Benzini
02.12.2001, 03:43
Im Herbst duften die Wege entlang der Steilküste nach Fenchel und Feigen. Und unten, in den kleinen Strandbuchten wenden hübsche Frauen ihren Körper nach einem peniblen Zeitplan, um mit ihm am Abend auszugehen. Die häßlichen Menschen sind alle in Albufeira und Portimao, verbrennen und fotografieren ihr Essen. Hier gibt es keine häßlichen Menschen. Vielleicht im Juli und August, wenn Hools aus Essen und Liverpool einfallen, sich besaufen, prügeln und versuchen was zum Ficken zu finden. Diese Zeit meide ich. Und ich bewundere die Einheimischen für ihre Freundlichkeit, die sie sich trotz dieser häßlichen, alljährlichen Prozession erhalten.
Es gibt einen ehemaligen Sklavenmarkt. Das afrikanische Blut, daß über diesen Kanal nach Europa geflossen ist, hat hier im Süden Spuren hinterlassen. Viele sind dunkel und schön. Und sie kochen interessante Gerichte. Es gibt seit 4 Jahren einen Yachthafen. Aber das wird nie ein St. Tropez werden. Die portugiesische Mentalität verhindert jedwedes ehrgeizige Streben. Für den Bau der Hafenpromenade hat man allein sieben Jahre gebraucht. Zweihundert Meter jedes Jahr. Es gibt eine Villensiedlung, etwas westlich, nach Porto de Mos. Prächtige Häuser, inmitten irrsinnig gepflegter Gärten und Hecken. Sie ist immer leblos. Mit Mühe trifft man auf einen Gärtner. Und es gibt das lächerlichste Museum der Welt. Neben einem Splitter vom Kreuze Jesu Christi ein Stück der Berliner Mauer. Die Attraktion habe ich vergessen. Sie war jedenfalls zum Totlachen.
Ich weiß nicht, warum ich das alles so umschreiben muß. Ich hasse das. Vielleicht, weil die Begenung so dürftig war.
Also, ich geh mal zu dem Laden am Praca Gil Vicente, Zeitungen, Zigaretten und Kaubonbons für alle zu kaufen. Ein Mann fällt mir auf. Daß heißt, zuerst seine auffällige Kleidung: Wie Hannibal Lector auf Santo Domingo - feiner, heller Leinenanzug, leicht verbeult, Hut. Dann dieser Bart. Günter Grass, denke ich. Der, der da rausgeht, mit der "Zeit" sieht jetzt echt aus wie Grass. Aber ich glaub nicht daran. Der passt hier nicht her, denke ich. Mit seiner schrecklichen literarischen Depression.
Als ich es später erzähle, sagt meine Freundin:
natürlich. Natürlich war das Grass. Der hat hier `ne Villa. Wenn er nicht da ist, vermietet er sie an Studenten, die dafür seine Blumen pflegen.
Ich begreife das nicht. Günter Grass, mit seinem schrecklichen "weiten Feld", hier, in Lagos. Ich begreife nicht, daß das Günter Grass gewesen sein soll.
Ich glaube Orte verändern sich nicht.
Wir verändern uns.
Es gibt einen ehemaligen Sklavenmarkt. Das afrikanische Blut, daß über diesen Kanal nach Europa geflossen ist, hat hier im Süden Spuren hinterlassen. Viele sind dunkel und schön. Und sie kochen interessante Gerichte. Es gibt seit 4 Jahren einen Yachthafen. Aber das wird nie ein St. Tropez werden. Die portugiesische Mentalität verhindert jedwedes ehrgeizige Streben. Für den Bau der Hafenpromenade hat man allein sieben Jahre gebraucht. Zweihundert Meter jedes Jahr. Es gibt eine Villensiedlung, etwas westlich, nach Porto de Mos. Prächtige Häuser, inmitten irrsinnig gepflegter Gärten und Hecken. Sie ist immer leblos. Mit Mühe trifft man auf einen Gärtner. Und es gibt das lächerlichste Museum der Welt. Neben einem Splitter vom Kreuze Jesu Christi ein Stück der Berliner Mauer. Die Attraktion habe ich vergessen. Sie war jedenfalls zum Totlachen.
Ich weiß nicht, warum ich das alles so umschreiben muß. Ich hasse das. Vielleicht, weil die Begenung so dürftig war.
Also, ich geh mal zu dem Laden am Praca Gil Vicente, Zeitungen, Zigaretten und Kaubonbons für alle zu kaufen. Ein Mann fällt mir auf. Daß heißt, zuerst seine auffällige Kleidung: Wie Hannibal Lector auf Santo Domingo - feiner, heller Leinenanzug, leicht verbeult, Hut. Dann dieser Bart. Günter Grass, denke ich. Der, der da rausgeht, mit der "Zeit" sieht jetzt echt aus wie Grass. Aber ich glaub nicht daran. Der passt hier nicht her, denke ich. Mit seiner schrecklichen literarischen Depression.
Als ich es später erzähle, sagt meine Freundin:
natürlich. Natürlich war das Grass. Der hat hier `ne Villa. Wenn er nicht da ist, vermietet er sie an Studenten, die dafür seine Blumen pflegen.
Ich begreife das nicht. Günter Grass, mit seinem schrecklichen "weiten Feld", hier, in Lagos. Ich begreife nicht, daß das Günter Grass gewesen sein soll.
Ich glaube Orte verändern sich nicht.
Wir verändern uns.