Lindenberg, Udo (vollverglast)

Von einem Gewährsmann soeben per Telefon berichtet

Samstag, Leipzig, Backstage beim "Rock gegen Rechts"-Festival, einem von Udo Lindenberg organisierten Treffen der Betroffenheitstreffenmafia.

Es herrscht allgemein schlechte Laune, da sich der Publikumsstrom eher im Niedrig-Ampere-Bereich bewegt (ca. 2000 Besucher), man fragt sich, wieviele Menschen wohl eine Veranstaltung "gegen Links", "gegen Betroffenheit", "gegen Heinz-Rudolf Kunze" oder ähnliches angelockt hätte.

Nur Udo selbst ist bester Dinge, findet alles "Tralafitti", beruhigt , ganz lebendes Klischee: "keine Panik, ich mach da 'ne Konzertreihe draus!"
Als er dann mit einer Hand seine riesige Monstersonnenbrille abnimmt, in der rechten Manteltasche verschwinden lässt und im gleichen Moment mit der anderen Hand aus der anderen Manteltasche eine Mega-Monstersonnenbrille zaubert, aufsetzt und mit einem "Der kleine Udo muss mal! Auf Wiederschnitzel!" in Richtung der Toiletten verschwindet, hat sich der Abend doch für alle gelohnt.

Warum ruft mich nie jemand an, der sowas erzählt?

Wenn Dich mal jemand anruft, und Dir sowas erzählt, rufst Du mich dann an?
Mich hat mal der Videoclip Regisseur Hannes Rossacher angerufen, ich bin aber nicht rangegangen, er sprach ca 20 Minuten aufs Band, ich hab kein Wort verstanden, dh, Worte hab ich schon verstanden, aber keinen Sinn erkennen können

Klar. Ich rufe alle an.

Wie sieht das eigentlich aus, so ein Lindenberg ohne Brille? Geht mir auch so bei Karl Lagerfeld - ohne Schwarzschirm nicht vorstellbar.

Konnte ihr Bekannter beim Brillenwechsel vor Ort irgend etwas in Richtung Verlust der Persönlichkeit mit gravierenden Folgen für das soziale Umfeld feststellen ?

Zerebrum, der Brillenwechsel muss sich so rasend schnell abgespielt haben, dass Genaueres wohl unter der Hutkrempe verborgen blieb.

Ich habe Lindi nur einmal ganz kurz aus der Nähe gesehen. Hatte erwartet, daß er furchtbar nach Schnaps riecht. War aber nicht so. Er hat furchtbar nach Parfüm gerochen.

Er trinkt vielleicht schon 47/11?

Da tatsächlich nicht mal ein Fähnchen trinkbaren Alkohols ihn umschwebte, wäre das ein plausible Erklärung. Das Zeug roch allerdings erheblich kostspieliger als die Kölner Traditionsbrühe.

Was ist eigentlich aus der guten alten Zeit geworden, als Rocker noch nach Schweiß und Drogen dufteten?

Eine Freundin von mir war mal etwa 6 Wochen lang mit Udo, naja, liiert. Er muss sehr früh einen elektronischen Organizer gehabt haben (wahrscheinlich einen Psion). In diesem Organizer gab es ein Datenbankfeld, in welches er sozusagen für jeden Koitus bzw. für jede niedergestreckte Dame ein "WR" für White Rain eintrug.

Die Bewertung dieses Vorgangs erspare ich mir.

Ich würde den Vorgang von der poetischen Seite her als zumindest nicht ganz einfallslos bewerten. Andererseits werde ich "Raindrops keep falling on my head" wohl nie wieder ganz unbeschwert hören können.

Als ich vor Jahren neben Udo an der Theke stand, gab er dem Zapfer 100 Mark Trinkgeld. „Korrekt“, sagte der.