herr von stuckrad-barre, die zweite
frau engelke liebt herrn von stuckrad-barre. und umgekehrt. als ich das heute las, fiel mir eine begebenheit ein, die nun schon einige zeit zurückliegt.
vor ein paar jahren, als ich mit meiner freundin, frau b., noch häufiger in hamburg um die häuser zog, ist uns herr autor, wie ich ihn jetzt der einfachheit halber nenne, mal begegnet. und wir griffen ihn an. zumindest fast. das hielten wir für angebracht.
herr autor spielt in dieser geschichte nur eine untergeordnete rolle. ich hoffe, das ist kein problem. frau engelke ist ja auch zehn jahre älter als er.
es war so ein abend, der ganz unvermittelt anfängt. mitten in der woche, frau b. und ich hatten wohl nichts zu tun, waren aber angemessen auf krawall gebürstet. das kam schon vor. schwuppdiwupp fanden wir uns in der ersten bar in ottensen wieder, den entschluss, jetzt tequlia-trinkend durch mindestens zwei viertel zu ziehen, längst gefasst.
das besondere an diesem entschluss war, dass wir nach je einem tequila aus der bar stürmten und das glas über die schulter warfen, die zitrone noch zwischen den zähnen. klirr, raus, tür zu, nächste bar, zack.
wir kamen uns irre verwegen vor, wie üblich, und haben wahrscheinlich auf der straße lassie singers skandiert. den mumm, die zeche zu prellen, hatten wir natürlich nicht.
auf unserer tour hatten wir uns mittlerweile von ottensen über die schanze an den pferdemarkt vorgearbeitet und fielen in ein etablissement namens kurhaus ein. da ich tequila ebenso wie sekt nie gut vertrage, sind die angaben von hier an mit etwas fragwürdigkeit umweht.
ich hab nur einmal später noch im kurhaus gesessen, da wirkte es angenehm abgewrackt und zugig. in jener zeit bot es aber den passenden rahmen für den jungautoren mit passendem graubrotgesicht: käsebeleuchtung und cafétischchen. herr autor ist ja so jemand, der die schwelle zum scheiße-aussehen schnell überschreitet. wenn ich mich nicht irre, hat er das sogar selbst mal thematisiert. wahrscheinlich, damit ihm niemand mehr darauf hinweist.
an diesem abend sah er einfach nur übersichtlich aus, so dass meine erinnerung nicht im entferntesten ein bild zeichnet. begleitung, bekleidung, getränk, keine ahnung mehr, unwichtig, da saß einfach nur herr autor, und wir dachten, hey, dem zeigen wirs mal, wir schmeißen jetzt die gläser in seine richtung!
klirr.
so halb vor die füße, glaube ich. erinnerung ungenau.
zitrone. zack. raus.
für einen moment hat uns die kühnheit beflügelt. mit sicherheit haben wir noch viel lauter gesungen draußen, mit noch weniger worten, und fühlten uns reif für die bars auf dem kiez.
später, als mich frau b. in irgendeinen nachtbus schob, hatte sich das mit der kühnheit längst erledigt.
die chance, dass wir gemeinsam noch einmal auf herrn autor treffen, stehen sehr schlecht. er wohnt ja jetzt in den bergen.
ich trauere dem abend aus anderen gründen hinterher. frau b. wohnt jetzt nämlich auch in den bergen, aber in anderen.
und über die tatsache, dass sie am nächsten morgen aus ungeklärter ursache einen wäschekorb in ihrer dusche fand, haben wir damals viel mehr gelacht.