Henrich, Dieter (wird von EMNID zu G. v.Hagens "Körperwelten"-Ausstellung befragt)
Ein Freund, ein promovierter Philosoph, arbeitet in einem Call-Center von EMNID. Gestern rief er mich mittags an; ich solle mal raten, mit wem er gerade telefoniert habe, ich überlegte einen Moment, aber da platzte es schon aus ihm heraus: „Mit Dieter Henrich!“ Der Münchner Philosoph Dieter Henrich ist einer der besten Kenner der philosophischen Entwicklung von Kant bis Hegel und als solcher zugleich einer der begrifflich diszipliniertesten Repräsentanten einer Metaphysik, die sich an der Subjektivität als einem Prinzip orientiert. Was damit gemeint ist, läßt sich am besten mit Henrichs eigenen Worten aus dem Aufsatz „Die Grundstruktur der modernen Philosophie“ von 1970 verdeutlichen: „Was modernes Denken erwartet und was es auch hofft, ist nur dies: Das um seinen Bestand im Blick auf eigene Kriterien der Richtigkeit besorgte Selbst möge am Ende einen internen Grund seiner eigenen Möglichkeit finden, der ihm nicht ebenso fremd und gleichgültig entgegenkommt wie der Aspekt der Natur, gegen den es die Energie seiner Selbsterhaltung zu kehren hat.“ Henrichs begriffliche Disziplin und die für ihn charakteristische Kombination aus philologisch-historischer Detailkenntnis und systematischem Problembewußtsein habe ich immer sehr bewundert.
EMNID hat gestern vormittag eine Meinungsumfrage zu der „Körperwelten“-Ausstellung Gunther von Hagens durchgeführt. Dabei waren Fragen zu stellen wie „Gunther von Hagen sieht sich selbst in der Tradition einer ästhetischen Anatomie, wie sie in der Renaissance begründet wurde; stimmen Sie dieser Einschätzung zu?“ Oder: „Würden Sie Ihren Körper nach Ihrem Tod plastinieren und öffentlich ausstellen lassen?“
Bei den meisten Befragten handelte es sich um Medizinprofessoren, aber es sollten auch Gelehrte befragt werden, die sich professionell mit Problemen der Ethik befassen; so kam es, daß auf dem Bildschirm vor meinem Freund der Name „Prof. Dieter Henrich, Universität München“ erschien. Dieter Henrich ist emeritiert. Die Sekretärin, die sich unter der angegebenen Nummer meldete, war jedoch sofort bereit, Henrichs private Nummer weiterzugeben; und Henrich ging auch beim ersten Anruf ans Telefon und war bereit, an der Umfrage teilzunehmen.
Aus Gründen des Datenschutzes kann ich hier nicht die Fragen und Antworten im einzelnen wiedergeben. Von Gunther von Hagen hält Henrich, wie zu erwarten war, gar nichts und seine „Körperwelten“-Ausstellung in ethischer Hinsicht für mehr als fragwürdig, zumal die Herkunft der Leichen nicht in allen Fällen geklärt ist. Als ehemaliger Heidelberger Professor war Henrich auch über den Versuch der Heidelberger Universität informiert, per Anzeige gegen von Hagens unbefugtes Führen des Professorentitels vorzugehen.
Jedenfalls habe ich mich immer noch nicht an diese Konfrontation der geistigen Sphäre, in der ich Dieter Henrich bisher verortet habe, mit Gunther von Hagen gewöhnt, der mir auf Fotos immer wie die nur sehr unvollkommen präparierte Leiche von Joseph Beuys vorkommt.
Er wird meine Finger wieder gehend machen
Tippen & Klicken schmerzt noch arg und ist daher strengstens verboten, aber wenn es einen Grund gibt, das Verbot kurz auszusetzen, dann ist es die Wiederkehr des Herrn Phettberg.
Gepriesen der Stern, der mich heute hierher führte, gepriesen Frau Kny und ihre paßwortheilende Aura, gepriesen Herr Phettberg!
Und was bin ich beruhigt, daß Sie schon seit dem 24. März 2001 nicht mehr ins Forum hinein konnten - ich kam nämlich erst drei Tage später hier an, womit meine Befürchtung, Sie damals vielleicht vertrieben zu haben durch enthemmtestes Unsinnsposting, hinfällig wurde. Gepriesen again!