Schlauch, Rezzo ist merkwürdigerweise kein Gummifetischist*
Genau weiss ich's nimmer, aber es muss so ungefähr vor zehn oder elf Jahren gewesen sein, als der KitKatClub noch ein Geheimtip in Berlin war. Da es in dem Laden immer viel zu sehen gibt, vor allem für ein Landei wie mich, das ich damals war, stand ich also an der Bar und schaute interessiert dem Treiben zu. Plötzlich ging die Tür auf und herein kamen etwa zehn Leute, alle relativ jung und szenig gekleidet, bis auf Rezzo Schlauch, der inmitten dieser Gruppe stand und mit weltmännischen Bewegungen auf die anderen einredete. Was er sagte, konnte ich aufgrund der lauten Musik natürlich nicht verstehen, aber man konnte erkennen, dass er sich in seiner Rolle als schwäbischer Prominenter in der Hauptstadt sehr wohl fühlte. Wir kannten uns flüchtig, waren auch per Du, was aber nicht viel zu sagen hatte, da sich zu der Zeit alle Grünen mit jedem duzten.
Erstaunlicherweise schien er sich wirklich zu freuen, mich gerade hier zu sehen, stellte mich seinem Anhang vor und begann ihnen zu erzählen, was ich denn schon alles für tolle Sachen gemacht hätte und so weiter und so fort. Mir war das Ganze relativ peinlich, zudem hatten wir uns ja nicht wirklich viel zu sagen, also verabschiedeten wir uns recht bald voneinander.
Der Rest des Abends verlief in Bezug auf Herrn Schlauch relativ unspektakulär, er redete viel, trank Bier und verliess den Club nach etwa ein bis zwei Stunden wieder, auch trug er keinen Lack- oder Ledertanga oder ähnliches, was mich bei ihm besonders gefreut hätte, auch eins von diesen langen Demis Roussos Hemden wäre ihm, auch wegen seiner damaligen Haar- und Bartpracht, recht gut gestanden, er hatte aber nur ganz einfache Jeans, T-Shirt und Jacket an.
Ein paar Jahre später traf ich ihn wieder auf dem Flughafen Tegel, nun schon im Anzug mit kurzem Haarschnitt und bezugnehmend auf unsere letzte Begegnung fragte ich ihn, ob er denn ab und an noch den KitKatClub besuche, worauf er mir antwortete, dass er sich sowas in seiner jetzigen Position nicht mehr erlauben könne. Schade eigentlich.
* Die effektheischende Überschrift ist für Jeremy
