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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Martin, Sir George



kat-o
07.11.2009, 19:18
Trotz der Gefahr, tomaten- und eiförmige Wortgeschosse auf mich gerichtet zu sehen („Was soll der Scheiß hier?“ „Fans haben hier nichts verloren!“ „Hat man sie noch alle?“), kann ich doch guten Gewissens bezüglich der Erfüllung der hiesigen Kriterien eine kleine Anekdote aus meiner zarten Jugend wiedergeben, denn ich jug nicht und übte mich stattdessen in höflicher, nachgerade schüchtern-verschämter Zurückhaltung. Aber greifen wir nicht vor. Fortuna in Gestalt meiner Eltern ließ mich in meiner Pubertätsblüte als Teil eines Dreierensembles durch den gierigen Moloch London streifen – und wie von Geisterhand verführt und gezogen fand ich mich in genannter Gesellschaft plötzlich (auwei) vor leidlich bekannten EMI-Aufnahmestudios wieder. Ein scheuer Jungtier-Blick wurde über den Zaun geworfen, das Buch Wand wurde ausführlich studiert. Es zog einen wieder zurück in das Dickicht der Stadt, fort von dieser begrünten Straße der Bürgerlichkeit.

Doch da!

Ein dunkelgrüner, elegant rollender Rolls Royce verlässt das Gelände, in der Ausfahrt haltend, ob des bewegten Straßenverkehrs. Rechtsseitig stehend (Linksverkehr!) werde ich gütig durchs offene Fenster von einem alten, aufrecht sitzenden, sehr englischen Mann angelächelt. Sein Gesichtsausdruck mutet fast ergeben an – offensichtlich in der Erwartung fanigen Verhaltens. Aber nein! Keine Peinlichkeit trübt diese Erinnerung: Sein freundlich-strenger Blick lässt mich gerader stehen und in Gedanken die Frisur ordnen. Er schaut und schaut mit seinen durchdringenden wasserhellblauen Augen. Als die Straße frei ist, sieht man ihn einen erleichterten Seufzer ausstoßen und davonbrausen, den Inbegriff eines Gentlemans, Sir George Martin.

kat-o
09.03.2016, 10:43
Ich würde das heute alles anders aufschreiben, aber die Tatsache bleibt bestehen, dass ich wohl nie näher an die Beatles gekommen bin als in dem Moment. Bin traurig.

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Klingeltonk
09.03.2016, 21:47
(ja.)