Ich war schon immer hilflos. Das ist ja das Schlimme.
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Ich war schon immer hilflos. Das ist ja das Schlimme.
steht hase nicht für 'ich weiß von nichts'
weiß ich nicht.
'Ächz. Es gibt eine neue Plage, sie heisst Manfred Mustermann'
Tex Rubinowitz
Lottmann bringt sein Beiträge wenigstens unter eigenem Namen ins Spiel, genau wie Otaku, von dem ja jeder weiß, wer er ist, aber ganz im Gegensatz zu DerCaptain, der sich feige verbirgt, weil er nix als lästern und nicht schreiben kann (und erst gestern gelernt hat, wer Otaku ist).
Wo liegt die Schmerzgrenze, nach deren Überschreitung man getrost mit der Moralkeule auf einen literarischen Text einschlagen darf? Bei Bataille? Bei Bukowski? Bei Ellis? Bei Sukenick? Bei Houllebecq? Bei Catherine Millet?
Das Problem heißt nicht Lottmann, sondern ³Was darf ein Text?'
Dieses Forum bewegt sich in einer Grauzone zwischen Wahrheit und Erfindung. Wird hier über die Qualität der Wahrheit oder die Qualität der Wahrnehmung geurteilt?
Herrscht im Forum wirklich Konsens darüber wie ³wahr' eine Geschichte sein muß?
Literatur ist nie wahr, sondern immer Erfindung. Selbst Realität wird zur Fiktion, sobald sie beschrieben wird. Und das nicht nur von CNN.
So ist natürlich auch Lottmann in seinem Text genau so wenig Lottmann wie Kurt Vonnegut in ³Slaughterhouse Five' , wo er den Erzähler Kurt Vonnegut nennt, Kurt Vonnegut ist. Deshalb halte ich es für bescheuert, darüber zu diskutieren, ob Lottman nun fünfzehnjährige Thai-Mädchen gevögelt hat oder nicht.
Lottmann hat einen Text geschrieben, den wir entweder gut oder schlecht finden können. Ich habe ihn mit Vergnügen gelesen, was mir ein wichtigeres Kriterium bedeutet als das Rätseln darüber, ob das, was Lottmann beschreibt, moralisch vertretbar ist. Wenn ich sowas ernst nehmen würde, müßte ich mindestens zehn Werke der Weltliteratur aus meinem Büchergestell entfernen.
Wer meint, Literatur finde nur zwischen zwei Buchdeckeln statt und habe hier folglich nichts zu suchen, braucht jetzt nicht mehr weiterzulesen.
Was mich anbetrifft, habe ich in den Beiträgen des Forums freilich mehr Literarisches entdeckt als in dieser ganzen pubertär-elitären Popblase, aus der die heiße Luft offenbar noch immer nicht entwichen ist. Wenn wir es aber hier zuweilen mit Literatur zu tun haben, müßte das (zuweilen) auch auf die kritischen Kommentare abfärben.
Ist Lottmann Literatur? Hier (nur auf diesen Text bezogen, ich kenne kein Buch von ihm) ein eindeutiges Ja. In Amerika würde Lottmans Text vielleicht als ³camp' gelten. ³Camp' ( ein mit dem Ausbruch der Postmoderne etwas veraltetes Wort) ist eine Betrachtung der Welt unter dem Gesichtspunkt des Stils, eines trendigen Stils freilich. Camp ist die Liebe zum Übertriebenen, zum Übergeschnappten, zum ³Alles-ist-wie-es-nicht-ist' und noch einiges mehr, was aber im Zusammenhang mit Lottmann weniger relevant ist.
Lottmanns Art zu schreiben, ist eine Verführungsmethode, die grelle Manierismen anwendet, doppelte Deutungen zuläßt, doppeldeutige Gesten beschreibt, bewußt provoziert, bewußt komisch, verwirrend und geschmacklos sein will, alles was sagbar und unsagbar ist, in einen atemlosen Monolog hüllt und verhüllt. Und all das gelingt Lottmann überzeugend.
Was mich an Lottmann irritiert: Ich weiss nie genau, ob er nun gerade den Stil auf Kosten des Inhalts oder den Inhalt auf Kosten des Stils betont. Letzteres ist nicht ³camp'. Manchmal stört mich totale die Kabarettisierung seiner Suada.
Aber das ist vielleicht Geschmacksache. Und ³guter Geschmack' ist keine literarische, sondern eine gesellschaftliche Definition.
Überdies geht es mir hier weniger um Lottmann als um die Reaktionen, die sein Text auslöst.
Ich stimme dir definitiv in allem zu, was du sagst, Aporie, auch ich hab den Text mit Vergnügen gelesen. Lottmann ist Treibsand.
Das macht ihn so verwirrend.
Dann geht's Dir ja wie ihm selbst.Zitat:
Überdies geht es mir hier weniger um Lottmann als um die Reaktionen, die sein Text auslöst.
Ehrlich gesagt: Dann bin doch eher für Lottmann pur, als für dieses oberlehrerhafte 'Ich erkläre jetzt mal Euch Pappen, was Literatur ist, sein kann und darf'-Geschreibe von Aporie.
'Das Problem heißt nicht Lottmann, sondern ³Was darf ein Text?''
Welches Problem?
'Lottmann hat einen Text geschrieben, den wir entweder gut oder schlecht finden können.'
Eben. (aber ein paar Gründe dürfen wir schon nennen, sonst wär es ja auch langweilig wie die Umfragen drüben in der neuen Software)
'Ist Lottmann Literatur? Hier (nur auf diesen Text bezogen, ich kenne kein Buch von ihm) ein eindeutiges Ja. In Amerika würde Lottmans Text vielleicht als ³camp' gelten. ³Camp' ( ein mit dem Ausbruch der Postmoderne etwas veraltetes Wort) ist eine Betrachtung der Welt unter dem Gesichtspunkt des Stils, eines trendigen Stils freilich.'
Danke. Wieder was gelernt.
'Aber das ist vielleicht Geschmacksache. Und ³guter Geschmack' ist keine literarische, sondern eine gesellschaftliche Definition.'
Hm ja. Hatten wir schon (siehe oben)
'Überdies geht es mir hier weniger um Lottmann als um die Reaktionen, die sein Text auslöst.'
Ach so, na dann...
Ich möchte nur darauf hinweisen, daß die Stränge zu Lottmanns Postings sich regelmäßig zu den lohnenswertesten im ganzen Forum auswachsen. Furchtbar dumme Sachen stehen neben sehr bereichernden, die Zahl der Beiträge wird dreistellig, und mitmachen tun auch fast alle. Geht's da nicht drum? Außer Maoam will ich sonst nichts.
Und das schreib ich nicht, weil ich Lottmanns blaue Augen mag.
@lila: Er hat ne website, seinname.de glaub ich. Da ist auch ein schmeichelndes Bild drauf, wenn Du wissen willst, wie er aussieht.
da aporie ähnlich langweilig wie lottmann, der textautorverfasser ist, könnte man glatt meinen ...
es geht kaum darum, ob der autor und das ich außnahmsweise zusammenfallen oder nicht. es geht manchmal ganz simpel um den unterhaltungswert des textes. und der ist halt leider miserabel. kopiert, verwurstelt, abgeschrieben, öde, möchteprovozierend und durchsichtig, wie die designerbrille auf apories oberlehrernase. dazu passt wiederum kongenial das verteidigende, mahnende, einlösende, kategorisierende geblubber, das man nur von sich geben kann, wenn man alles versteht, auch dass selbst das geblubber wider 'camp' ist, weil es einen trendigen stil besitzt. ogott.
ich glaub dass ist ein wahrhaft deutscher strang, der später in einer ernsten tageszeitung als feuilletonaufmacher verwendet werden kann. so meta. so ironic.
die nächste geschichte bitte. ist sie auch frisch?
Merkt ihr eigentlich nicht, daß Musti euch alle nur verarscht? In echt ist er gar nicht so, im Gegenteil, schätzt Lottman sogar sehr, und steht, wie mit vielen anderen nunmehr Ex-Haffmans-Autoren auch, schon seit längerem mit dem 'unheimlich beeindruckenden Stilisten, und diese Einbildungskraft!' (M. Musterman)in Vertragsverhandlungen.
Ach, Mustermann.
Hallo, Herr Raduns!!!