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villazon, rolando
auf dem heimweg gestern durch die friedrichstraße fahren und wie immer wegen der ampel leipziger straße im stau stehen, weil schon ein wartender rechtsabbieger alle anderen am weiterfahren hindert. rechts steht ein mann, den ich kenne. im ersten moment halte ich ihn für mr bean. an seinem t-shirt hängt ein kleiner junge, der so am shirt zieht und zerrt, dass es fast am boden hängt. wahnsinn, diese augenbrauen! die hab ich doch gerade noch irgendwo gesehen. dann fällt es mir ein. mittwoch in der oper. er ist der mann, der von carmen, der dummen kuh, erst um den finger gewickelt und dann eiskalt fallengelassen wurde.
und dann passiert folgendes. ich weiß nicht genau was mich dazu bewegt, vielleicht ist es die hitze im auto, vielleicht die nachwehen der wm, auf jeden fall kurbel ich mein schiebedach auf, hupe rum und winke herrn villazon unkontrolliert zu. alle vorbeigehenden schauen mich an. herr villazon bemerkt mich nicht.
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Die Oper und vor allem deren Besucher waren in meiner Vorstellungswelt bisher mit einem weitaus selbstbeherrschteren Odeur behaftet. Vielleicht söllte ich da doch mal reingehen, wenn ich nur die Mittel dazu aufwenden könnte.
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Eine äußerst amüsante Anekdote aus dem Bereich der Musik: Im Freundeskreis spielte Brahms einst eine große Cello-Sonate. Der Cellist war dem schwierigen Werk in keiner Weise gewachsen. Brahms wurde immer wütender, spielte seinen Klavierpart immer lauter und lauter. In einer kurzen Pause des Cellos flüsterte der unglückliche Spieler Brahms zu: "Spiel doch leiser, ich höre mich ja selbst nicht mehr." Brahms murmelte nur: "Du Glücklicher!"
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Ich hab auch eine:
In Bad Kissingen gastieren regelmäßig Tourneebühnen mit Theater- und Opernaufführungen. Während die Theatervorstellungen immer recht gut besucht sind, hatten die Opern eine Zeitlang nur spärlichen Besuch – trotz eifriger Werbung unter den Kurgästen. Das wurde jedoch schlagartig anders. Alle Operngastspiele waren plötzlich ausverkauft, und immer mehr Musikfreunde und –freundinnen drängten zu den Kassen. Das war natürlich für den Kurdirektor eine erfreuliche Entwicklung, wenn er sich auch den Grund dafür nicht erklären konnte.
Doch eines Tages erfuhr er die Ursache des Besucheraufschwungs, als er zufällig die Unterhaltung einiger weiblicher Kurgäste mithörte. Eine jüngere Frau flüsterte einer anderen zu: "Sie sollten öfters in die Oper gehen; ich hab' nämlich gelesen, dass Opernbesucher rapide abnehmen."
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Meine Anekdote ist lustiger. Hergehört!
"Was wird wohl einst auf der Tafel stehen, die man Ihnen zu Ehren hier oben anbringen wird?", fragte ein Freund des Komponisten Johannes Brahms, als er mit diesem vor dem Haus Karlsgasse 4 in Wien stand, das der Meister lange Jahre bewohnte. Trocken erwiderte Brahms: "Wohnung zu vermieten!"
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Keine Anekdote, aber ein Musikerrätsel.
Ein junger Doktor der Rechte und eine Stiftsdame, von denen kein Mensch wusste, dass sie mit einander in Verhältnis standen, befanden sich einst beim Komponisten Beethoven in einer zahlreichen und ansehnlichen Gesellschaft. Die Dame, jung und schön, trug, wie es zu derselben Zeit Mode war, ein kleines schwarzes Schönpflästerchen im Gesicht, und zwar dicht über der Lippe, auf der rechten Seite des Mundes. Irgend ein Zufall veranlasste, dass die Gesellschaft sich auf einem Augenblick aus dem Zimmer entfernte, dergestalt, dass nur der Doktor und die besagte Dame darin zurückblieben. Als die Gesellschaft zurückkehrte, fand sich, zum allgemeinen Befremden derselben, dass der Doktor das Schönpflästerchen im Gesicht trug; und zwar gleichfalls über der Lippe, aber auf der linken Seite des Mundes.
Wie kam es dazu?
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...die Moden ändern sich bekanntlich rasend.
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Ich weiss auch eine Anektdote, aber darin kommen keine Musiker, sondern nur Gräfinnen vor. Darf ich die trotzdem erzählen?
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Nur zu, nur zu. Der einst so schöne Strang ist eh ruiniert!
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Solange ich noch nichts schreibe, geht's ja noch.
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Dem Komponisten Mozart sagte der Arbeitsmann Fessler, der Baum, unter dem sie beide ständen, wäre auch wohl zu klein für zwei, und er könnte sich wohl unter einen andern stellen. Der Mozart, der ein stiller und bescheidener Mann war, stellte sich wirklich unter einen andern: worauf der Fessler unmittelbar darauf vom Blitz getroffen und getötet ward. Ganz schön bitter.
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Meine Herren, mir dünkt, wir gebärden uns ähnlich wie das vortreffliche Frl. Marieke in ihrem Coupée hupend, händewedelnd.
Im Jahre 1919 schrieb Marcel Proust anlässlich seines Umzugs vom Boulevard Hausmann, in welchem er sein Zimmer, wie es ja legendär ist, mit Korkeiche hatte ausschalen lassen, in eine provisorische Wohnung in der Rue Laurent-Pichat, nachdem der geräuschempfindliche Dichter zunächst in Erwägung gezogen hatte, die Verschalung zunächst aus der alten Wohnung entfernen zu lassen und anschließend sein neues Quartier damit auskleiden zu lassen, an Mme. de Noailles: "Ich kam auf die Idee, es könnte besser sein, die Verteidigungsvorkehrungen in das Ohr zu verlegen. Mme. Simone hat mir von Elfenbeinkügelchen, die Herzogin von Guiche von Vaselinewatte erzählt."
Ich bitte die Herrschaften, es mir nachzusehen, dass ich in der Erinnerung der Herzogin von Guiche falsch den Titel einer Gräfin zuwies.