Pop, Iggy und Waters, John aus der Kneipe geblitzt

Es war Anfang der 90er in Cannes. Zur Zeit der Filmfestspiele.
Wir sind als kleine Vertreter einer kleinen, blutigen Independent-Splatter-Radioshow dorthin gefahren. Am abend pflegten wir im "Petit Carlton" zu saufen. Das war die Kneipe, in der sich auch die richtigen Journalisten trafen. In der nach getaner Arbeit die Erfolge des Tages besprochen wurden. In der spekuliert wurde, auf welchen Parties welche Stars erwartet werden. In der geprahlt wurde, wenn man die richtige Einladung zum richtigen Event vorweisen konnte.

Die Höhle der Paparazzi-Löwen sozusagen.

Eines Abends tauchten John Waters und Iggy Pop dort auf. Unscheinbar - unerkannt. Sie bestellten Bier, ganz normal und nebenbei. Ich erstarrte. Stiess M an (ist das...?). Er nickte "Ja, tatsächlich". Die Idole unserer Jugend. Zusammen. Sie stellten damals nicht "Hairspray" sondern "Cry Baby" vor. Ich zückte meinen Fotoapparat. Steckte ihn wieder weg - "das kann man doch nicht bringen...". Egal - ich tat es - schnell - diskret - ein kleiner Blitz, der aber Aufmerksamkeit erregte. "Wer ist das?", "Keine Ahnung", "Je ne sais pas", "Do you know them", "Komm, halt drauf, is egal". Mindestens 5 löwenbemähnte Altfotografen zogen profimäßig ihre Nikons, Blitzgewitter.

Iggy Pop und John Waters blinzelten ein wenig - und so schnell wie sie gekommen waren, entschwanden sie auch wieder. Ich versank vor Scham im Boden und werde heute noch rot, wenn ich da dran denke.

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Nachtrag: wir gingen dann noch ins "richtige" Carlton. Dort sassen sie wieder, Iggy Pop und John Waters. Ich ging hin und entschuldigte mich. Iggy Pop lächelte mich bloss nachsichtig an und sagte "No problem. It was ... sweet"

Das ist in der Tat sehr süß.

Hurra, langsam bekommen wir eine kleine Fotogalerie zusammen!

Sie stellten damals natürlich nicht 'Hairspray' vor sondern 'Cry Baby' - dort spielt nämlich Iggy Pop mit. Ist ja auch der bessere der beiden Filme.

uups - ja - STIMMT
die Frau wird langsam alt.... und nachlässig
Obwohl: war natürlich ein Test - rein virTuell

wie sie ihren Text korrigiert haben ... das fand ich äusserst elegant.

Müssen wir an dieser Stelle erwähnen, dass sowohl Hairspray als auch Cry Baby nur allermüdeste Filme sind im Vergleich zu den frühen Werken des völlig irrsinnigen Baltimorers?

Für all jene, die 1981 noch zu klein waren, um ins Kino zu gehen, hier ein Link zum Film Polyester. Jeder Kinobesucher bekam eine Karte mit zehn Feldern, die an bestimmten Stellen des Films freigerubbelt werden mussten. Die Gerüche waren ohne Ausnahme bestialisch. Die gebrauchte Karte lag bis vor etwa zwei Jahren noch als Lesezeichen in einem John-Water-Buch, doch irgendwann musste ich sie wegwerfen, weil sie noch 20 Jahre danach müffelte.

Ganz zu schweigen von diesem Film, dessen Namen ich nicht mehr weiß: Ein Hund kackte auf die Straße und Divine musste den Kackhaufen aufessen. John Waters beharrte darauf, die Szene ohne einen einzigen Schnitt zu drehen. Divine, das dicke, unglückliche Wesen, musste den Haufen wirklich aufessen und im Kino gab es seinerzeit vereinzelt Würgegeräusche.

Das war Pink Flamingos.

Polyester Schmolyester - ich habe sogar noch eine unaufgekratzte Odorama-Karte irgendwo eingeschweisst rumliegen. Der beste John Waters-Film von allen ist trotzdem Cry Baby.

Pink Flamingos hat mich am meisten beeindruckt. War auch mein erster John Waters Film. Obwohl er damals, als ich ihn gesehen habe, auch schon 8 Jahre alt war. Als er entstanden ist war ich 8 Jahre alt. Beim Polyester-Odorama hatte ich voll Angst vorm Schnüffeln. Der Furz hat aber irgendwie nicht nach Furz gerochen.... Haarspray fand ich doof (dass ich den verwechseln konnte - ich tztzte immer noch über mich selbst)
Cry Baby - auja. Pecker - weiss nicht - da hab ich genausowenig Meinung wie zum Kopftuchstreit. Müßt ich mir nochmals anschaun.