jan sturm sitzt in der ringbahn und liest in einem heft im bastei-lübbe-groschenromanformat, titel leider nicht zu erkennen. die höflichkeit der begegnung besteht darin, ihn nicht spontan mit einem notausstiegshammer erschlagen zu haben.
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jan sturm sitzt in der ringbahn und liest in einem heft im bastei-lübbe-groschenromanformat, titel leider nicht zu erkennen. die höflichkeit der begegnung besteht darin, ihn nicht spontan mit einem notausstiegshammer erschlagen zu haben.
Einmal konnte ich eine sehr enge Türe nicht öffnen, weil Moses Pellham der relativ dick ist davor stand. Ich bin in ein Zimmer gegangen und habe gewartet bis der gangfüllende Rapper durchgelaufen war.
Viel erfreulichere Rapperbegegnung mit Samy Deluxe. Er ist sehr höflich und gibt jedem die Hand. Außerdem ist er kleiner und hat einen helleren Teint als im Fernsehen oder auf den Plattencovern. Vielleicht weil man ihn afrikanischer und wilder aussehen lassen will. Die Texte sind ja auch eher unfreundlich.
Wolf Haas auf der großen Auktion zeitgenössischer Kunst, wir kennen uns eigentlich gar nicht, ich muss ihn aber ansprechen, ob er auch was steigern wolle, nein, nur zuschauen, ist wie ein erhitztes Museum, ich bin erstaunt, dass die Hirstbilder trotz allem IMMER noch gehen, was gar nicht geht, und das freut mich, Lüpertz, schon eher niederpreisig angesetzt, und dann will das keiner, Arnulf Rainer auch nicht, Anselm Kiefer hingegen explodiert auf das doppelte, was auch nicht geht ist der kürzlich verstorbene Bruno Gironcoli, und Haas und ich sind beide der Meinung, nur aus dem Grund weil der so gruselig aussah, wer will sich denn sowas ins Wohnzimmer stellen
Warum? Von Hirst gibts doch gute Sachen, muss man doch nich in die kategorische Tonne kloppen oder?
aber nachdem Hirst seine eigenen Sachen gekauft hat um die Preise hochzudrücken, und die Lager seiner Galerie Whitecube voll mit seinem Zeug sind, er also offenbar keine Abnehmer findet, wundert mich doch, dass immer noch Leute diese reine Spekulationskunst kaufen
Ich habe meine Mikorsammlung an Kunst ergänzt durch einige Werke von Kindern - und jetzt warte ich. Kurz bevor ich ins Altersheim überwechsle, werde ich Großes anzubieten haben!
Oh, Frau Kny!
Herr Balsam, das stimmt, aber Sie wissen doch, diese Welt ist aus den Fuhuugen
vor eine paar jahren stand ich an einem sommertag im centre pompidou und ärgerte mich über david hockney und die nonchalante unexaktheit, ja schlampigkeit, mit der die vertikalen und horizontalen linien in „a bigger splash“ ausgeführt waren. wenige tage zuvor hatte ich eine kopie eben dieses gemäldes mit hilfe eines 4x4 cm großen tintenstrahlausdrucks, der einst im kunstunterricht erlernten raster-technik und lack aus der örtlichen mr.bricolage-filiale auf das garagentor meines ex-schwiegervaters appliziert und dabei mit diversen holzlatten hantiert, um halbwegs präzise geraden aufzubringen.
ein paar ecken weiter war dennis hopper auf schwarz-weiss-fotos zu sehen, eisstangen abladend, zu mauern zusammenfügend, stolz und ein bisschen grossspurig vor dem entstandenen, provisorischen und schon wieder schmelzenden eisgebilde stehend, mit nacktem oberkörper, in der sonne, irgendwo in los angeles, irgendwann ende der 60er jahre.
später holte ich meine tochter ab, die damals in der ferienzeit einen job als redaktionskind bei der „libération“ bekleidete. das redaktionsgebäude war früher ein parkhaus, nach wie vor kann man die einzelnen ebenen der redaktion über die alten beton-auffahrtrampen von unten nach oben durchlaufen, was vor allem bei der suche nach der frei durch die ressorts flottierenden tochter von einigem vorteil war.
auf dem weg zum pausen- und aussichtdeck passierte ich gerade eine gut gelaunte partie aus drei damen und zwei herren, die auf halber rampenhöhe standen und sich angeregt unterhielten, als eine toilettentür aufging. heraus trat grinsend dennis hopper, leger gekleidet in jeanshemd, beigen chinos und sandfarbenen desert boots, die vorne mit winzigen dunklen flecken gesprenkelt waren.
Nordend-/Ecke Georgenstraße in München steht ein graues SUV an der roten Ampel Richtung Innenstadt. Am Lenkrad sitzt Karl Lagerfeld und sieht eine kleine Modekatastrophe die Straße überqueren: flared Jeans, schon etwas aus der Form geratene Lederturnschuhe und eine sackartige schwarze Regenjacke, Kapuze bis Unterkante Oberlid gezogen, alles angerichtet à la "nasse Katze". Ich wische mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht und schiebe kurz die Kapuze hoch, um reflexartig zu gucken. Hinter der regengeäderten Windschutzscheibe ist nicht viel auszumachen, nur eine Person, die majestätisch aufgerichtet und steif sitzt, das weiße, akkurat zurückgebundene Haar leuchtet. Es dauert kurz, bis mein Gehirn mir das ausbuchstabiert, während ich weiterhaste. Aus dem Augenwinkel: Lagerfeld beugt sich zu seinem Beifahrer und sagt irgendwas, ich tippe auf "Von links nach rechts - gibt's was Schlecht's!" oder "Vorne dunkel- und hinten hellblau, wer denkt sich nur solche Jeans aus?" Bis ich in der Wohnung bin, sind die Sachen vollends durchnässt.
Paparazzt vom Ekelminister. Kann man durchaus positiv sehen.
An der Rückseite der Kommandantur Unter den Linden sehe ich von hinten eine blonde Frau stehen. Es ist einer der heißeren Tage und sie trägt ein anthrazitfarbenes Wollkostüm mit enganliegendem Rock, taillierte Jacke und identischer Wollstrumpfhose. Die müssen da drin eine wirklich gute Klimaanlage haben, wenn die Sekretärinnen in solchen Klamotten nicht schmelzen.
Sie hat einen blonden Haarhelm und nestelt aus einer kleinen Handtasche eine sehr lange und dünne Zigarette. Sie zündet sie mit einem Zippo an und lässt es gekonnt zuschnappen. Ein Phaeton mit verdunkelten Scheiben fährt vor. Liz Mohn dreht sich um und winkt dem Fahrzeug freudig zu.