Paula Lavalle
27.11.2001, 13:58
Samstag morgen. Es nieselt. Es nebelt. Es kältet. Es novembert. Trist hängt der Morgen über dem asphaltnassen Grau der Stadtstraßen. Bleiben die gemütlichen Minuten zwischen Matratze und Zudecke, zwischen Kopfkissen und war da nicht noch was. Kein Gedanke an die kommende Stunde, kein Gedanke an den kommenden Tag, kein Gedanke an die kommende Zeit. Umdrehen. Nur nicht aufstehen. Liegen bleiben. Kein Gedanke an nichts, an gar nichts. Sanft weg schlummern in der wohligen Wärme wünschenden Wollens.
Das Telefon klingelt. Wo liegt das Mobilteil? Scheiße, in der Ladeschale neben der Feststation. Viertel nach acht. Muttern. Kind, ein kurzer Ausflug durch die gesamte Familiengeschichte, die depperten Nachbarn, die blöden Freundinnen und „ist gut. Mache ich. Ich passe auf mich auf und tschüss.“ Fröstelnd. Ein Blick aus dem Fenster. Was ein Tag. Zu munter, um nochmals zurück ins Bett zu krabbeln, zu früh, um dem Tag schon ein freundliches „Guten Morgen“ entgegen zu schleudern. Ich hasse diesen Tag vor dem ersten ohnehin ausbleibenden Vogelzwitschern. Was machen? Ich gehe einkaufen. Ohne überhaupt wach zu werden, stürme ich den Kaisers.
Mit Sand in den Augen ordere ich das Brot, mit Gähnen durch die Kühltheke, schlurfend zum Obst und Gemüse. Der Laden ist angenehm leer um diese Uhrzeit, endlich mal samstags in Ruhe einkaufen, dann noch zu Wurst und Fleisch, am Abend kommen Gäste. Ich sortiere mich im Anblick der Fleischfachverkäuferin, was will ich eigentlich servieren. „Ich darf mal eben“, sagt eine andere Dame neben mir. Charmant drängelt sie sich vor, zu müde irgend etwas zu sagen, weiß ich ohnehin noch nicht, was ich überhaupt will. Schweinelende mit Backpflaume wird es geben, der schnell gefasste Beschluss. Ich will ordern, aber die Dame ist noch nicht fertig. Die Lukullusllady und sie befinden sich auf einer aufregende Reise durch die Fleischauslage. Und hier ein mit Plastikzwiebeln garniertes Stück Polen, geräuchert, da hinten liegt Argentinien unter einem Hauch von Petersilie, blutig, direkt neben künstlichen Zitronen und Frankreich, ganz zart. Ich bin zu müde. Die Dame lässt sich zeigen, ordert und verwirft ihre Wahl, dann doch hier von, von hinten, von vorne quer geschnitten. Ich beginne hospitalistisch zu wippen. Was wollte ich nochmals kochen? Jetzt geht es an die Wurst. Hier ein Scheibchen, davon, bitte nicht die oberste, ach, nehmen sie noch mal was weg. Ich sollte schon mal zu den Alkohilkas vorlaufen und nochmals zurückkehren, aber vielleicht ist dann meine Poleposition an der Leberwurst weg. Was spricht die Dame überhaupt für einen Akzent. Ich beschließe, dass erstens, die Dame nervt, zweitens, der Tag so grausam ist, wie er begonnen hat, drittens ich sämtliche Einladungen des Abends absagen werde, viertens, die Dame endlich zu Potte kommen sollte.
Sie kommt. Noch ein Wiener, bitte durchschneiden, sagt sie. Vielen Dank, Frau Amado, sagt die Heldin der Fleischberge mit Thekenlizenz. Ich schaue verdattert, schon wieder C-Prominenz. Die Dame lächelt mich an, reicht mir eine Würstchenhälfte, sagt, „danke, dass sie mich vorgelassen haben“, beißt in ihre Hälfte und zwinkert.
Das Telefon klingelt. Wo liegt das Mobilteil? Scheiße, in der Ladeschale neben der Feststation. Viertel nach acht. Muttern. Kind, ein kurzer Ausflug durch die gesamte Familiengeschichte, die depperten Nachbarn, die blöden Freundinnen und „ist gut. Mache ich. Ich passe auf mich auf und tschüss.“ Fröstelnd. Ein Blick aus dem Fenster. Was ein Tag. Zu munter, um nochmals zurück ins Bett zu krabbeln, zu früh, um dem Tag schon ein freundliches „Guten Morgen“ entgegen zu schleudern. Ich hasse diesen Tag vor dem ersten ohnehin ausbleibenden Vogelzwitschern. Was machen? Ich gehe einkaufen. Ohne überhaupt wach zu werden, stürme ich den Kaisers.
Mit Sand in den Augen ordere ich das Brot, mit Gähnen durch die Kühltheke, schlurfend zum Obst und Gemüse. Der Laden ist angenehm leer um diese Uhrzeit, endlich mal samstags in Ruhe einkaufen, dann noch zu Wurst und Fleisch, am Abend kommen Gäste. Ich sortiere mich im Anblick der Fleischfachverkäuferin, was will ich eigentlich servieren. „Ich darf mal eben“, sagt eine andere Dame neben mir. Charmant drängelt sie sich vor, zu müde irgend etwas zu sagen, weiß ich ohnehin noch nicht, was ich überhaupt will. Schweinelende mit Backpflaume wird es geben, der schnell gefasste Beschluss. Ich will ordern, aber die Dame ist noch nicht fertig. Die Lukullusllady und sie befinden sich auf einer aufregende Reise durch die Fleischauslage. Und hier ein mit Plastikzwiebeln garniertes Stück Polen, geräuchert, da hinten liegt Argentinien unter einem Hauch von Petersilie, blutig, direkt neben künstlichen Zitronen und Frankreich, ganz zart. Ich bin zu müde. Die Dame lässt sich zeigen, ordert und verwirft ihre Wahl, dann doch hier von, von hinten, von vorne quer geschnitten. Ich beginne hospitalistisch zu wippen. Was wollte ich nochmals kochen? Jetzt geht es an die Wurst. Hier ein Scheibchen, davon, bitte nicht die oberste, ach, nehmen sie noch mal was weg. Ich sollte schon mal zu den Alkohilkas vorlaufen und nochmals zurückkehren, aber vielleicht ist dann meine Poleposition an der Leberwurst weg. Was spricht die Dame überhaupt für einen Akzent. Ich beschließe, dass erstens, die Dame nervt, zweitens, der Tag so grausam ist, wie er begonnen hat, drittens ich sämtliche Einladungen des Abends absagen werde, viertens, die Dame endlich zu Potte kommen sollte.
Sie kommt. Noch ein Wiener, bitte durchschneiden, sagt sie. Vielen Dank, Frau Amado, sagt die Heldin der Fleischberge mit Thekenlizenz. Ich schaue verdattert, schon wieder C-Prominenz. Die Dame lächelt mich an, reicht mir eine Würstchenhälfte, sagt, „danke, dass sie mich vorgelassen haben“, beißt in ihre Hälfte und zwinkert.