.
OK, alle Einnahmen gehen an die die Asien-Flutopfer, trotzdem muß man da nicht länger als eine Stunde bleiben.
Hinter der Theke wusselt Corinna Harfouch und wäscht Gläser ab, stilgerecht im schwarzen Rolli. Sehr ungeschminkt, sehr unauffällig. Ich erkannte sie garnicht, wurde auf sie aufmerksam gemacht.
Sie war sehr lässig, plötzlich mochte ich sie sogar.
Dann sind wir doch schnell weiter in die Universal Lounge am Lehniner Platz.
Da kam dann Jürgen Vogel an unseren Platz.
Das war dann aber eine andere Geschichte.

Ich wurde mal Frau Harfouch vorgestellt mit folgenden unfaßbaren Worten: "Du, Corinna, das ist die Soundso, die ist ein ganz großer Fan von dir!" Frau Harfouch nickte pflichtbewußt und lächelte gequält. Ich war starr vor Schreck. Das rette mich zumindest davor, ihr ein verzweifeltes "Ist ja gar nicht wahr!" entgegenzuschleudern. Nach ein paar totpeinlichen Sekunden verabschiedete ich mich murmelnd, wünschte meinen Vorsteller zum Teufel, mich unsichtbar und ergriff die Flucht. Mein einziger Trost war und ist die Hoffnung, daß La Harfouch dieses unangenehme Ereignis schon fünf Minuten später wieder vergessen hatte.

Nur der Form halber: Wann war eigentlich der Tag, als die Spastis übernahmen?

Vorgestern?