Eindeutig nicht mein Lieblingsposting.
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Eindeutig nicht mein Lieblingsposting.
It depends on what the meaning of the word 'Printable' is.Zitat:
Originally posted by Walter Schmidtchen
Wilfried Wieser
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dat girlie-alexa henning von lange
19:20
Medikamentenausgabe!
versucht im Raucherzimmer von Station 4 die Aktionsgemeinschaft ‚Depressive für Julia Mantel’ ins Leben zu rufen; scheitert aber an der mangelnden Bereitschaft der Angesprochenen, sich im Verein tatkräftig engagieren zu wollen.
3. Brief von Station 4
Liebe Julia,
irgendetwas läuft hier falsch. Ich weiß nicht, es kommt nicht die richtige kreative Stimmung auf. Ich glaub die sind alle auf Drogen. Muss mir das ganze noch mal überlegen. Vielleicht bitte ich die Ärztin morgen, mich gehen zu lassen.
Gruß
L.
P.S. Und bitte knutsch mich nicht noch mal so unvermittelt, da bin ich allergisch gegen!
Der Strang schlingt sich um die Erde, aber das Meta-Meta schießt senkrechte Löcher der kosmischen Hintergrundstrahlung entgegen.
liebe l.,
wenn dir deine mitpatienten zu unkreativ sind, nimm dies:
1. lies alles von ingeborg bachmann
2. lies alles von sylvia plath
3. laß deine medikamente weg
4. hör auf zu schlafen (schlafentzug)
5. verlieb dich in einen der jung-dynamischen ärtzte
da wirst du schon was erleben
viel glück
julia.
Also wirklich, so gehts ja nicht!
Das klingt alles sehr nach rich-kid-mit silbernen-Teelöffel -im Mund-geboren-hat-marxistisch -leninistische-Anwandlungen-und-träumt -doch-vom-Märchenprinz.
Da musst Du aber noch dran schrauben.
viewing postings schmidtchen, wieser
Sah nach As aus, wurde dann volley gespielter Netzroller. Szenenapplaus.
Behutsam legt sie das Buch von Gaby Hauptmann auf ihren Tisch. Sie arbeitete als Krankenschwester wieder in der geschlossenen Abteilung. Die Kinderabteilung war ihr zu langweilig geworden. Hier liefen wenigstens muskulöse Pfleger rum. Seufzend öffnete sie eine Schublade ihres altes Holzschreibtisches und holte ihr Nagelpflegeset heraus. Hinter einer Tür erklang der Schrei einer Frau. Sie beschloss sich nicht stören zu lassen und begann ihre Fingernägel zu polieren. Dabei versank sie in ihren Gedanken, wie andere Menschen beim bügeln.
Naja - wieder hier. Hier ist es wirklich ganz ok. Hab ich die Morphiumspritzen vorbereitet? Eigentlich habe ich hier ja viel Zeit. Mann müsste was anfangen mit der Zeit, die jede Nacht einfach so verfliegt. Wenn die Alte nicht bald aufhört zu schreien, muss ich wohl. Keine Lust. Ausserdem ruiniere ich mir nur wieder die Fingernägel. Kommt gar nicht in Frage. Aber mal was anderes machen, das wäre nicht schlecht. Vielleicht ein Buch schreiben? Hier laufen so viele Irre rum, die reden und schreiben den ganzen Tag. Müsste man eigentlich nur ein Band mitlaufen lassen oder die Zettel mitnehmen. Merken die eh nicht. Sind ja alle sediert. Das müsste man nur zusammenschreiben und dann...
Sie hatte aufgehört ihre Fingernägel zu bearbeiten und in ihrem Blick zeichnete sich Entschlossenheit ab
4. Brief von Station 4
Julia,
verdammt, langsam wirds unheimlich hier.
Die werden doch systematisch abgeschossen, die Irren!
Eben noch schrie eine Frau um ihr Leben, immer wieder rief sie "Golgatha! Sie bringen mich nach Golgatha!", dann war es mit einem Mal ganz still. Das macht mir Angst.
Moment ... was ist denn jetzt los?
Oh Gott, da wird doch nict scheiße und die fEnster sinf vergitterert ich wil hier raus!
Also ich versteh das alles nicht: Es gibt wichtige Themen im Leben und unwichtige, es gibt Champagner-Kids, die das begriffen haben, und solche, die es nicht begriffen haben, und es gibt kritische Underdogs, die das begriffen haben, und solche, die es nicht begriffen haben, und ein Roman ist dazu da, seine Leser zu unterhalten, indem er sie zum Lachen oder Weinen oder Wüten bringt oder ihnen eine neue Perspektive verschafft, und es gibt Autoren, die das auch finden und Autoren, die das nicht finden und am besten ist es, wenn ein Autor der ersten Kategorie, der gleichzeitig begriffen hat, welches die wichtigen Themen im Leben sind, egal, welche Löffel er bei der Geburt im Mund hatte, ein Buch schreibt, das einem eine neue Perspektive verschafft und bei dem man lachen und weinen muss. Also: los, schreiben!
Eine mächtige Figur in einem der vielen Schatten dieses Stranges verlagert ächzend ihr Gewicht vom linken Fuß zurück auf den rechten. Eine einzelne Schweißperle steht auf dem faltigen Gesicht, am Rande des linken Nasenflügels, aber noch fällt sie nicht. Noch klammert sie sich an die Poren, aus denen sie entsprang.
Man wußte nicht, wer einem diese Regieanweisungen immer schrieb. Fürchterliches Zeug war das, kaum erträgliche Betulichkeit strahlte das aus. Dabei war man doch auch einmal jung gewesen, und aufbegehrt hatte man, und hatte die Welt verändern wollen oder ihr zumindest seinen Stempel aufdrücken. Und nun? Nun suchte man nach den Stempeln der anderen, um diese anderen dann wegsperren zu lassen.
Man machte sich nichts vor: man war der Gegner geworden, gegen den die Jugend schon immer rebelliert hatte und immer rebellieren würde. Man war sie geworden, die Spukgestalt aus Sätzen wie "Was haben sie als nächstes vor?" und "Sie haben die Jugendbewegung aufgesaugt". Man verstand diese Sätze nicht, aber sie klangen bedrohlich und bedrückend und man erinnerte sich an früher, als man noch nicht das Gefühl gehabt hatte, Teil dieser Bedrückung zu sein.
Hatte man nicht eine wilde Literatur einmal begrüßt, bevor man das Interesse an ihr verloren hatte, weil sie einem nicht weiterhalf bei der täglichen Arbeit? Hatte man nicht sich gefreut, wenn Strumpfbänder auftauchten in der braven Prosa, die einem die Eltern empfahlen? Wenn von einem entblößten Frauenknöchel geschrieben wurde? Oder war das die Frau gewesen? Mehr und mehr verschmolzen die eigenen Erinnerungen mit denen der Frau und bald würde man nicht mehr sagen können, wann man das erste Mal geblutet hatte, und ob man es wirklich selbst gewesen war. Das Einssein mit den Dingen, war das gemeint?
Die Gestalt verlagert das Gewicht zurück auf den rechten Fuß, die Sohle der abgetragenen Schuhe quietscht auf dem Linoleum. Die Gestalt verharrt kurz, dann, als sie sicher ist, daß niemand sie gehört hat, entspannt sie sich wieder.
Man hatte sich glamourös gefühlt, damals, auch wenn man schon geahnt hatte, daß das Aufbegehren nur ein Mechanismus war, und die Freiheit die man spürte nur Körperhormone (von denen man nichts geahnt hatte, damals). Dennoch war man Teil von etwas gewesen, das aus den tristen Wohnküchen hinausführte, weg von den Holztischen mit den Leinendecken und dem Steingutgeschirr, in eine Welt voll Zigarrenrauch und wildester Spekulation. Nun kannte man diese Welt, war oft genug in sie eingedrungen wie ein Jäger in den Wald und hatte ihre Bewohner an ihren feinen Kragen herausgezerrt. Nun wußte man, wie schäbig auch diese Welt im Grunde war. Aber machte das die Träume zunichte? Man wußte es nicht.
Die Gestalt steckt ihre Hände in die Taschen des Ledermantels, wie ein trotziger Knabe es würde, aber ohne die Energie. Vielleicht sind die Fingerspitzen kalt geworden in der Zugluft und haben begonnen zu schmerzen. Langsam fällt die Schweißperle zu Boden und bildet eine winzige Lache.