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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Als ich Hans Hurch belästigte



Alector
08.11.2009, 13:48
Seit mir mein Bruder von diesem erfrischenden Projekt erzählt hat, grüble ich darüber nach, ob mein Lebenslauf bereits eine adäquate prominente Begegnung aufweist. „Als ich von Ursula Stenzel ignoriert wurde“ oder „als Anna Netrebko in der Johannesgasse an mir vorbeistöckelte“ empfand ich dann doch nicht als ausreichend. Unlängst hatte ich jedoch ein Erlebnis, von dem die Welt erfahren muss. Die Hauptakteure: Hans Hurch (seinerseits Direktor der Viennale), meine Freundin L. und ich. Schauplatz war nahe liegender weise die heurige Viennale im Gartenbaukino. Nachdem wir um 23:00 den neuen Film von Steven Soderbergh, The Girlfriend Experience genossen hatten, folgte quasi eine Hurch-Experience. Die Massen, die sich vorher mit Einsatz der jahrelang trainierten Elbogentechnik in den Kinosaal kämpften, fanden also in der Geisterstunde ihren Weg in die Freiheit. Müde und mit schlafendem Sitzfleisch hatte mein Körper nur ein Ziel: Flüssigkeitszufuhr. Also quetschen L. und ich uns nebst anderen Cineasten zur Gartenbau-Bar und ich litt wie üblich unter akuter Entscheidungsschwäche. Geistig komplett neben mir beugte ich mich zum Fenster mit der beleuchteten Getränkeauswahl in Schritthöhe und ließ die Auswahl auf mich wirken. Cola, Wasser, Schartnerbombe und Alkoholika. Hmmm.. Bier? Was für eine Sorte ist das, ich kann das Etikett nicht lesen... grübel.. grübel. Just wurden meine Gedanken durch einen Ellbogen unterbrochen, der gegen meine Stirn knallte. Bamm! Der dazugehörige Mann, in dessen Schritthöhe sich mein verwirrter Kopf befand war kein geringerer als Hans Hurch, der Chef höchst persönlich. Dieses unangenehme und schmerzhafte Intermezzo bewog mich jedoch keineswegs, meinen Kopf wieder in normale Höhe zu begeben, schließlich war meine Getränkewahl noch nicht abgeschlossen. Da Herr Hurch offenbar durch meine unnachgiebige Planlosigkeit enerviert war, sah sich L. dazu genötigt, mein Verhalten auf Augenhöhe zu entschuldigen. Und dies tat sie mit den sehr mehrdeutigen Worten: „Ähh...sie schaut nur, was sie will!“ Man konnte also den Eindruck gewinnen, Herrn Hurchs Kronjuwelen, die sich auf selber Höhe befanden stünden ebenfalls für mich zur Auswahl. Nachdem ich mich dann hastig für eine Schartnerbombe (Orange) entschieden hatte, suchten wir peinlich berührt und gleichzeitig höchst amüsiert das Weite. Das war also die Nacht, in der ich unabsichtlich Hans Hurch belästigte. Ich möchte mich an dieser Stelle für mein Verhalten entschuldigen.

l_tu
08.11.2009, 14:08
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