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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Daniel Domscheit-Berg, menschelnd im ICE



bettyford
25.02.2011, 20:03
Arbeitstermin in Berlin, Beratersprech droht. Gegenüber von mir sitzt jemand und liest "Inside Wikileaks" von Daniel Domscheit-Berg. Der Autor ist mir bisher nicht gerade positiv aufgefallen. Irgendwo nannte ich ihn mal eine "weinerliche beleidigte Leberwurst". Das ficht den Lesenden nicht an. Muss ihn ja auch nicht. Weiss er ja auch nicht. Ich mag ja auch Julian Assange nicht. Ich zweifele nicht eine Sekunde daran, dass er ein lausiger und stoffeliger Liebhaber ist. Oder dass er, wie eine der ihn anklagenden Frauen beschrieb "sich nicht mehr um sie kümmerte sondern den Rest des Abends damit verbrachte im Internet nach Nennungen seines Namens zu suchen".

Zufälligerweise fällt auf der Rückfahrt an diesem Tag noch einmal der Name des Openleak-Gründers. "Hello, this is Daniel Domscheit-Berg!". Jemand telefoniert zwei Reihen vor mir. Ich wechsele unauffällig den Platz und zücke den Notizblock.
Über die Sitzelehne sehe ich einen Hinterkopf mit beginnendem kreisrunden Haarausfall. Ob Daniel Domscheit-Berg weiss dass ihm die Haare langsam ausgehen? Wenn er ein Ego-Googler ist dann wird er es herausfinden wenn Google diese Geschichte indexiert hat.
Daniel Domscheit-Berg telefoniert mit einem Journalisten und versucht ihn für eine Fernsehsendung zu interessieren, bei der er am Nachmittag Gast sein wird.
"Stéphane Hessel will be speaking, he is a 93 year old survivor of a concentration camp!" Domscheit-Berg ist ganz aufgeregt, mit echter Begeisterung "he wants to tell the people that you should be angry and that you should stand up, that it is important to be angry!". Zum ersten Mal kommt mir der Gedanke dass Domscheit-Berg vielleicht doch kein übler Kerl ist.
Danach führt er ein privates Gespräch, dessen Inhalt ich für mich behalten werde bis auf die Information dass Domscheit-Berg ein Herz für greise Katzen aus dem Tierheim hat und sich grundsätzlich für seine gesamte Umwelt freut wenn es denn was zum freuen gibt.
Als wir in Hamburg ankommen, schultert er seinen Rucksack und strebt zum Ausgang. Er hat ein für einen Mann etwas zu gebährfreudiges Becken und die Sorte schlurfigen Gang, den man sich nicht beim Surfen oder Skaten angeeignet hat.
Er ist natürlich immer noch eine weinerliche beleidigte Leberwurst, never change a winning Vorurteil, aber wenn mich jemand ausdrücklich fragt bin ich bereit zuzugeben dass er vermutlich ein netter Zeitgenosse ist, der durchaus seine Ideale hat.

Alberto Balsam
26.02.2011, 17:14
er hat auf dem Rücken eine Tätowierung mit dem Wikileakslogo, die tropfende Sanduhr, als er das Assanage voller Stolz zeigte, hatte der nur Verachtung dafür übrig

bettyford
26.02.2011, 17:35
Ein Motiv mit dem man das Arschgeweih wieder aufwerten könnte.