Fritz Wepper: Bauchweh und Spontanheilung

Seit fast zehn Jahren übt der Darsteller Fritz Wepper auf mich eine unerklärliche Faszination aus. Alles, was seine Person ausmacht, ist die völlige Ereignislosigkeit, das Fehlen jeder Energiefelder um ihn herum. In allen mir bekannten Filmrollen mimt er servile Langweiler mit dem gewissen Nichts. Dass jemand über Jahre sich mit der Nummer durchs Leben schlawinert, fasziniert mich ungemein, wesentlich mehr als das Herumgeacker eines Arnold Schwarzenegger beispielsweise.

Umso erfreuter war ich, Fritz Wepper im verwichenen Winter ausgerechnet auf Sylt zu treffen, ausgerechnet in der völlig indiskutablen Diskothek "Pony". Wer wissen will, was einen dort erwartet, der wird mit diesem Hyperlink erschöpfend beauskunftet:

http://www.pony-kampen.de/pic1.jpg

Es hatte sich ergeben, dass ich dort halb dienstlich herumsaß und Flaschenbier trank. Um mich herum brandete Leben von Menschen, die ich nicht verstand, die andererseits aber auch sicherlich mich nicht verstünden, selbst wenn sie es versuchten. Es war eine unsichtbare Mauer um mich herum, und im Schatten dieser Mauer lebte es sich außerordentlich okay.

Ab dem siebten Pils wurde mein Blick langsam mäandernder, kecker, fordernder, und blieb in irgendeinem Moment völlig starr und stier auf Fritz Wepper hängen. Der stand mit einer Gruppe von fünfsechs Partymenschen dumm herum und hielt sich den Bauch.

Ich war schockiert. Dieser Mann war mickrig klein, sein Gesicht aufgedunsen, als hätte man Michael J. Fox mit dem Michelin-Männchen gekreuzt. Sein Gesicht trug die parallel schwammigen wie scharf gefalteten Gesichtszüge des schweren professionellen Trinkers. Er hielt sich mit verzerrtem Gesicht den Bauch, als hätte er gerade einen Darmkrampf. Seine Partygefolgschaft war daran uninteressiert, man giggelte, lachte, scherzte und rauchte Marlboro Lights, dass es nur so staubte.

Eine Kellnerin kam vorbei und brachte eine Flasche Taittinger. Wepper schien wie ausgewechselt. Er ließ sie ploppen, schüttete seiner Partymeute und sich voll ein, exte den Champagner und war inert weniger Sekunden geheilt. Seine Gesichtszüge entspannten sich sichtbar, er begann zu plappern und zu erzählen, und war schlicht und einfach wie ausgetauscht.

Viel merh kann ich nicht berichten, denn ich stieg auf Averna um, sodass mir nur wenig später übel wurde. Vielleicht waren Fritz Weppers Bauchweh auf mich übergegangen. Vielleicht war Voodoo im Spiel.

Zitat:

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halb dienstlich herumsaß und Flaschenbier trank
Ab dem siebten Pils
denn ich stieg auf Averna um, sodass mir nur wenig später übel wurde

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Geiler Job.

Maue Geschichte.

quote:

"Sein Gesicht trug die parallel schwammigen wie scharf gefalteten Gesichtszüge des schweren professionellen Trinkers."

Diese Formulierung ist geklaut; sie stammt aus einem ca. zwölf Jahre alten Text von Wiglaf Droste über den Besuch einer Volksmusikveranstaltung.

das kam mir auch irgendwie bekannt vor. War irgendwie im Zusammenhang mit Marianne und Michael bzw. Slavko Avsenik. Oder?

Ja, Marianne und Michael plus Caroline Reiber und V. Torriani in Berlin. Erschienen u.a. im Sammelband "Mein Kampf, dein Kampf", Edition Nautilus. Guter Text, kompromissloses Stadl-Bashing, ungehinderter Geiferfluss. Die Sorte Drostehass, die ihn groß, berüchtigt und einschätzbar gemacht hat.

A propos - der Witz mit den Menschen, die wie Ameisen aussehen aus dem Flugzeug, die, oh, ja tatsächlich Ameisen sind, da das Flugzeug noch garnicht gestartet ist - den hab ich doch auch schon mal irgendwo gelesen.

Vielleicht schreibt Wiglaf Droste ja jetzt unter dem Namen Marlon Brandy?

Zu Fritz Wepper fällt mir auch eine Geschichte ein. Einst saß ich zwischen 12.000 Menschen in der Münchner Olympiahalle, um einen gemeinsamen Auftritt von Frank Sinatra, Sammy Davis jr. und Liza Minnelli zu verfolgen. Neben, vor und hinter mir saßen Menschen wie Udo Jürgens, Konstantin Wecker, Tina Turner und Fritz Wepper. Letzterer war mir bis zu diesem Tag auch extrem unsympathisch. Plötzlich aber erstrahlte des Weppers Stern am Himmel, und das kam so:

Liza Minnelli hatte eben ein Lied gesungen. Dann schaute sie hinab ins Publikum. Erst dachte ich, sie wollte mich auf die Bühne holen, damit ich ein Duett mit ihr singe. Dann aber sagte sie: "Hallo, ich möchte jetzt meinen guten alten Freund Fritz begrüßen, mit dem ich vor vielen Jahren den tollen Film Cabaret drehen durfte!" Fritz Wepper erhob sich aus der Masse der Münchner Schickimickis, drehte sich schüchtern einmal im Kreis und setzte sich dann mit hochrotem Kopf wieder auf seinen Platz. Seitdem finde ich ihn irgendwie nicht mehr so schlimm.

ich finde die geschichte total langweilig.

Fritz Wepper ist ja schon mal ein Name, wie er genialer nicht m3ehr sein kann. Was mich aber total fertig macht, ist dass ich jeztzt schon sovilö Jahrte in diesem Forum vagabundiere und immer noch nicht den Vornamen vom herrrn Fritz Weber kenne, der sich hier auf pikante Art mit Minelli brüstet, nicht im geringsten bereit mal sein bescheurtes Zaghlenrätsel zu lüften!!!