Ich hab mich ja bemüht, aber eine richtig griffige Einleitung ist mir bislang nicht eingefallen. Vielleicht schieb ich eine nach, als postscriptum.
Jedenfalls Premierenfeier im Stuttgarter Staatstheater, wo ich bisweilen beruflich tätig bin; muss wohl so 1992 gewesen sein. Das Stück war schlecht, die Premiere mau und jeder Beteiligte hatte die leise Ahnung, an einem Flop beteiligt gewesen zu sein. Was die Protagonisten dieser Geschichte allerdings nicht im mindesten daran hinderte, sich nach der Aufführung im Theatercafe ordentlich die Kanne zu geben, ziellos durch das Gewühl zu mäandern und dabei jedem zufällig vorbeikommenden Passanten mit den Worten 'Gaanz ganz toll!' ungefragt den Rücken zu tätscheln; naja, Premierenfeier halt.
Auch ich war zugegen und hatte mich mit meinen Bühnentechnikerkollegen zum Zwecke des gemeinsamen Alkoholgenusses an einem etwas abseits gelegenen Tisch niedergelassen, wo wir uns stante pede einem milden Genörgel ob dieser Premierenfeier und der Zustände ganz allgemein hingaben.
Nun ist es ja so, dass es bei fast jeder Festivität diesen einen Moment gibt, in dem zufälligerweise jeder im Raum schweigt, dieser eine Moment, in welchem sich jeder kurz überlegt, dass das Partyschiff soeben auf Grund gelaufen ist und man es tunlichst wieder flottmachen sollte. So auch hier, aber anstatt des landläufigen langsam anschwellenden allgemeinen Wiedergemurmels vernahm ich in diesem magischen Augenblick erschrocken das mehr als sonore Organ des Herrn Becker: 'Ich nehm nochn Bier!' Ich fand das nicht so schön, diese Ausnutzung von magischen Momenten zur Befriedigung niederer Instinkte.
Aufgrund der nicht unbedingt gelungenen Premiere gab es gegen 1 Uhr morgens nur noch zwei besetzte Tische: wir, die friedlich vor sich hinnölenden Techniker und, weit entfernt, einen einsam sitzenden Herrn Becker, welchem offensichtlich seine bisherigen Konferenzpartner verlustig gegangen waren. Er musterte uns besoffen- aufmerksam aus trüben Augen; der Showdown war mit Händen zu greifen!
Wer würde den ersten Schritt wagen? Wir nicht, soviel war klar. Ben Becker war schon damals als Säufer von apokalyptischen Ausmaßen bekannt und er wirkte zudem in diesem Augenblick geradezu erschreckend gesprächsbereit.
Nun, es kam, wie es kommen musste: irgendwann setzte sich dieser kommende Gigant der deutschen Schauspielzunft an unseren Tisch, um dort sofort eine Atmosphäre einer äußerst ungehemmten Adoleszenz zu verbreiten
Nichtsdestoungeachtet war ich der Beckerschen Exegesen nach ca. 20 Minuten müde und trollte mich.
So bekam ich leider nicht mehr mit, wie aus dieser Not- später eine Fahr- und somit irgendwie eine Schicksalsgemeinschaft wurde, schade eigentlich....
Mehr weiß ich leider nicht zu berichten.