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es ist nun doch schon bereits einige jahre her. so kurz vor mitte der neunziger ungefähr. ich wurde gerade in meinem heimatort zum obermininstrant befördert. diesen prestigeträchtigen posten erhielt ich einzig und alleine wegen meiner fähigkeiten den klingeleinsatz bei der wandlung nie zu verpassen und meinem ästhetischen umgang mit dem weihrauchfass. sprich ohne besetzungscouch. und dennoch, meine beliebtheit im ort wurde dadurch auch nicht gesteigert. ganz im gegenteil, alle liefen sie dem kapitän der fussballmannschaft und dem kampftrinknahausbilder der freiwilligen feuerwehr hinterher. wir messdiener waren irgendwie vom aussterben bedroht, und dass, obwohl so eine lithurgische feier mitunter doch zu den unterhaltsamsten angelegenheiten gehört, die man sich vorstellen kann. irgendwie vergleichbar mit einer late night show. eigene band (chor + organist), ein ausgedehnter stand up - teil (predigt) und immer wieder die selben gäste (lektoren). ich war zum handeln gezwungen und setzte all meine diplomatischen fähigkeiten ein, und erreichte damit eine öffnung der örtlichen kirche für weibliche ministranten, die wir, (mein stellvertreter und ich) aus der jungschargruppe durch ein hochkompliziertes auswahlverfahren herauspickten.
ein exzellenter schachzug, den weder der fussballverein noch die feuerwehr sich nachzumachen getraute.
aber genug der selbstbeweihräucherung.
müde, aber zufrieden, nach einer sehr schönen und gelungenen einsegnung eines ortsansässigen, neunzigjährigen den ich nicht kannte, gönnte ich mir ein heisses bad. so wie jeder 14jährige, der vor sich hinpubertiert, kam ich, durchaus von medien beeinflusst, auf die dumme idee, mich den wonnen der duschkopffusszonenreflexmassage hinzugeben, als mich plötzlich ein übernatürlich heller lichtschein blendete. im lichtschein selbst eine frau von perfekter gestalt. ich hatte beide hände voll zu tun meine scham zu bedecken. sie lächelte und sprach etwas von selbstbefleckter empfängnisverhütung oder so ähnlich. ich war in dem moment auch zu perplex um genauer zu zuhören. so ähnlich schrecklich muss es anderen teenagern ergangen sein, die von ihrer mutter oder ihrem vater in ähnlich verfänglicher situation ertappt worden sind.
nachdem ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte sprachen wir ausführlich miteinander. über gott und die welt und so. ich stellte, egoistisch wie teenager eben sind, wirklich dringende fragen, meine welt betreffend. irgendwie so in der art, wie, warum erscheinst du mir, wenn du doch weißt, dass meine mutter protestantin ist? oder, wird das mit den pickeln schlimmer oder besser mit der zeit? wann bekomm ich endlich einen bart, und wenn ich einen habe wie muss ich tun, dass ich mich nicht ständig beim rasieren schneide? muss ich auf die mädchen zugehen, oder die auf mich, und was zum teufel (tschuldigung) rede ich dann mit ihnen? sind deflorationen auch für männer schmerzhaft oder nur kurz?
solche sachen halt. wobei, sie mir die letzte frage nicht beantwortete.
es blieb aber nicht bei der einen erscheinung. sie erschien mir noch insgesamt dreimal und gab mir den auftrag, eine überführung für frösche an der bundesstrasse, die an unserem ort vorbeigeht, zu bauen, damit bei regenwetter die straße nicht so zergatscht ist. ich hielt das für keine so gute idee, widersetzte mich und untertunnelte das gelände für die frösche. einröhrig und zu niedrig, dummerweise. jetzt hab ich nämlich den salat, denn die frösche sterben nun unter der erde beim versuch einen entgegenkommenden frosch zu überspringen. und mit den erscheinungen ist auch schluss, aber ich spür neuerdings so ein ziehen auf den handflächen. vielleicht krieg ich zur strafe stigmata.
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nu del Wolga, von heute an bin ich dein erklärter Fan. Ich will eine Kapelle errichten lassen, an der Stelle an der du diese Geschichte gepostet hast. Was soll ich groß sagen? Einige deiner Fragen könnte ich dir heute beantworten und eins ist gewiß: Die Pickel gehen niemals weg.
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warum stirbt ein frosch, wenn er über einen anderen springt und sich an der decke den froschkopf stößt?
haben frösche porzellanschädeldecken?
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Angelika, Du warst das, die ihm erschienen ist?
Und ich dachte, mariebattisti wäre die Forumsmadonna... Ihr Katholen seid doch alle irgendwie...anders.
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am ende des ersten drittels heisst es 'aber genug der selbstbeweihräucherung' und dann geht es erst richtig los????
ich finde diese geschichte gehört nicht hierher. obwohl die begründung fürs fröscheretten ('damit bei regenwetter die straße nicht so zergatscht ist') zugegebenermaßen sehr fein ist.
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Natürlich gehört diese Geschichte hierher, die Muttergottes aller Paparazzigeschichten. Mutter Maisch, guck, ich habe ein Altardeckchen gehäkelt, für die Kapelle!
(Beitrag wurde von Frau H aus B am 03.09.2001 um 09:28 Uhr bearbeitet.)
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Ich finde auch, daß der grassierenden Heidnisierung des Forums Einhalt geboten werden muß. Mehr Geschichten, ndelw. Und dabei bitte dezent Hinweise zu Ihrem klangvollen Namen ausstreuen.
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Ignaz, NEIN! Das gebe ich jetzt doch nicht zu. Auf diese Weise bin schon mal wie die Jungfrau (harr, harr) zu einem Kind gekommen, das muß reichen.
aber das Deckchen ist wirklich ganz bezaubernd, Frau H. Ich nähe gerade Schonbezüge für die Kniebänke. Irgendwo muß ich auch noch einen Kübel original Lourdeswasser rumstehen haben, erste Pressung. Das kann man doch auch brauchen, nicht?
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mich würden auch die 'technischen probleme' interessieren, die dieser gschichte vorangingen.
meine großtante schenkte mir die biographie von bernadotte von lourdes, nach dem lesen bat ich die muttergottes inständig mir ja nicht zu erscheinen, ich hatte wirklich panische angst, einmal saß ich auf einem balkon und blinzelte durch das schmiedeeiserne geländer, ich sagte: nein, nein, nicht jetzt, maria hilf, nein. ich dankte maria, dass sie dann doch an mir vorbeiging
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Liebe Angelika Haisch und sehr geehrte Frau H. aus B. Ich möchte Ihnen für die Errichtung der Kapelle bzw. der räumlichen Innenausstattung aufs Herzlichste danken, dennoch aber darauf hinweisen, dass dies nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. An dieser Stelle möchte ich jedoch fragen,ob Sie damit einverstanden wären, wenn wir, wenn die Kapelle endgültig fertiggestellt ist, es zusammen mit Herrn Ignaz Wrobel bei einem rhythmischen, ökomenischen Gottesdienst so richtig krachen lassen.
Herr Hoerme, das mit dem unterirdischen Froschsterben versteh ich leider selber auch nicht so ganz. Es ist nur eben so, und ich muss damit leben, bei Regenwetter das Blut unschuldiger Frösche zu vergießen da zur Zeit auch der Bau einer zweiten Tunnelröhre aus finanziellen Gründen nicht möglich ist. Aber wenn die Sache mit der Kapelle unter Umständen ins Laufen kommt, können wir ja mal mit der Kollekte durchgehen, und schauen was die lieben Leutchen so springen lassen, wenn sie das schlechte Gewissen drückt.
Geehrter Herr bobbes. Das mit der 'selbstbeweihräucherung' haben Sie, zugegebenermaßen, sehr gut erkannt. Ich wollte hier einmal die literarische Stilfigur des 'contradictum per se', in freier Wildbahn zur Anwendung bringen, um die Geschichte im halbliterarischen Raum bewußt durch ironische Stilelemente zu fiktionalisieren. Durch diesen Kniff soll im Unterbewußtsein und im Ultrakurzzeitgedächtnis Spannung erzeugt werden, die zum Weiterlesen animieren und dem Ganzen zusätzlich noch einen gewissen Drive mitgeben sollte.
Liebe marie battisti
Ich verstehe Ihre Sorgen, mir war auch jedesmal ein bisschen schwummelig und ich hatte eine Heidenangst, da man ja weiß, dass Heiligenerscheinungen oft brandgefährlich sein können. Erinnern wir uns an so einleuchtende Beispiele wie das der Jeanne d«Arc.
Die technischen Probleme die der Geschichte vorangingen kann ich Ihnen leider nicht alle sagen. Ich versuchte aber die religiösen Gefühle meiner Mitmenschen und zuletzt auch meine eigenen nicht zu verletzten, eine gewisse Intimität zu wahren und nicht in widerliche, billige Blasphemie abzugleiten.
Ob mir dies letztendlich gelungen ist, oder nicht, müssen Sie alle selbst beurteilen.
Hiermit verbleibe ich mit den besten Wünschen und freundlichem Gruß
ndw
(Beitrag wurde von nu del wolga am 04.09.2001 um 00:10 Uhr bearbeitet.)
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Verehrter NdW,
wenn sie nichts dagegen haben, daß zwei Schmarotzertierchen mitkommen, möchte ich sehr gerne dabei sein, wenn die neue Kapelle eingeweihräuchert wird!
Ich fand übrigens die 'Selbstbeweihräucherung' mehr als hübsch, aus der Feder eines ehemaligen Ministranten.
Schon ganz high grüßt
Ihre Frau H
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lieber nu del Wolga, erlauben Sie, daß ich mich den Worten von Frau H in vollem Umfang anschließe und Ihnen auch die Schmarotzertierchen ebenfalls nur allerwärmestens ans Herz empfehlen kann. Sie könnten das Weihrauchfaß schwenken, wenn Sie nichts einzuwenden haben.
Für die Kommunionverteilung eignen sie sich allerdings nicht so sehr, da sie doch, nun wie soll man es ausdrücken, sagen wir mal (hüstel) sehr verspeist sind.
Der krachenden rhythmischen Marienandacht mit Herrn Wrobel sehe ich erwartungsvoll entgegen, zumal ich, wenn ich das in aller gebotenen Unbescheidenheit so sagen darf, über eine exorbitante Sammlung zumeist jedoch peinlicher religiöser Musik auf Schallplatte verfüge.
War jedoch niemals Ministrantin, zu meinem jetztigen Leidwesen. Vielleicht könnte es jedoch gelingen, den Forumspapst zu einer Pilgerfahrt in die neue Kapelle zu bewegen.
Dies wäre ein Zeichen.
(Beitrag wurde von Angelika Maisch am 04.09.2001 um 02:06 Uhr bearbeitet.)