Lustig, Peter (mag keine Kinder)
Da wir nun einen DVD-Recorder haben, nehme ich brav alles auf, was der Nachwuchs in den nächsten 10 Jahren so gucken soll. Genauso wie ich ebay und Flohmärkte auf Spielzeug meiner Kindheit, speziell mit Dick Bruna-Motiven absuche und leerkaufe. Ich bin der der Pädagogik gewordene Spleen, so eine Art Antiförderung, Stillstand statt Spongebob.
Stolz verweise ich nun auf erste Erfolge, zum Beispiel meine Pingu-Sammlung. Die Sesamstrasse ist leider unertraeglich geworden (rappender Dirk Bach im Magierkostüm). Nur Löwenzahn kommt so gemütlich daher wie immer, gerade erst sah ich eine Folge, in der Peter Lustig auf eine Spam-Mail mit Erbschaftsankuendigung inklusive Vorauszahlung der Gebuehren hereinfällt. "Ach der Peter", denke ich. "Der Peter ist schon der Größte." Ich mag naemlich auch Latzhosen.
Allerdings fällt mir da ein winziges schon lange verdrängtes Ereignis aus meiner Kindheit wieder ein. Ich muss im fernsehfähigen Alter gewesen sein und auch alt genug, um alleine in das Berliner Lochow-Schwimmbad zu dürfen. Ein Freibad, dass heute wahrscheinlich nur in Begleitung von Uno-Blauhelmen betreten werden kann, wenn man keine Jugendgang ist.
Peter Lustig sonnte sich auf einer Decke unweit unseres Lagers, auf dem Claudia und ich Milch aus ausgespülten Marmeladengläsern tranken (ich erklärte mir diese Marotte damals damit, dass Claudias Mutter aus dem Schwarzwald sei.) Unser Stammessen bestand damals eigentlich aus einer Tüte Chips von Sello (89 Pfennig), einen Klumpen Pflanzenfetteis Fürst Pückler von Aldi (69 Pfennig) und einer Flasche Aldi-Orangenlimo.
Peter Lustig hatte keinen mitgebrachten Aldifrass nötig, geschweige denn Milch aus Marmeladengläsern. Herr Lustig war ein Superstar. Zumindest für mich. Ich war noch zu jung für echte Scham, lief also zu Peter, stellte mich neben sein Handtuch und überraschte ihn mit der Information "Du bist Peter Lustig!" Peter ignorierte mich. "Du bist doch immer in Löwenzahn!", schob ich nach. Peter war tatsächlich in Latzhose erschienen (lag neben ihm) und trug seine Nickelbrille. Ein verächtlicher Blick traf mich. Ich schob ab. Schweigend ausgebuht vom Peter.
