Juhnke, ein Abend mit Harald.

Ich greife zurück auf eine nicht näher bewiesene, an sich aber schlüssige und für meinen Geschmack rührende Erzählung meines Freundes U., der sich Mitte der 80er sein Linguistik-Studium in Berlin mit Taxifahrten finanzierte.

Harald war damals von der Tagespresse fallengelassen worden. Alkoholismusschicksale fesseln das Publikum solange, wie sie in wirkungsvoller Selbstzerstörung oder ihrer Überwindung münden. Harald aber soff träge vor sich hin und buk nichts mehr. U. bekam einen Funkspruch, er möge sich im Club sowieso einfinden, Eintritt und Getränke wären frei und 10 DM Verdienstausfall die Stunde bei der Zentrale geltend zu machen. Er fuhr zu besagtem Haus, ohne weiteres zu wissen. Es handelte sich um einen kleinen Nachtclub, mit abgehalfterter Gesangsanlage, mangelnder Beleuchtung und Harald auf der Bühne, der damals gerade anfing diesen Sinatraquatsch zu entwickeln. An den Nachbartischchen sassen fast ausschliesslich Kollegen, die dem Notruf auch nachgegangen waren. Unter dem schönen Motto: ein Abend mit Harald. Insgesamt soll es aber sehr unterhaltsam gewesen sein, nur Juhnke war unglücklich berührt, dass das Publikum fast ausschliesslich aus Männern bestand.