Zelte ohne Nerven
Die Zugfahrt war lang und beschwerlich, die Fahrraeder nach dem Entladen leicht beschaedigt, und unser Franzoesisch trotz gymnasialer Bemuehungen so schlecht, dass wir uns nach anstrengender Suche nach einem erschwinglichen Zeltplatz nicht allzuweit von Nice entfernt, Aufbau unserer Behausungen und Unterbringung all unseren Reisegutes fast so fuehlten wie unsere Zelte: schlaff und duennwandig.
Der Plan: eine Fahrradtour entlang der der Cote d’Azur bis kurz hinter die spanische Grenze, wo wir bei reichbeelterten Kommilitonen grosszuegig untergebracht werden wuerden, und so geschah es auch, spaeter.
Erst jedoch war noch ein Ausflug nach Monaco geplant um, auf allgemeinen Wunsch einer einzelnen Mitreisenden, die dort derzeit stattfindenden Monaco Open anzuschauen. Das sind, fuer die Uneingeweihten, Tennis Festspiele die dorten jaehrlich stattfinden. Meine Teilnahme an diesem Tagesausflug war zugegebenermassen widerstrebend, da ich neben fehlendem Interesse fuer den „weissen Sport“, was wohl schon allein an ebendieser Bezeichnung liegen mag, eine Bewegung in den Nord-Osten statt des uns unserem Ziel naeher bringenden Sued-Westen der Sache wenig zutraeglich fand, so bin ich nun mal.
Nachdem wir die guenstigsten Eintrittskarten erstanden hatten und uns fast den ganzen Tag zwischen Tennis Enthusiasten jedweder Auspraegung sowie den unvermeindlichen Tennis Spielern selbst bewegt hatten, beschlossen wir das ewige „plock>, plock<, plock>, plock<“ und die huendisch den Blick auf den Ball haftenden Massen zu verlassen und uns wieder auf der Rueckweg zu machen.
Prominente Begegnungen am Orte gab es natuerlich zu Hauf, jedoch waren diese ja gewollt herbeigefuehrt und zudem kann ich die Namen der meisten dort Erlebten auch leider nicht erinnern. Ich weiss jedoch, dass ich z.B. Eric Jehlen gesehen habe, von dem ich mir habe berichten lassen dass er heute gar nicht mehr Tennis spielt, und auch Jannik Noah beim Training zugeschaut habe, der aber keine seiner so gern gesehenen Ball-Kapriolen vorfuehrte, kein Mal den „runden Filz“ hinterm Ruecken parierte und ueberhaupt nicht zwischen den Beinen hindurch spielte, was uns natuerlich schwer enttaeuschte. Er sah jedoch auch ueberhaupt so unwirsch aus dass wir lieber keine unflaetigen Bemerkungen gemacht haben – wie auch, mit unserem mageren Franzoesisch: „Est-ce que tu veux jouer drole un peut?“ oder so? Man sieht, bis heute nichts dazu gelernt …
So gingen wir also die leicht serpentinische Strasse von der Tennis-Anlage hinab in Richtung Stadt als ploetzlich und unerwartet, naemlich so gar nicht auf einem Tennis Platz, ganz ohne weisse Shorts und damals noch viel rothaariger und sonnensprossiger als man sich das so vorgestellt hat, Boris Becker auf mich zulief. Just in dem Moment als er mich eigentlich haette Bemerken muessen – nicht als den stock-steif-geschockten Jugendlichen der sich eigentlich gar nichts aus Tennis Stars macht, wenn er sie ueberhaupt erkennt, und jedem der fragte gesagt haette Boris Becker koenne ihn mal am Abend besuchen, sondern einfach als Hindernis auf seinem Weg nach Oben – rief jemand von unterhalb nach ihm, und er schien die Stimme zu kennen und dreht sich im Gehen um und rief etwas zurueck, lief jedoch weiter und: BUMBUM! Wie ein aufgeschlagenes Ass voll in mich hinein! Love-fifteen, Becker. Nun koennte ich ja behaupten so sei der Beiname „Boris Bum-Bum Becker“ entstanden, aber ich fuerchte niemand ausser uns beiden hat von dieser historischen Kollision Kenntnis genommen.
Ob unser Bobbele gerade in irgendeinem Prominenten-On-Line-Forum seine unheimliche Begegnung mit einem Normalsterblichen beichtet? … : „Der Helicopter-Flug war kurz und ereignislos, aehh, mein Broker rief aus NewYork an und wollte meinen Segen fuer irgendwelche deals, ne, aber ich konnte ihn ueber den Laerm der Rotoren nicht, aehh, hoeren, wahrscheinlich wieder ne Million den Bach runter, ne. Nach der Landung mussten wir noch einen kurzen Transfer per Limousine ueber uns ergehen lassen, uralte S-Klasse, hab’ Tiriac gleich lang gemacht dafuer, ne. Dann musste ich zu Fuss (!!!) den Berg zur Tennis-Anlage raufgehen und in dem Moment als meine Mutter mir von hinten zurief, aehh: „Bobsi, stopf Dir das Hemd ordentlich in die Hose, was sollen die Magazin-Leserinnern sagen!?“ drehte ich mich um und ei… “
Anmerkung: wg. englischem keyboard leider keine Umlaute, aeh ..
Demnaechst: A brief encounter with Monty Python