das wird ja immer besser hier, ich warte, wir alle warten jetzt eigentlich nur noch auf das mächtige BACKBLECH
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das wird ja immer besser hier, ich warte, wir alle warten jetzt eigentlich nur noch auf das mächtige BACKBLECH
So genau, Simplizissimus, hätte ich das vielleicht gar nicht wissen wollen, aber möglicherweise soll hier Lottman selbst auf die Ebene der Fiktion gebracht werden, um endlich eins zu werden mit seiner Ich-Figur. Oder Simplizissimus ist selbst ein weiterer fiktiver Lottmann. Ich bin jetzt selbst schon so verdorben von diesem Bäumchen-verwechsle-dich-Spiel, dass ich zwischen Heiterkeit und peinlichem Berührtsein schwanke.
Sanguinettis Capriccio italiano hätte man außen vor lassen können. Er ist tot, umgebracht von der Mafia, jetzt wissen wir auch warum.
Warum schreiben diese Leute eigentlich, wo sie doch so ein heiteres Leben führen und selbst Impotenz grandios sublimieren können?
Schreiben ist ja eigentlich unangenehm. Vor allem weil man über angenehme Sachen heute gar nicht mehr schreiben kann. Möglicherweise wäre aber das Leben gerade dann angenehm, wenn man nicht so was Unangenehmes tun würde wie schreiben. So oder ähnlich habe ich das mal bei Thomas Bernhard gelesen. Zudem erfährt man ziemlich viel Unangenehmes über sich selbst, wenn man schreibt. Schreibt man über ein Thema oder schreibt man über Figuren? Reagiert man auf die Zeit, in der man lebt oder bloß auf sich selbst?
Vielleicht versteht sich Lottmann in seinen rasch wechselnden Moden als ein automatisches Klavier des Zeitgeistes. Aber natürlich dreht er sich so wie diese stiftengespickten Walzen dauernd um sich selbst. Es gibt ein sehr tiefsitzendes Darstellungsproblem in bezug auf all diese Dinge. Es ist heute fast unmöglich, seine eigene Erlebniswelt nicht zu karikieren und das Erlebte und Empfundene nicht zu unterbieten. Das muß zu Lottmanns Schutz gesagt werden. Ich meine, wenn man die üblichen Formen heranzieht, die für die Mitteilung neurotischer Erfahrungen mit dem Zeitgeist und sich selbst (auch wenn im Fall Lottmann nur alles halb so schlimm wäre wie von Simplizissimus oder ihm selbst geschildert) zur Verfügung stehen. Vielleicht hätte Lottmann sich eine Ich-Figur erfinden müssen, die weniger arg mit dem Zeitgeist und das ihn repräsentierende Forum verbandelt ist.
Über Intellektuelle zu schreiben ist ja grundsätzlich uninteressant, auch wenn man sie in Bordellen auftreten läßt. Sie haben immer so elitäre Probleme. Normale Menschen haben andere Sorgen, sie leiden nicht unter einer schreibwütigen Verwertungssucht ihrer Erfahrungen, sie können auch nicht einfach nach Bangkok abhauen, wenn es ihnen hier nicht mehr gefällt. Ihr Leben besteht aus zu kleinen Wohnungen, unbezahlten Rechnungen, Kindergeschrei, permanenten Demütigungen. Aber vielleicht ist es auch nicht interessanter, darüber etwas zu lesen. Und auch nicht interessanter, darüber zu schreiben.
Wahrscheinlich verfolgt ein Schriftsteller, der über sich selbst schreibt, ein therapeutisches Ziel, auch wenn er das nicht zugibt. In einer fiktiven Ich-Figur tut er selbst nichts, alles ist bloß das Tun der Figur. In ihr kann er unterbringen, was ihm an sich selbst nicht behagt. Er schafft sich einen metafiktionalen Knappen, den er mit allen Zügen von Kälte, Distanz und unbeugsamer Entschlossenheit ausstattet, um ihn den Ungeheuerlichkeiten, den Verirrungen und Peinlichkeiten der uns umgebenden Welt ungerührt ins Auge blicken zu lassen.
Ich muß jetzt wieder zum Zahnarzt, die einzige Realität, die ich anerkenne.
LOTTMANN.
Nimm meine Liebe an!
BITTE!
Wahnsinn: Das wird mein Lieblingsstrang!
Ich muß sofort schreiben, daß ich den Text nicht mehr scheiße, sondern klasse finde!
Eine mutige Speerspitze gegen die Kamelficker, würdig in den neuen Raben
aufgenommen zu werde!
Mustermann ist ein schwuler Masochist.
Ich war eben mal auf der Hompage von Herrn Lottmann.
http://www.joachimlottmann.de/
Herr Mustermann hat sich noch gar nicht in das Gästebuch eingetragen, ich glaube nun nicht mehr, daß es sich hier um einen schwulen Masochisten handelt.
Herr Raduns, da irren sie sich!
Auch passend:
http://www2.tagesspiegel.de/archiv/2...n-4414027.html
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standard disclaimer: Ich finde das neue Forum gut und habe unseren Hausmeister lieb.
caradatio necesse - (etwas spät dafür, aber zu scheußlich)
(Beitrag wurde von Herr Cohn am 11.11.2001 um 13:14 Uhr bearbeitet.)
Simplizius, jetzt versteht man mehr. Ich habe mich auch immer gefragt warum Lottman seine Protagonisten in seinen Texten, besonders natürlich in 'Deutsche Einheit' nie mit den Frauen ins Bett gehen lässt, oder wenn, dies immer nur kryptisch andeutet.
Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum die Sommerserie 'Der Grüne Heinrich' in der taz nicht gezündet hat, dort beschreibt er eine Sexorgie mit Angelika Beer, das gehört zum Schlechtesten was Lottmann je geschrieben hat.
'Kurz: Dieser Strang braucht Lottermann nicht, er ist ohne schon viel zu gut.'
Auch Ihre von Sachkompetenz völlig freie Grossmäuligkeit wird ihm nichts anhaben können, Herr Cohn.
Will ich wissen, warum Sie heute Morgen ironieresistent sind, Aporie?