King, B.B. - Kartoffelbrei am Plektron
Diese Razzung liegt schon einige Zeit zurück, ich möchte sie trotzdem kurz niederschreiben. Ich hatte die Begegenung ja schon im Zusammenhang mit einem entwendeten Schal erwähnt, habe den Titel jetzt aber geändert, da mir die Püree-Note wichtiger scheint.
Herr King gab also ein Konzert in Hannover, ich glaube es war in einer Gabelstaplerherstellungshalle. Ich befand mich im Backstage-Bereich, da ich meine promotende, tourbetreuende Freundin begleitete. Ich saß in einem Sessel und rauchte. Zuvor hatte ich mich an dem dort aufgebauten Buffet sehr satt gegessen. Der Bereich war durch ein Konstrukt aus Containern, Planen und Stellwänden von der Konzert-Halle abgetrennt. In zweien dieser Container hielt sich Herr King nebst seiner Mannen auf und wartete auf seinen Einsatz. Zuvor sollte noch ein Interview für einen namhaften Musiksender aufgezeichnet werden.
Herr King wurde dazu jetzt abgeholt. Er trat aus dem Container in Begleitung eines ebenfalls ältlichen dunkelhäutigen Mannes, sodaß ich nicht sofort erkannte wer König war und wer nicht. Dieser Mann sollte sich später als Bandmitglied sitzend an der Trompete noch in Erscheinung bringen, was mir bei genauerer Betrachtung seiner gillesbielen Wangen schon hätte eher klar sein können. Der Tross zog an mir vorbei, Herr King winkte mich zu sich heran und sprach etwas in einem für mich nicht verständlichen Amerikanisch zu mir. Er drehte sich um und gab dem Bläser ein Zeichen, woraufhin der mir aus seiner ausgebeulten Jackettasche eine handvoll B.B. King Anstecknadeln, B.B. King Buttons und diverse B.B. King Plektra (schwarz, mit Lucille-Aufdruck) überreichte. Dann zog Herr King seinen sehr großen Cashmere-Mantel aus, steckte seinen Seidenschal in den Ärmel und bat mich darum, während des Interviews auf beides aufzupassen. Ich verstand ihn zwar auch hier nicht, jedoch war die Sachlage eindeutig. Während des Interviews sah ich mir die Geschenke des Trompeten-Mannes genauer an.
An den Plektras konnte ich die Reste einer noch feuchten, sämigen Masse ausmachen, die ich, ohne sie zu kosten und trotz ihrer Geruchsneutralität eindeutig als Kartoffelbrei identifizierte. Als Herr King nebst Gefolge den Interviewraum nach einer halben Stunde verließ, bat er mich um seinen Mantel, den ich ihm gab. Obwohl er aufgrund der 'Studiobeleuchtung' sehr schwitzte, zog er diesen umgehend wieder an. Ich war jetzt doch aufgrund des persönlichen Auftrags etwas aufgeregt und um die Situation zu entkrampfen fragte ich ihn: Do you like mashed potatoes? Herr King nickte mir ohne ein Lächeln zu, der Bläserich drückte mir eine 10 Dollar-Note in die Hand und man verschwand wieder im Aufenthaltscontainer.
Später fand ich den B.B. Kingschen Seidenschal auf dem Hallenboden vor dem Interviewraum und trug ihn einige Winter. Die 10$ tauschte ich während einer persönlichen Insolvenz in DM und das Angestecke verschenkte ich an gute Freunde.
Das Konzert war nett, jedoch habe ich heute nur noch eine alte LP von Herrn King und auch die Freundin bin ich kurze Zeit später losgeworden (siehe Bono Strang).
