Watts, Charlie ("Shopping" mit Charlie Watts)

In meiner Eigenschaft als Sportreporter für
Radio Bremen hielt ich mich Anfang 2000 in London auf, um vom UEFA-Cup-Spiel des SV Werder Bremen bei Arsenal London zu berichten. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich im Alter von 37 Jahren zum allerersten Mal diese Stadt besucht habe. Egal. Am Tag des Spieles war Gelegenheit, ein wenig in der Stadt umherzuschlendern, als London-Debütant war 'Harrods' natürlich die erste Adresse. Kaum in der Sportabteilung angekommen (ich sollte für einen Nachbarsjungen, der gerade 'Fever Pitch' gelesen hatte, einen Fanschaal von Arsenal besorgen), geschahs: ein kleiner Mann mit fettigen, glatt zurückgekämmten Haaren stand sichtbar gelangweilt in der Abteilung für Reitsportartikel herum. Ich war nicht ganz sicher, glaubte aber CHARLIR WATTS vor mir zu haben. Kollege Henry Vogt war auch dabei. Ich fragte ihn sogleich, ob er meine Einschätzung teilte, er aber antwortete, von den Rolling Stones sein ihm nur Mick Jagger und 'Brian Adams, oder wie der heisst' bekannt. Immerhin hatte er wenigstens einen Kugelschreiber dabei. Ich hatte mit vorher noch nie ein Autogramm von wem auch immer geholt, sah aber nun den Zeitpunkt für gekommen. Immer noch nicht so ganz sicher, sprach ich Charlie Watts an, glücklicherweise war er«s tatsächlich und offenbar gar nicht so unfroh über diese kleine Abwechslung, denn seine Frau war nimmermüde immer noch dabei, praktisch die gesamte Abteilung leerzukaufen. Ich bat ihn um ein Autogramm, er n i c k t e. Nun erst begann ich, einen Zettel zu suchen, fand in der Eile (muß ich zugeben: mit hochrotem Kopf) nichts anderes, als meine Eintrittskarte für das Spiel am Abend. Charlie, wie ich ihn mittlerweile zumindest im Geiste nannte, wollte ausgerechnet auf dem perforierten Abschnitt unterschreiben, was zur Folge gehabt hätte, das ich Highbury am abend nicht hätte betreten dürfen - das ginge dann vielleicht doch etwas weit. Auf sein ertauntes Gesicht angesichts meines Hinweises darauf sagte ich: 'We«re German Reporters for the Arsenal Match, from Bremen'. Und er ANTWORTETE mir sogar, um es ganz deutlich zu betonen, er SPRACH mit mir. Nämlich : 'Ah, Bremen'. Tja, so wars.
Leider konnte der Kollege meinen Stolz nicht recht teilen, der Ignorant kannte ihn ja nicht mal wirklich. Schon in der ersten Minute der Reportage vom Spiel habe ich diese Begenheit erwähnt, was mir eine kleine Rüge vom Chef einbrachte, weil es angelblich 'nicht zum Spiel' gehört hätte. Auch ein Ignorant (aber das Autogramm hat er sich trotzdem zeigen lassen):

Wie traurig - gerade las ich, dass Charlie an Kehlkopfkrebs erkrankt ist.

Hurra! Damit ist er nächstes Jahr auf meiner Liste!

"Du Zyniker". Zudem wird Watts ja wieder völlig gesund; das sagt zumindest das Management, und die werden es ja wohl wissen. Eher ein Tipp: Hugo-Egon Balder.