was die Seehundliebe mir bescherte
Guten Tag, Damen und Herren.
Neu bin ich hier, und wage mit schweren Fingern einen Einstand.
Mir (und meiner Schwester) ist mal folgendes passiert:
Wir führten unsere Hunde aus, die allerdings Landhunde sind, die Seehunde kommen später, da sind wir nämlich hingegangen.
Das kann man in Kiel, da gibt es extra ein Becken für, unten an der Förde, direkt vor dem Aquarium.
Stufen muß man hinuntergehen, um an die große Glasscheibe zu kommen, an der Kinder von der einen Seite ihre Nasen plattdrücken, und Seehunde von der Anderen.
Wir wollten auch unsere Nasen plattdrücken, zusammen mit unseren Hunden, die ihre maritimen Freunde sehr spannend finden, aber der Platz war schon besetzt.
Von einem dünnen Jungen in engen Jeans und Cowboystiefeln.
Wir haben ganz höflich seinen transelementaren Dialog abgewartet und ein paar Geschichten über die Erbschleicher Tante Inge und Onkel Waldi ausgetauscht, und nach einiger Zeit drehte der Jugendliche sich von der Scheibe weg, wohl um zu gehen.
Da durchfuhr es mich (und meine Schwester gleichzeitig, wie wir später bemerkten), schlagartig;
Das seehundliebende Wesen, das eben noch die Nase an der Panoramascheibe hatte, war gar kein Kind.
Nein, viel eher war es Peter Maffay, der da heimlich, still und leise mit den Meeressäugern geflirtet hatte.
Ganz allein, ohne irgendeine Begleitung.
Jetzt wurde uns beiden gewiss, daß wir trotz aller emanzipatorischer Referenzen im Grunde unseres Herzens doch noch kleine Mädchen sind, wenn ein Star auftaucht (und sei es Peter Maffay aus dem Seehundbecken), und zeitgleich stammelten wir die hochdifferenzierten Worte; "D-D-D-Das ist Peter Maffay!"
Und dann zu ihm: "Hallo, Herr Maffay!"
Nun muß ich dazu sagen, daß wir beide des Herrn Maffays Musik gar nicht mögen (auch nicht, wenn wir betrunken sind), und auch Tabaluga ganz schön blöd finden, aber das half uns nichts.
Er war ein Star, und er stand vor uns.
Und ganz unheimlich nett fragte er uns: "Wie gehts Euch?" Und wir sagten:" Gut. Und Ihnen?"
Und er sagte, er habe heute Abend einen Auftritt in der Ostseehalle, und würde vorher etwas entspannen, und wolle jetzt weitergehen, und er wünsche uns alles Gute.
Und dann hat er uns noch eine Autogrammkarte geschenkt und unsere Hunde gestreichelt und uns zum Schluß noch ganz kumpelhaft zugezwinkert.
Wir haben uns sehr gefreut, daß wir jetzt Peter Maffays Kumpels sind, und haben ihm noch lange hinterhergeguckt, unserem neuen Freund, den wir unverzeihlicherweise zuvor so fehlerhaft eingeschätzt hatten.
Und dann war er weg. Und wir waren glücklich.
Schöne Grüße, Mila!
