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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gemischte und Halb-Prominente



vir
01.07.2014, 15:56
Schon seit ein paar Jahren hatte ich mit Phil Aarons, einem sehr wichtigen Sammler von Künstlerbüchern, korrespondiert. Ende April traf ich ihn schliesslich persönlich in seinem Apartment im 41 Stock eines im Auftrag seiner Firma gebauten Luxus-Wohn-Wolkenkratzers in New York (er und seine Partner sind sowas wie Donald Trump für Leute mit Geschmack). Er ist anfang sechzig, war reizend und wir hatten ein kurzweiliges und angeregtes Gespräch, was einfach war, da wir ausschliesslich von unserem gemeinsamen Hobby redeten.

Der Blick aus seiner Wohnung ist überwältigend, mit dem Park links und dem Rest von Manhattan direkt vor einem, gut, einen Balkon gibt es aus verständlichen Gründen keinen. Ein Dienstmädchen putzte stille. Die Wohnung muss Abermillionen wert sein. Ich schäme mich ja manchmal, dass ich für meinen nicht besonders anstrengenden Job so grotesk überbezahlt werde; aber hier sah man gleich, dass sowas, bzw. eben alles, na ja: halt relativ ist.

Ich verabredete mich mit Phil, dessen Gattin und Christoph Schifferli für ein Mittagessen in Zürich im Juni. Schifferli sammelt auch Künstlerbücher (er hat glaub' 16'000 Stück) und ist ein Sohn des legendären "Arche"-Verlegers. Ich war zu früh beim Restaurant und die Tür war noch vergittert. Also ging ich in die Bar, dort sass Max Dudler. Mit seiner David-Lynch-Frisur eine auffallende und mich immer leicht erheiternde Erscheinung. Ich setzte mich zu ihm und, um ihm jede Peinlichkeit zu ersparen, erklärte ich gleich, dass ich vir sei, der Freund von Aldo, und dass wir uns über die Jahre sowohl hier, in Berlin und auch sonstwo schon getroffen hätten. Und hier sei auch gleich endlich mal meine Visitenkarte. Er freute sich, jemandem zum plaudern zu haben und gab mir auch seine Karte. Ich versprach, mich mit ihm in Verbindung zu setzen, wenn ich mal ein Hochhaus bauen wolle.

Beim Mittagessen erzählte Aarons, seine Gattin und er seien von Basel mit dem Taxi gekommen, der Fahrer würde draussen warten. Während der "Art" würden Taxis aus der ganzen Region aufgeboten, sie hätten einen französischen Fahrer erwischt. Sie zeigten uns die Visitenkarte des Chauffeurs, sein Name war Yves Klein, das sorgte naturgemäss für milde Begeisterung. Weiter erzählten die Eheleute, sie würden nach Basel in die Toscana reisen, danach aber seien sie von einem griechischen Milliardär auf dessen Yacht eingeladen. Die Innenausstattung dieser Yacht hätte Jeff Koons gestaltet. Ich schäme mich ja manchmal, dass ich für meinen nicht besonders anstrengenden Job so grotestk überbezahlt werde; aber hier sah man ja schon wieder, dass sowas, oder doch letztlich ziemlich alles, eben: vollständig und komplett relativ ist.

Ach, und am Nebentisch sass Joe Ackermann.

Alberto Balsam
01.07.2014, 16:17
Daniel Spoerri erzählte neulich, als wir einen Knurrhahn aßen in einem Fischlokal mit schmierigen Tischen, dass als er in Paris mit den Fallenbildern begann, also die Reste abgegraster Tische auf die Platte zu kleben und an die Wand zu hängen, dass Yves Klein ihm vorschlug dann alles blau zu sprühen, Spoerri fand das am Anfang gut, aber am nächsten Morgen dann doch keine so gute Idee

vir
02.07.2014, 10:22
Ganz vergessen, gehört irgendwie auch dazu: Ein Freund von mir war am vergangenen Wochenende an einer Vernissage in Le Locle (NE) und unterhielt sich dort mit Max Dudler. Dieser erzählte da, dass er kürzlich Mick Jagger getroffen und diesen nach dem Geheimnis seiner Fitness gefragt hätte. "Rückwärts joggen" soll Jagger gesagt haben.

hanswasheiri
02.07.2014, 10:47
max dudler ist ja als mensch so wenig überraschend und originell wie als architekt.

hanswasheiri
02.07.2014, 10:51
und er hat mich, als wir mal mit dir (vir), angelika maisch und max goldt essen waren und ich zu spät kam, beim reinkommen (er wollte grad gehen) gefragt, ob ich das bestellte taxi wäre. ich hab ihn dafür heimlich, also nur in meinem kopf drin, mit david lynch verwechselt, aber das hat ihn komplett kalt gelassen.

vir
02.07.2014, 15:44
Dudli (wie ich ihn in meinem Kopf drin nenne) ist ein ziemlich unsicherer Mensch und deshalb ein bisschen ein Angeber, er säuft aber und ist freundlich und grosszügig. Ich kann ihn aus all diesen Gründen gut leiden. Seine "Schwarze Bar" in Frankfurt hat mir immer gefallen (inzwiwschen von so Tapas-Clowns verhunzt), ansonsten weiss ich nicht recht, was er so baut. Doch, mit KC war ich mal im Sale e Tabbacchi (müsste richtig eigentlich "sali e tabbacchi" heissen, ja, "Salze und Tabacke") in Berlin essen, ist doch ganz hübsch? Essen war auch gut. Damals hat KC noch Fleisch gegessen.

hanswasheiri
02.07.2014, 15:55
sale e tabbacchi wirklich ganz hübsch, frühwerk halt. danach hat er mal eine fassade gezeichnet und die mochte er ganz offensichtlich, darum kommt sie jetzt über alles rüber. aber es gibt natürlich schlimmere, klar. in zürich: sunrise towers in oerlikon, an der europaallee gibts eins und sonst wohl noch das eine oder andere- und "saufen können, freundlich sein, grosszügig sein" ist natürlich schonmal nicht schlecht, das gilt wahrscheinlich ganz generell.

Klaus Caesar
02.07.2014, 15:55
Ja, ich erinnere mich. Vir unterrichtete mich ausführlich über Pro und Contra der Ankäufe von Steuer-CDs aus der Schweiz durch deutsche Behörden, und ich döste ein wenig.

vir
02.07.2014, 16:17
Ach das war dösen? Und ich dachte, das sei der Ausdruck von "mit schlafwandlerischer Sicherheit durchs Leben gehen".

vir
02.07.2014, 16:24
menno

Klaus Caesar
02.07.2014, 16:42
Sagen wir's so, es war völliges Vertrauen, dass du schon recht haben wirst. An die Einrichtung erinnere ich mich nicht mehr, nur dass Tischdecken auf den Tischen waren, das fand ich ziemlich nobel. Und die Löffel waren nicht angekettet.