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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ackermann, Josef (grinst)



lost in translation
12.11.2007, 13:47
Nur noch 20 Minuten bis zum Abflug – auf dem Monitor blinkte es bereits “Boarding”. Ich hastete den Flugsteig entlang – wie immer (wie es mir erschien) war das Gate meines Fluges natürlich am weitesteten von Sicherheits- und Passkontrolle entfernt. Und die Passagiere vor mir in der Sicherheitskontrolle liessen sich Zeit – wenn sie dann an die Reihe kamen, kramten sie in aller Seelenruhe ihr Kleingeld aus den Hosentaschen, taten völlig überrascht als sie aufgefordert wurden, ihr Laptop aus dem Gepäck herauszunehmen, und hatten meist so dicke Gürtelschnallen, dass Sie das Alarmsignal in der elektronischen Schranke auslösten. Ich fluchte verhalten, aber Drängeln half hier nicht.

Endlich durch die Kontrolle kam mir im Sprint eine bekannt erscheinende Person entgegen, mit einem festgefrorenen Grinsen im Gesicht. Etwas untersetzt, die Haartolle graumeliert, im tadelos geschnittenen Anzug – Josef Ackermann. Er schien alleine, ohne Begleitung von Assistenten oder Leibwächtern, und steuerte in Richtung Lufthansa Lounge (Senator vermute ich mal). Was mich denn doch wunderte – sicherlich war Josef doch ein “HON”, und hätte das schnieke First Class Terminal der Lufthansa nutzen können, anstatt sich unter den Plebs im Terminal zu mischen?

Das Grinsen fand ich irritierend, aber wahrscheinlich hatte der Aufsichtsrat ihm gerade noch einen Euro Millionenbonus zugeschoben, und da würde ich auch Grinsen. Im Flugzeug hatte ich dann einen Mittelsitz ganz hinten vor der Toilette, was mich auf den harten Boden der Tatsachen nicht existierender Millionenboni (für mich) zurückholte.