Klaus Wowereit?
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Klaus Wowereit?
Elli, bitte weitererzählen, es war so schön!Also wen hast Du unter dem Weihnachtsbaum getroffen (macht nichts, wenn er ganz unbedeutend war)?
Nun so höflich aufgefordert, bin ich zu weiteren Enthüllungen bereit. Die mir angebotene Auswahl war sehr verlockend eine große Lüge einzuflechten, aber nein, ich bleibe bei der kleinen Wahrheit:
Ich komme also am 25.12. in die riesige Wohnung, die natürlich von der Werbefrau ausgesucht und ausgestattet ist. Anwesend zum Zeitpunkt meines Erscheinens nur der Graf persönlich, in der Küche hantierend an unzähligen Lebensmitteln. Sehr schnell sprechend, sehr viel Gestik, also alles ganz wie immer, obwohl ich ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte, sehr wohl allerdings gehört, anrufend zu unmöglichen, unfürstlichen Zeiten von irgendwelchen Apparaten aus Kneipen.Es duftete verheißungsvoll. Dann erschien der versprochene Besuch: die Frau des Schreinermeisters, der Schreinermeister, seine Tochter und die zwei gräflichen Kinder.
Die Frau des Schreinermeisters trug ein Dirndl, sie hatte eigens aus dem Fränkischen ein Federvieh mitgebracht und dieses vor meinen Augen gebraten! Ein sehr lang andauerndes Mahl folgte. In der Zwischenzeit war der Graf bei so viel Schwiegerfamilie schon sichtlich nervös geworden und musste dringend zur Arbeit. So kam es, dass ich den Grafen mit meinem fürstlichen Auto dorthin fuhr. Niemand soll jetzt raten wohin, dieser Strang ist schon so lange eröffnet und bedürfte eines sehr,sehr aufmerksamen Lesers, den es zweifelsohne auch gibt, aber nein, ich offenbare nur mehr: wir fuhren zu Franz West.
Und wie alle Aufmerksamen wissen, Franz West ist zweifelsohne der beste Künstler Österreichs.
Und er bezahlt mit verrosteten Sofas.
Nicht wirklich immer, er bezahlt zumeist mit Krimsekt, russischem Kaviar und Wodka, aber das ist jetzt gerade sehr modern geworden, wie wir alle wissen.
Was gäbe ich um ein verrostetes Sofa!
Meine Dienstleistungen als Chauffeuse sind denkbar gering gewichtig.
Franz West! Etwa DER Franz West, dessen Retrospektive ich letztes Jahr im Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe sah, als ich, selten genug, meine Eltern besuchte? Na, der ist doch sicher interessanter als die von mir genannten Persönlichkeiten (mir sind natürlich später noch viel mehr eingefallen, vor allem Architekten). Wie alt er wohl sein wird? Ich konnte ihn schwer einordnen, es gab rosa Autos, beschriftete Tafeln und eine große Wasserfläche, auf der eine Insel mit Sofa schwamm. Meine Eltern, die ihre entscheidende ästhetische Prägung in den vierziger Jahren erhalten haben, wurden einmal mehr in ihrer Auffassung über moderne Kunst bestätigt, aber deswegen waren sie ja auch hingegangen. Hatte er auch einen Weihnachtsbaum?
Zuerst eine kleine Enttäuschung für Herrn Wrobel. Nicht IHN habe ich getroffen, sondern die Frau des Schreinermeisters, auf diese Frau hin war meine Geschichte aufgebaut. Aber, IHN kannte ich bereits.
Als der Graf und ich im Auto kurz vor der Kärnter Straße zum Stehen kamen, sprang der Graf unvermutet aus dem Auto, er bewegt sich ja so gerne und ein Stillstand ist bewegungslos, also sprang er aus, haute mit der Hand auf die Windschutzscheibe und sagte:
'Das war wie früher....' Er hastete davon und ich bekam ihn seither nicht mehr zu sehen.
Nun werden Sie sicher wissen wollen, was ich IHM einmal in meinem Leben verkauft habe!Wenn das der Fall ist, so warte ich auf eine höfliche Aufforderung, es tut mir gut, von Ihnen gebeten zu werden.
Meine Verehrung! Fürstin Knispsilanti.
(Beitrag wurde von Elli Kny am 13.06.2001 um 15:26 Uhr bearbeitet.)
Also wenn ich raten darf, würde ich ja sagen, Sie haben ihm ihr Sofa verkauft... an diesem Thema scheint er ja sehr interessiert zu sein. Nein, ich weiß es nicht, erzählen Sie!
Sie verstehen mich gut zu unterhalten, ein Knysofa für West würde mir gefallen. Aber es gefällt Ihnen sicher auch, dass ich Kunst an einen Künstler verkauft habe.
Franz West wusste aus irgendwelchen Quellen, dass ich eine Collage von einem recht berühmten Künstler besaß und genau diese wollte er haben! Nach längerem Zögern meinerseits stellte ich einen schriftlichen Kaufvertrag aus und setzte eine mir angemessene Geldsumme ein. Franz West kaufte.
Es handelte sich hiebei um eine Seite aus einer Zeitung gerissen, darauf war der 'Marlboro Mann' zu sehen und sein Mund war durch einen anderen Mund überklebt worden. Dieses Detail war ca. 5x2Millimeter groß und schien Franz West zu begeistern. Als hauptsächliche Nichtraucherin konnte ich mich von Marlboro Mann ohne Tränen trennen.
Wenn ich den noch existierenden Kaufvertrag finde, dann werde ich Ihnen selbstverständlich die genauen Daten nachliefern, Sie sind ja auch fähig die leisesten Glockenklänge zu hören, Sie haben es verdient.
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Elli Kny
Das ist nett, daß Sie so nett zu mir sind. Hoffentlich habe ich es wirklich verdient.
Dessen bin ich mir nicht mehr sicher, ich war im Katzenstrang, Herr Wrobel. Ich bin kinderlos und ein Kater umgibt mich. Jetzt kann mich nur mehr retten, dass ich mich im Kinderstrang herumtreibe, was ich ja bereits vorbeugend getan habe.
Was muss ich weiters lesen? Sie wünschen ein Buch geliefert, das ich signieren soll? Herr Wrobel schön langsam werden Sie mir unheimlich.
Gestern nach der Oper (Siegfried) lernte ich im Jarman in der Bergstraße im B-Mitte Honz kennen und erfuhr von ihm über den Beitrag zu Octavian Trauttmansdorff, übrigens in Anwesenheit von Cosima von B., die im eigentlich Cosima von G. heißt und deren Vater Zimmermannsmeister und nicht Schreinermeister ist. Das Jarman ist übrigens eine lobenswerte Erfindung von Daniel, der mittlerweile vom Bandscheiben-Vorfall geheilt ist, aber mit dem Jarman so beschäftigt ist (mit Unterstützung von Arv und Onkel Jürgen), dass für Gastspiele im Fränkischen bei der Kirchweih leider keine Zeit mehr bleibt. Meine letzte schöne Begegnung mit Octavian Trauttmansdorff war vor kurzem in Wien, wo er mir und Onkel Jürgen die Freude machte, mit uns seine ehemalige Standard-Strecke als früherer Postbote in Form einer bauhistorischen Führung abzulaufen (oder besser: abzurennen).
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Gurnemanz