Zitat:
Ja. Wobei "nicht mögen" hier heißt: Leute erkennen ein diskriminierendes Verhalten, etwa Frauenhass oder Antisemitismus, und kritisieren das.
Wenn dem so wäre, wäre ja alles in Ordnung, denn wer, wenn nicht ein reaktionärer Depp, wollte etwas gegen Kritik an diskriminierendem Verhalten haben? Aber Stokowski hat in Woody Allens Autobiographie nichts Diskriminierendes erkannt, sie hat sie auch nicht kritisiert, sie hat sie augenscheinlich nicht mal gelesen. Sie hat - mit Sascha, Kathrin und anderen - versucht zu verhindern, dass andere sie auf deutsch lesen und ggf. kritisieren können. Genau das ist mit "Cancel Culture" gemeint: nicht offene Widerrede im freien Diskurs, sondern Entzug von Wahrnehmungsmöglichkeiten für die Gegenseite. Natürlich weiß Stokowski das selber, im Gegensatz zu Sibylle Berg ist sie ja nicht blöd, sie tut bloß so. Und bei der Gelegenheit macht sie auch noch auf unschuldig:
Zitat:
Allerdings sind die allermeisten Menschen, die als Teil der "Cancel Culture" betrachtet werden, nicht in der Lage, irgendetwas zu verbieten, sondern sie kritisieren einfach bestimmte Werke, Kunstschaffende oder Institutionen (...)
Ich hege großes Misstrauen gegen Menschen, die ihre vorgebliche Machtlosigkeit als Argument anführen. Denn es spricht wenig dafür, dass sie ihre Grundsätze ändern, sobald sie in eine tatsächliche Machtposition gelangen. Aus all dem spricht ein autoritärer Geist, der unter vielerlei Misständen leidet; zuvörderst unter dem, anderen nicht so das Maul verbieten zu dürfen, wie er es gerne täte. Ich habe den Verdacht, dass manche sich den Kampf gegen Diskriminierung nur deshalb auf ihre Fahnen schreiben, weil das edler klingt als "Ich will, dass ich das Sagen habe und du nicht". So, und des reescht misch uff, und des wollt isch Ihne grad emal saache.