Narbonne, Herzog von (Bruder Ludwig XVI. wird vor Republikanern gerettet)

Ich fand kürzlich einen Brief meiner Urgroßmutter, einer gebürtigen Straßburgerin, an meinen Großvater, geschrieben im Dezember 1935. Er betrieb wohl gesetzlich angeregte Ahnenforschung, suchte eventuell als "Vierteljude" "entlastende" Gene und war etwas tiefer als vielleicht gefordert in die Materie eingedrungen. Vielleicht war meine Urgroßmutter auch einfach etwas über das Thema hinausgeschossen, als sie gebeten wurde, über ihre Familie zu berichten. Einerlei, einen Abschnitt möchte ich diesem Forum nicht vorenthalten. Darin beschreibt sie eine Episode aus dem Leben ihres Urgroßvaters.

"Da er im Jahr 1784 als lutherischer Prediger zur schwedischen Gesandtschaft nach Paris kam, hat er die ganze große Revolution 1789 und die darauffolgende Schreckenszeit durchlebt. Doch befand er sich auf neutralem Boden in der Gesandtschaft. (...)

Während der Schreckenszeit stürzte einmal der Bruder des Königs Louis XVI., der Herzog von Narbonne zu ihm in das Gesandtschaftsgebäude und rief: "Retten Sie mich, die Republikaner sind mir auf den Fersen und trachten mir nach dem Leben!" "Kommen Sie rasch," sagte Pfarrer Gambs und führte ihn in die Kapelle, wo er den Altar wegrückte, eine Klappe öffnete über ein Gewölbe und ließ ihn hinabsteigen.

Kaum war der Herzog darin, so kamen schon die Republikaner und verlangten die Herausgabe des Herzogs, da sie gesehen hätten, daß er in die Gesandtschaft geflüchtet sei. "Wenn Sie das glauben, so suchen sie, bitte." Sie suchten vergeblich und gingen fort. Da brachte die Urgroßmutter dem Herzog rasch zu essen und der Pfarrer holte Kleider, doch der Herzog blieb noch im Versteck, denn die Republickaner wollten wiederkommen.

So ging es 3 Tage lang, sie suchten aber immer vergeblich, so daß sie schließlich wegblieben und der Urgroßvater dem Herzog zu Flucht verhelfen konnte, die auch glücklich gelang."