Howard Carpendale - In geheimer Mission

Man hört sowas ja immer wieder ... Bruce Springsteen springt zu alten Kumpels auf die Bühne und rockt vor ein paar hundert Zuhörern in New Jersey. Oder die Stones hängen sich after hours nochmal die Klampfen in nem kleinen Club in L.A. um.
In Würzburg gibt es sowas bestenfalls ne Nummer kleiner, wenn überhaupt. Jedenfalls raunzte mir der Booker des örtlichen Musikclubs neulich verschwörerisch zu, nächste Woche würde "der Howie" zum "Musiker-Stammtisch" in seinen Club kommen. Howies Band sei nach dem letzten Konzert in Würzburg noch in seinem Club gelandet und habe dort gejammt. Das habe allen Beteiligten so gut gefallen, dass ein Wiedersehen mit "dem Howie" im Schlepptau geplant sei. Ne Email bekam ich dann auch noch, in dem von einem vermeintlichen Geheimauftritt eines gewissen "Howard Carpental" (sic!) die Rede war.
Weil Howie ausgerechnet am 11.11. in Wü auftauchen sollte, blieb ich skeptisch. Allerdings verriet die Internet-Recherche, dass Carpendale & Band am geplanten Abend nur gute 100 km entfernt in Nürnberg konzertierten. Also war ich neugierig genug, des nächtens noch den besagten Musikclub anzusteuern. Die Anwesenheit einer ganzen Reihe mittelalter, kunstvoll ondulierter und so gut es eben noch ging appetitlich verpackter Damen verriet mir, dass das Gerücht die Runde gemacht hatte.
Und nachdem ich vor der kaum zu ertragenden Darbietung einer Hausfrauen-Gospelchorband um 1 Uhr nachts aufs Örtchen geflüchtet war, stand ich bei der Rückkehr ins Geschehen auf einmal vor der Rückansicht eines Sportblousons. Obendrauf saß der blonde Schopf Deutschlands beliebtesten südafrikanischen Schnulzensängers.
The original Howie trägt in der Freizeit also schwarze Jogginghosen, Sportschuhe und ein Sportblouson mit dem rückwärtigen Schriftzug "Lexus". Vornedrauf steht (zum besseren Erkennen des Föhnfrisierten) "Howard Carpendale".
Howie und Band mischten sich unters Volk und ließen sich bestaunen. Nach etwa einer Stunde vertrieb die Howie-Band dann endlich die Gospel-Hausfrauen und sonstige Stammtisch-Musiker von der Bühne. Nachdem die Band ne halbe Stunde gespielt hatte, ließ sich auch Howie zu einem Hello auf die Bühne bitten.
Der Herr kam mir reichlich blasiert vor wie er herumnuschelte "Oh, nun trau isch misch fast nischt nach meine Background-Singer auf die Bühne". Und dann rock'n'rollte die Band allerfeinst durch Blue Suede Shoes während Howie mit der Hand in der Jackentasche den Aushilfs-Elvis gab. Anschließend schnulzte er sich durch "Sorry Seems To Be The Hardest Word". Nun gut.
Eins muss man ihm lassen: Als die Band weiterspielte, hatte Howie mit Kennerauge und Hobbygolfer-Charme die hübscheste Frau des Abends (die auch noch lange nicht mittelalt war) an seine Seite bugsiert.
Ach, eins noch: Im Gegensatz zu offenbar vielen anderen Promis ist Howie im original nicht kleiner als der gemeine Paparazzo dächte.

Hobbygolfer-Charme? Was 'n das?

Mit Hobbygolfer-Charme bezeichne ich jenes Carpendale'sche Attribut, welches es ihm ermöglicht, die hübscheste Dame des Musikclubs, die zuvor von jedem Clubbesucher beäugt wurde (von den männlichen begierig, von den weiblichen voller Eifersucht), an seine Seite zu bugsieren. Weil ich weder Caddy noch Driver mein Eigen nenne, keine Polohemden trage und wenn ich es täte, nicht deren Kragen hochschlagen würde, und Howie dies alles aber tut, vermute ich, dass seine Anziehungskraft damit zusammenhängt.
Grüße,
gunslingertx

Gunslinger,

kann es sein, das sie von dem Sujet "Promis sind größenmässig in echt viel größer/kleiner als in Wirklichkeit" besessen sind? Jancker, Carpendale, klingelts?
Ist es nicht vielmehr so, das Promis in Wirklichkeit größenmässig viel größer/kleiner als in echt sind?

Werter golph,

das mit den Größenanspielungen ist hier so'n Running Gag, dem ich unbeholfen versucht habe, mich anzuschließen - zumindest im Falle Carpendale.
Bei Jancker war ich dagegen wirklich - wie sagt man - beeindruckt.

Ergebenst,
Ihr gunslinger

Hobbygolpher-Charme

Vor allem, weil gunslinger und golph ein und dieselbe person ist, die sich mit sich selbst unterhält, um die eigenen beschissenen beiträge zu wuchten. peinlich.

Dazu muss man wissen, dass sowohl Golph als auch gundingens Zweitpseudonyme von Tristram Shandy sind. Sehr peinlich. Fast so peinlich wie seine Selbstgespraeche mit "Butch Cassidy" der auch vor ein paar Jahren mal was schrieb und sich als Shandy entpuppte. Wirklich, sehr sehr peinlich.

Werter Shandy,

obwohl Du Dich mit einem kaum übertrefflichen avatar schmückst, muss ich Dir widersprechen. Ich mag peinlich sein, aber golph bin ich nicht.
Aber dank Deiner Bemerkung hab ich nun erstmals den Begriff "hochwuchten" verstanden. Hab Dank.

There ain't no room around here for a guitar man,
gunslinger

Ich hab die Geschichte jetzt nicht gelesen, aber for guitar men ist around here grundsätzlich immer room. Meine Meinung.

Dieses Franz Ferdinand Lied, Take Me Out, ist wirklich grossartig, das wird Ronald Rippchen aber wieder nicht verstehen, der hoert ja nur Smiths, Radiohead und so. Howard Carpendale finde ich auch super, nie ein Lied gehoert, aber Carpendale in Interviews, Supertyp.

Frau Sterblich hat wie immer Recht: Für Männer mit Gitarre ist hier Room. Wenn nicht sogar Space. Einschränkung: Gilt nicht für Männer mit roten Gitarren. Wegen Dire Straits.

Ich hab mal eine rote Gitarre auf einen Bühnenboden genagelt, die Gitarre war eingestöpselt und wimmerte erbärmlich. Der Besitzer der Gitarre war im Publikum und verfolgte das Treiben mit Fassungslosigkeit, am nächsten Tag rächte er sich, indem er eine hämische Kritik des ganzen schrieb, er meinte es sei lustig gewesen, dabei war es bitterer Ernst, herrje warum versteht mich niemals jemand.

Ich hab mal Helge Schneider auf einer knallroten Gitarre ein aberwitziges "I am se haus of se New Orleans" spielen sehen. Ich würde den hier gerne reinlassen.
(Mark Knopfler übrigens auch - vorausgesetzt, er verzichtet auf das Stirnband)

.

(sorry)

Carpendale kann man nicht super finden, Knopfauge, spätestens seit Wiglaf Droste ihn super findet, wie er alles super findet, was er sich ähnlich vermutet, im Fall Carpendale explizit: "feuchte Höschendichte", vulgo Resteknallen. Von da zur roten Gitarre ist es noch ein weiter Weg in die richtige Richtung.

Ich lass mir doch nicht von Droste sagen, was ich gut zu finden habe und was nicht, egal was die Geschmacksgestapo sagt. Es gibt nun mal die seltsamsten Schnittmengen, dagegen kann und sollte man sich nicht wehren, sonst muesste ich auch auf einmal die Coen Brueder doof finden, nur weil ein filmgeschmackverirrtes Forumsmitglied die in seinen Top 5 auffuehrt.

Wieso, die Coen Brüder hatten doch alle in ihren Listen, wen meinst Du jetzt genau?

Oder du müßtest dich wegen demselben Forumsmitglied zwingen, Bier abscheulich zu finden, was bedeuten würde, daß du nicht mehr nachmittags um vier schon volltrunkenen Stuß in die Runde pupsen könntest. Aber von dort zu einem korrekten Filmgeschmack ist es noch ein langer Weg in Richtung Mitte.