fischer, joschka und andere menschen

ich fahre die straße an der kalkscheune richtung tucholskystraße entlang. von vorne kommt mir sehr behäbig ein jogger entgegen. normalerweise schaue ich da nicht genauer hin, aber dieser jogger hat ganz sonderbare beine. keine joggerbeine. fußballerbeine. vielleicht. "klammer auf, klammer zu", schießt es mir durch den kopf. das cap ist tief ins gesicht gezogen, der blick stur auf den boden gerichtet. würde ihm jemand entgegenkommen, er würde ihn umrennen. vielleicht ist er es gewohnt, dass man ihm aus dem weg geht. dass man platz macht, wenn er kommt. joschka fischer joggt seelenruhig durch mitte, während merkel und stoiber sich den kameras stellen. nicht der schlechteste tausch.

ich parke meinen wagen in der alten schönhauser und gehe zum barcomis. teekaufen. max raabe sitzt in begleitung im hof. er ist relativ normal gekleidet. trotzdem sieht sein gesicht nach den 20ern aus, denke ich. dieser gespitzte mund. irgendwie reingezoomt in die sophie-gips-höfe.

in der alten schönhauser gibt es einen blumenladen. ich mag die verkäuferin. die blumen sind teurer als woanders, aber was solls. ich gehe rein, gehe einmal durch den laden um die auswahl zu begutachten und lande vor alfred biolek. er ist schmaler und älter als ich ihn in erinnerung hatte. schöne schuhe, schöne hose, schöner mantel. eher italiener als deutscher, der kleidung nach zu urteilen. sein freund in jeans und chucks. "mauvefarben ist ganz wichtig, mauve. oder heißt das malve?" ich muss grinsen. das ganze wirkt wie ein sketch. alfred biolek steht da, droht von der last der bereits gekauften blumen erdrückt zu werden und sein freund hört und hört nicht auf, den für morgen gewünschten strauß zu beschreiben. "oder heißt das malve? mauve oder malve auf jeden fall. die farben sollen so verwaschen sein. ja, verwaschenes mauve. oder malve eben. ja, verwaschen ist gut! oppulent verwaschen." zu dem wort "verwaschen" macht er immer wieder eine sehr ausholende wegwischbewegung mit der hand. "ganz oppulent soll er sein. und mauvefarben. verwaschen mauvefarben." dass die verkäuferin immer wieder sagt, dass sie nicht wisse was morgen reinkomme, scheint ihm egal zu sein. hauptsache mauvefarben.

ich mache mich nach dem einkauf auf den heimweg. an der ampel zur münzstraße saust eine frau auf dem fahrrad vorbei. so eine "blümchenrock und haare noch vom duschen hochgesteckt -frau". sie hält auf der anderen straßenseite und hat probleme das rad hinzustellen und abzuschließen. ein bißchen verrückt sieht sie aus. nur ein ganz klein bißchen. das hatte ich auch schon auf den fotos mit ihrem mann wim wenders gedacht: "ein bißchen verrückt sehen die beiden aus". postiv verrückt, aber verrückt.

Für das Barcomi's kann man eh bald eine 100%ige Promi-Spotting Garantie abgeben. Jedesmal wenn ich vorbei komme sitzt da irgendein Komiker, zuletzt Bastian Pastewka. Nette Geschichte, Marieke.

für so einen tag müsste ich hier zehn jahre leben

donata wenders scheint nichts anderes zu tun, als verrückt auf dem fahrrad auszusehen. gestern in der oderberger mit stoffblumen im haar. verwirrt fragte sie nach dem weg. vielleicht liegt es am namen. donata.

Donata. Ich kannte auch mal so eine Donata, dacht ich mir grad. Um dann diese Zähne bildzugooglen die man gar nicht vergessen kann. Himmel. Sowas.

Oh! Wären alle nur so übel wie Joschka Fischer. Ich mag ihn. Besonders als er am Letzten Sitzungstag der 15. Legislationsperiode so sehnsüchtig seine Lade hinein- und wieder herausschob eine ganz schön lange Dauer hindurch!

Hermes!
Vielleicht hat er an etwas zu Beißen gehabt? Vorstellen könnt man sichs.

Garüß Dich Hermes, sachön , daß du mal wieder vorbeischaust!

Leider muss ich jetzt gleich einer zwanghaften Unart meinerseits nachgehen, nämlich die der unaufgeforderten Invektiven alles Maritime betreffend:

Wir sehen hier jenes Bild von Wim und Dentata Wenders:

http://www.cinemotoreonline.net/fggh...scarle21c8.jpg

Es wurde auf der Spree aufgenommen, und zwar genau auf dem Spreekreuz, wo die Spree, Landwehrkanal und der Charlottenburger Verbindungskanal aufeinandertreffen. Im Hintergrund links sieht man die sogenannte Müllverladenstation, ein wegweisender bau aus dem 30er Jahren. Oben konnten die mit Müll beladenen Furhwerke auf einer umlaufenden Strasse vorfahren (damit man nicht wenden muss) und ihre stinkende Fracht durch sogenannte Schütttrichter in die darunterliegenden Kähne schütten, die dann wiederum aus der Stadt geschleppt wurden .


Die umgebaute Müllverlade gehört heute dem Architekten Kleihues, der dort auch sein Büro betreibt. ( http://www.baunetz.de/upload/0.102.jpg )

Sein Sohn wiederum hat in der überdachten Halle für die Kähne eine eigenes Schiff liegen, das er einem Bekannten von mir abgekauft hat, eine offene Barkasse, die er hin und wieder an das Berliner Partyvolk verchartert. (http://www.schiffskontor.de/1_charter/otto.html)

Ich wiederum restauriere gerade einen jener Müllkähne , die die Verladestation entleerten, ( http://flickr.com/photos/honz/sets/819119/) ich tue dies mit der Unterstützung eines Vereins, der sich Berlin-Brandenburgische Schiffahrtsgesellschaft e.V. nennt, der Verein, und jetzt kommts, in dem Wim Wenders seit 1993 zahlendes Mitglied ist, und in dem wir vor einem Jahr, aber ich hör jetzt auf.

Irgendwie erinnert mich honz an Thomas Bernhard, nur mit Schiffs- statt mit Bauernhofsspleen.