Rundanrufe des Wahnsinns

gehören eigentlich auch hier rein, ich bin sicher, die bekomme nicht nur ich.

Die letzten Fälle aus den vergangenen 2 Wochen:

Anteile an einer Diamantenmine in Aserbeidschan. Da habe ich leider zu schnell aufgelegt, um etwas drüber zu berichten

"Sie haben einen Organizer gewonnen, dürfen wir Ihnen den zuschicken?" Eine Firma Skandinavian-was-weß-ich schenkt mir ihre Zeit, der freundliche Anrufer bedankt sich für meinen Beitrag bei einer Umfrage, die man im Internet durchgeführt habe, und aus allen Teilnehmern habe man mich ausgelost, für den Organizer. Während er noch faselt google ich schon nach der genannten Firma, die ist natürlich nicht zu finden. Ach ja, man handle ja mit Druckerzubehör jeglicher Art, was denn hier für Laserdrucker stünden, dafür hätte man vielleicht derzeit eine Sonderaktion laufen, ab drei Kartuschen gleichzeitig gäbe es nochmal extra Rabatt. Ich bitte um Zusendung einer Preisliste und des Organizers, die Adresse habe man ja wohl, wenn man schon die Telefonnummer rausgesucht habe. Er windet sich noch, ich lege auf.

Heute: "Guten Tag, Herr Schmittchen, der Tierschutzverein bedankt sich für Ihre Unterschrift gegen Tiertransporte, wären Sie eventuell bereit, unsere Arbeit auch finanziell zu unterstützen?" Ich sage, ich habe nichts gegen Tiertransporte, so fern sie in meiner Küche landen und streite eine gegebene Unterschrift ab. Sie wundert sich und nennt einen Namen, das sei ich doch. Nein, bin ich nicht, nur der Druckfehler im Telefonbuch lautet genau so. Ich wünsche frohes Telefonieren und lege beleidigt auf, denn für derart blöd gehalten zu werden tut schon weh.

Den Nicht-Transport von Tieren könnte man doch finanziell sehr leicht unterstützten. Laichende Frösche sind leicht zu lädieren, wollte ich meinen.

An einem Dezemberabend komme ich spät nach Hause. Auf meinem Anrufbeantworter ist eine seltsame Nachricht: Ein Herr Wartenberg teilt mir mit, dass er den Termin, den er mit mir am 19.12. habe gerne verschieben möchte. Ich solle bitte zurückrufen unter der Tel. Nr. blablabla. Weder kenne ich einen Herrn Wartenberg, noch habe ich am 19.12. einen Termin, also ignoriere ich den Anruf.

Am nächsten Abend das gleiche Spiel:Herr Wartenberg, Termin...... Ich versuche unter der angegebenen Telefonnummer zurückzurufen, aber entweder ist sie falsch hinterlasen worden oder ich habe sie falsch notiert, jedenfalls tönt mir nur "Kein Anschluß unter dieser Nummer entgegen."
Gut, denke ich, ist halt deren Problem, wenn sie ihre Termine und Gesprächspartner durcheinander bringen. Dann vergesse ich den Vorfall.

Im Januar ruft mich Hr. Wartenberg erneut an, erreicht mich diesmal persönlich und schwätzt mir was von dem verpassten Termin vor, mit Herrn Schimmel. "Nein", sage ich, "ich weiß von keinem Termin". "Aber wir haben doch am 6. Dez. einen Termin vereinbart", beharrt Hr. Wartenberg. "Das haben wir sicher nicht,am 6.12. war ich im Urlaub," entgegne ich schon etwas ungehalten. Herr Wartenberg fragt mich dann, ob ich nicht trotzdem eine Termin möchte: Finanzberatung unverbindlich und kostenlos. "Danke, kein Bedarf." sage ich und lege auf.

Wochen später: Herr Schimmel ist am Apparat. Ich hätte doch damls den Termin verpasst, ob ich nicht....
"NEIN!!! Ich hatte keinen Termin und ich will auch keinen," erwidere ich genervt. "Ja, aber wir haben doch am 6.Dezember..."stottert Hr. Schimmel beleidigt." Das haben wir nicht, ich war nicht da am 6.12., das habe ich Ihrem Kollegen auch schon gesagt, bitte belästigen Sie mich nicht weiter..", gifte ich ins Telefon und lege auf.

Natürlich haben sich die Herren Wartenberg und Schimmel nie wieder gemeldet - bis jetzt.

Aber für besonders clever haben sie sich wohl gehalten...

Also, ich hätte mich da voll drauf eingelassen, sag ich jetzt mal so.

Etwas Spaß muß sein.

Schöner sonniger Herbstag, drei Uhr nachmittags. Das Telefon klingelt. Ich hebe ab und sage „Hallo?“.
Eine Frau redet in Südpfälzer(?)-Dialekt drauf los. Warum ich meine beiden Apfelbäume noch nicht abgeholt hätte.
Oh, da müsse sie sich verwählt haben, sage ich freundlich, bin schon dabei aufzulegen.
Nein, sie habe sich nicht verwählt, ich sei doch wohl M*** S***.
Da hat sie allerdings recht. Aber woher weiß sie meinen Vornamen, der steht nicht im Telefonbuch.

Wo ich denn wohne, frage ich sie, etwas stutzig geworden.
Sie sagt mir hörbar genervt meine richtige Anschrift. Und dass ich jetzt ENDLICH meine beiden Apfelbäumchen abholen solle, diese stünden nämlich schon seit gestern abholbereit da und würden vertrocknen. Ihr Chef mache bereits Terror.
Äh, wo das denn sei, von wo aus sie anriefe.
Sie nennt den Namen einer Gärtnerei und eines Dorfes, von dem ich noch nie etwas gehört habe.
„Wo liegt das denn?“ frage ich.
Bei Emmendingen (20 km nördlich von Freiburg) ich solle jetzt nicht so rum machen, und sagen wann ich käme.
„Äh“, sage ich. Tausend Gedanken rasen gleichzeitig durch mein Hirn.
„Ich habe aber keine Apfelbäumchen bestellt oder gekauft“, sage ich. Wie sie auf die Idee käme.
„Das ist ja wohl eine Unverschämtheit!“ faucht sie mir entgegen. Mich jetzt noch rausreden zu wollen. Ich hätte vor fünf Tagen zwei Apfelbäumchen bestellt und da stünden sie nun und vertrockneten, was das solle, sie nicht abzuholen und die Bestellung auch noch zu verleugnen, so käme ich nicht durch, mit ihr, so eine Frechheit.
Ich werde etwas kleinlaut und frage mich, was das alles zu bedeuten hat, liegt der Fehler am Ende doch bei mir?

„Ähm, wie soll ich denn die Bäumchen bei Ihnen bestellt haben? Schriftlich? Mündlich?“
„Na, angerufen haben Sie, ich habs ja hier noch auf dem Anrufbeantworter.“
Mein Gesicht wird ganz heiß. Sollte ich vielleicht in der Wirrnis nächtlicher Trunkenheit telefonisch zwei Apfelbäumchen bestellt haben? Aber wozu? Und: ich besitze keinerlei Telefonnummern für Gärtnereien aus dem Raum Emmendingen. Und wenn doch, wie hätte ich auf eine derart abstruse Idee verfallen können. Ich besitze weder einen Garten, in den ich die Bäumchen hätte einpflanzen können, noch ein Auto, mit dem ich die bestellten Bäumchen hätte abholen können. Außerdem, und das ist ein besonderer Scherz an der Sache, wohne ich keine 50 Meter von einer Gärtnerei entfernt in der man bedeutend einfacher ein Apfelbäumchen hätte erwerben können. WAS in aller Welt soll das also?

„Ich habe nie einen Apfelbaum bei Ihnen bestellt“, versuche ich es erneut.
„Das ist doch nicht zu fassen, ich hab Ihren Anruf auf dem Anrufbeantworter.“
„Das ist unmöglich, das kann ich nicht gewesen sein“ – meine letzte Chance: „Ist das ein Witzanruf??“ Ich erwarte schon, dass sich nun alles löst, dass die Dame ihren Pfälzer Dialekt wie eine Maske fallen lässt und mir gratuliert, so gut mitgespielt zu haben. (Ich habe mich doch nicht etwa dumm und leichtgläubig angestellt? Seit Kurt Felix muss man ja immer auf der Hut sein...)

Nein, das sei kein Witzanruf, wenn einer Witze mache, dann sei ich das, ich solle ihr jetzt sagen, wann ich gedenke, die Bäume abzuholen, basta.
Schluck. „Dann müssen sie mir erst mal beweisen, dass ich die Bäume bestellt habe.“
„Kein Problem!“ sagt sie, „ich hab ja ihre Stimme.“
„Können Sie mir das mal vorspielen?“
Nein, das gehe jetzt nicht, es sei aber meine Stimme gewesen, ganz sicher.
„Ich werde aber die Bäume nicht abholen, ich habe nie Apfelbäume bei ihnen bestellt, das doch ein schlechter Scherz."
„Dann müssen Sie sie trotzdem zahlen.“
„Ich zahle ihnen nichts. Ich weiß ja nicht mal, wo diese Gärtnerei sein soll.“
„Dann müssen wir eben einen Anwalt einschalten.“
„Ja bitte, tun sie das.“
Schweigen am andern Ende.
Ich knalle den Hörer aufs Telefon.

Was sollte das?
WER kann sich einen derart blöden Scherz mit mir erlaubt haben?
Wer hat eine weibliche Stimme, kennt meinen vollen Namen und Adresse und eine Gärtnerei in diesem blöden Dorf und kommt auf die dämliche Idee mit den Apfelbäumchen?
Ich sitze da und denke nach.
Oder sollte das ganze eine verschlüsselte Warnung sein? ‚Und wenn morgen die Welt unterginge, so pflanzte ich heute noch einen Apfelbaum’...
Aber warum dann ZWEI Apfelbäumchen?
Ich weiß es nicht und werde es nie erfahren.
Ich habe nichts mehr von der Sache gehört.

Und so vertrocknen die zwei armen Apfelbäumchen langsam und still vor sich hin, es ist ein Drama. Und das alles nur wegen Zuständigkeitsgeficke.


astsuchend davon trottet

lilaxista: man wollte Ihre Resistenz gegen derartige Anrufe testen. Ich gehe davon aus, dass man Ihnen in den nächsten Tage telefonisch Anteile an einer Knäckebrotmine in Hammerfest anbieten wird. Leider war die Sache schlecht gemacht, in Emmendingen spricht man badensisch, daran hätten Sie's merken können.

Ja, der Dialekt war in der Tat EINE, bei weitem aber nicht die frappierendste Merkwürdigkeit des Ganzen.
Aber es soll ja schließlich auch Zugezogene geben, nein, nein, das allein macht es noch nicht unglaubwürdig.
(Was glauben Sie, welche Dialekte man hier in Freiburg alle hören kann.)

Knäckebrotproben bot mir noch keiner.