Wiesinger, Kai (will Vitamine)

Hamburg, Hoheluft. Vor zwei Wochen warte ich im Thai-Imbiss um die Ecke auf meine gebratene Ente.
Während das Essen verpackt wird, kommt neue Kundschaft, Mann und Frau. Sie operiert, denke ich bei ihr sofort, so stelle ich mir eine Chirurgin vor. Große, herbe Erscheinung, trägt das klassische Leinenkleid der Isestraßen-Mütter, unvorteilhaft, teuer, aber bestimmt auch irgendwie praktisch. Sie hat riesige Hände und eine klare, spröde Altstimme, mit der sie zielstrebig Rind mit Zwiebeln bestellt. Ihr Begleiter ist der nach meinem Eindruck etwas ins Abseits geratene Schauspieler Kai Wiesinger. Kleiner und schmächtiger als gedacht, eher untersetzt als leptosom, was aber sicher auch an der Chirurgin liegt. Die Stirn ist ungewöhnlich flach, fast ein Gepardenkopf. Sein Essenswunsch hat dagegen nichts raubtierhaftes. Als ich mein Wechselgeld in Empfang nehme, richtet er mit leiser Stimme an die Frau hinterm Tresen die für eine asiatische Brat- und Frittierstube ungeheuerlichen Worte: „Ich brauch was Frisches. Was habt Ihr denn so an Salat?“

Ich denke, er hatte bei der Wahl des Lokals keine Chance.

Lackaffe

Als solcher war er ja auch in "Poppitz" bestens besetzt, der Herr Wiesinger. Sehr lustiger oesterreichischer Film uebrigens, in dem es von prototypischen Piefke nur so wimmelt.

Wiesinger? Erinnere mich nur dunkel.
Mir gefiel der Satz: "Sie operiert, denke ich bei ihr sofort, so stelle ich mir eine Chirurgin vor. Große, herbe Erscheinung"
Gefiel mir, weil er erst an operierte Frau denken lässt, und dann merkt man: Operierende Frau ist gemeint.

Operierende Frauen stelle ich mir allerdings genauso wenig vor, wie operierte Frauen. Beiden mag ich schätzungsweise in meiner Vorstellungswelt kein Asyl gewähren. Umso gerner hätte ichs aus fremden Bilderwelten etwas genauer, etwas ausführlicher geschildert gehabt.
Schade, aber immerhin.

Er ist sicher einer von den Vegetariern die nur deshalb kein Fleisch essen, weil sie Pflanzen hassen, und möglichst viele von ihnen zerstören wollen!
Doch das gibt es, fragt Karen Duve.

Mit Kai Wiesinger hatte ich vor ein paar Jahren eine sehr unangenehme Begegnung im Kaisers am Teutoburger Platz. Weil meine EC-Karte hakte (Hosentaschenlagerung) übernahm er, „das dauert mir hier zu lange“, meine Rechnung. Ich hab das natürlich abgelehnt, mich aber nicht durchgesetzt gegen ihn und die Kassiererin, die seine schnarrenden Anweisungen sofort befolgte. Meine Frage, auf welchen Weg ich die vierzig Mark denn zurückzahlen solle ließ er unbeantwortet und eilte ohne mich eines Blickes zu würdigen mit seinen Sachen aus dem Laden. Ich könnte heute noch eine Kartoffel zerdrücken.