Als ich den Übersetzer und Herausgeber der Samurai-Bibel 'Hagakure' traf, der damit zum Jarmusch-Film 'Ghost Dog' einen Bestseller landete, bestätigten sich alle Gerüchte über ihn. Nach fünf Minuten hatte der Mann eine Sprachebene erreicht, die mich an die besten Mafia-Filme erinnerte, nur dass Keller auf der richtigen Seite zu stehen schien. Ich war gewarnt worden. Nachdem ein Frankfurter Staatsanwalt ('Porno-Köhler') ihm bei einer Hausdurchsuchung mal ein paar erotische Privatfotos von Freundinnen abgenommen hatte, soll er unmittelbar danach ins Gerichtgebäude gestürmt sein, um den Mann in seinem Büro zu vermöbeln. Leider war der Staatsanwalt nicht da. Keller, der wegen eines Missverständnisses in der Kindheit den Spitznamen 'Killer' erhielt, zeigte ihn wegen Hausfriedensbruch und falscher Verdächtigung an und wurde selbst später freigesprochen, wartet aber noch immer auf seine Fotos. Er berichtete mir von den mafiösen Zuständen, die sich in unserem Justizwesen breit machten, wo sich eindeutig sexualfeindliche Kräfte und verklemmte Moralisten sogar erdreisteten, importierte Kunstwerke wegen angeblicher - doch wissenschaftlich bereits widerlegter - Jugendgefährdung durch den Zoll beschlagnahmen zu lassen, die zur gleichen Zeit in deutschen Läden offen verkauft würden. Auch an der Justiz in Hamburg ließ er kein gutes Haar. Er hatte einst einen Rechsstreit mit British American Tobacco (B.A.T.) um den Ausdruck 'lucky strike' verloren, der der englischen Sprache entstammt und den er für eine Story mit dem Titel 'Luckys Trike' benutzte, der aber von dem Unternehmen ausschließlich für seine Zigarettenmarke beansprucht wurde. Private Nutzung für eine Website wurde ihm untersagt. Die Sache soll ihn 25.000 Mark kosten. Keller wird trotzdem auch hier nicht müde, den Rechtsstaat zu fordern, und schrieb unter seinem Spitznamen sogleich ein Buch zu dem Vorfall ('Die Internet-Mafia'). Unternehmen wie B.A.T. seien dafür verantwortlich, dass Kunst zunehmend Kommerz weichen müsse. Beim Kampf gegen solche Unternehmen hielte er sich selbst an die Strategien der Samurai, wozu auch das Stellen von Fallen und Anwenden von Listen gehöre. Staatsanwälte, die der Zensur Vorschub leisteten, und Richter, die Artikel 5 des Grundgesetzes untergrüben, seien eine Schande für Deutschland und würden die Errungenschaften unseres freiheitlich-demokratischen Systems zerstören. Da Keller, der sich als Kosmopolit sieht, an seinem ersten Roman schreibt und wie Houllebecq thailändische Frauen darin auftreten lassen wird, sprachen wir auch über moderne Literatur. 'Ich bin halt schon 37, da kommen mir Ergüsse wie die von Casati und Marc Fischer (er hat einen Roman übers Hagakure verfasst) ziemlich dünn vor', meinte Keller. 'Aber Krachts Reiseberichte sind wirklich gut.' Wo sie Mängel haben, stünden die Affektiertheiten des Autors seinem Erlebnishorizont im Weg. 'Wer in Bangkok bumst statt in Pattaya, hat was versäumt.' Und wer lieber nach Phnom Penh reise statt nach Angkor, wüsste nicht, wo das wirkliche Leben und die großen Gefühle sich abspielten. Keller redete so deutlich und klar wie die Samurai und Zen-Meister in den Büchern, die er selbst verlegt (www.angkor-verlag.de). Wir dürfen auf seinen ersten Roman gespannt sein.