Müller-Maguhn, Andy (Freeclimbing)
Hätte die beschriebene Sitzung im ICC stattgefunden, könnte hier eine Überschrift aus fast nur Akronymen stehen
Besprechung beim CCC in Berlin. Etwa 20 Leute nehmen teil, darunter Halbprominenz und auch Andy Müller-Maguhn, der CCC-Star, das ICANN-Mitglied. Für Leute, denen diese Abkürzungen nichts sagen - nicht so schlimm, das schlichte Folgende kann man ohne jedes Fachwissen nachvollziehen.
Andy Müller-Maguhn hört meist nicht zu, sondern klappert an seinem Apple-Notebook herum. Dass er nicht zuhört, merkt man daran, dass er von Zeit zu Zeit entweder sehr laut und wichtig etwas in den Raum ruft, das sowieso schon klar und gesagt war. Oder dadurch, dass er, ohne sonderlich Anlass dazu zu haben, aber laut und wichtig, etwas verkündet, wie 'XY sei ein Riesenarschloch' oder 'YZ eine Schweinerei und Verarschung.' Beides ist meist nicht eben strittig, tut dafür aber auch umso weniger zur Sache.
Ungefähr in der Sitzungsmitte bekommt er plötzlich ein Thema serviert, das ihn die restlichen 60 Minuten über beschäftigen wird. Gerade wurde beschlossen, für eine Kampagne eine Website einzurichten. Wie soll sie heißen? Überraschenderweise einigt man sich schon nach fünf Minuten auf einen Namen, worauf Müller-Maguhn, von dessen Notebook aus mehrere Kabel den Raum durchlaufen, gefragt wird, ob er im Netz sei und bitte nachsehen könne, ob der beschlossene Domainname noch zu haben sei.
MM schrickt hoch - nein, er ist nicht online - beginnt aber gleich verstärkt zu klappern. Nach zirka drei Minuten, die Diskussion ist inzwischen weiter gegangen, ruft er plötzlich: "Scheiße, ich hab das Passwort vergessen!" Springt auf, rennt zu einem Telefonapparat und ruft irgendwen wegen des Passwortes an. Dann klappert er wieder im Notebook herum.
Irgendetwas scheint nicht zu funktionieren. MM steht auf und zieht einen Tisch (zwei Personen sitzen daran) aus dem Besprechungsgeviert und ruckelt ihn an die Wand. Er klettert auf den Tisch und reckt sich zu einer lampenartigen weißen Schale an der Wand hinter der es blinkt. Er zieht die Schale von der Wand, fummelt an ihr und ruft in den Raum, ob hier wer wisse, wo an dem Teil der Reset-Button sei. Keine Antwort, macht er also weiter.
Heruntergeklettert scheint immer noch nichts zu gehen. Also begibt sich MM nochmals zum inzwischen wieder in Reih und Glied gerückten Tisch, zieht ihn nochmals zur Wand - die aktuelle Rednerin schrickt auf, sie hatte ihn nicht kommen sehen - nimmt diesmal einen Stuhl dazu, stellt ihn auf den Tisch und klettert hinauf. Gerade rechtzeitig ruft jemand: "Achtung, der Stuhl!" Nicht ohne Grund, denn die Stuhlbeine befinden sich bereits auf der Tischkante. Zwei Diskutanten springen herbei und halten die Beine des Stuhls, auf dem MM noch etwa fünf Minuten steht und an dem Modem hantiert. Zwischendurch ruft er in Richtung Wand: "Hat hier wer nen Schraubenzieher," und stochert dann mit einem Kuli auf das Gerät ein.
Einige Minuten nach dieser scheinbar gleichfalls ergebnislosen Inspektion wird die Übung zum dritten Mal wiederholt, nur dass man diesmal auf den Stuhl verzichtet. Gebrummel und Gestocher, dann geht es wieder zurück ans Notebook über dem für den Rest der Sitzung verstärkt gebrütet wird.
Als sich dann alle zum Gehen erheben, schrickt MM - der schon vor zwei Stunden erklärt hatte, dass er nicht lange werde bleiben können - hoch und ruft: "Ach ja, das hat nicht geklappt mit online; weiß nicht ob die Domain noch zu haben ist." Dann klappt er sein Notebook zu und packt es ein.
