Burkhard, Gedeon; Novotny, Franz (halten Hof in der Schleifmühlgasse)
War es Winter, war es Sommer? Ich weiß es nicht mehr. Es war nach Mitternacht, es war in den letzten zwei Jahren, und es war in einem dieser schlauchartigen Lokale, deren Eingänge, naschmarktwärts gesehen, rechts in der Schleifmühlgasse zwischen 1995 und 2001 um den Flieger und das Café Anzengruber in den Grunderzeitfassaden aufgeploppt und zum Teil wieder verschwunden sind oder umgebaut wurden.
Im Schlauch, an der Theke Gedränge, an den Schlauchseiten auch - ein großes Gamma, den überlangen Längsbalken entlang, dann am Querbalken vorbei, und dann in einer Hinterstübchen-Ausbuchtung mit Toilette. In der Ausbuchtung herrschten neo-existenzialistische Gespräche. Aus der Toilette kamen hin und wieder schniefende Jungs zurück.
Sitzen konnte man nur im Hinterstübchen und, sehr hoch, auf einer gepolsterten Bank am Gamma-Querbalken. Vor der Sitzbank gab es auch einen Tisch. Stand man an der Theke gleich am Eingang, drang der Blick nicht bis ins Hinterstübchen vor, sondern blieb an der Sitzgruppe hängen. Auf die war auch ein Spot gerichtet - er verstärkte die architektonisch bedingte Blickrichtung der Thekensteher und -steherinnen.
In diesem Blicksogpunkt saß links auf der Bank Gedeon Burkhard, seitwärts zur Wand gekuschelt, den rechten Arm auf die Lehne gestützt, und plauderte in solch ostentativ entspannter Zuwendung mit, Exit, nur keine Panik, Franz Novotny. Um die beiden im lime-light Plaudernden herum hingen in putto-gleicher Dichte jugendliche Bewunderer und schienen jedes Wort begierig aufzusaugen. Gelegentliche Scherzworte ließen die Gruppe im Gelächter wogen. Die schniefenden Jungs, die vom Klo kamen, konnten dann am Gewoge vorbei nur schwer zurück an ihre Thekenplätze.