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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Werth, Isabell (fährt Pegasus auf dem Grand Schlamm-Turnier)



boschofon
12.09.2007, 13:33
Es war schon vor etlichen Jahren, aber es gibt ja Begegnungen, die brennen sich in die Großhirnrinde wie Urin in jungfräulich weißen Schnee. *ähäm*. Damals war ich noch als freier Journalist für das Dorfblatt in Donaueschingen tätig, und im dortigen Schlosspark wiederholt sich alljährlich ein Spektakel namens "Prinz Kari zu Fürstenberg-Gedächtnisturnier", wobei man dazu sagen muss, dass es sich hierbei keineswegs um einen Memorierwettbewerb handelt, sondern es im Gegenteil darum geht, mit Pferden alle möglichen Dinge mit Zäunen, Wägelchen und Sandplätzen anzustellen. Mittlerweile heißt diese hippophile Veranstaltung wohl "Fürst Joachim zu Fürstenberg undsoweiter", aber das gehört jetzt hier nicht her.
Während ich also zum Zwecke des Broterwerbs auf dem weitläufigen Turniergelände herumlungerte und gerade in der Nähe des Dressurplatzes mit der Stiefelspitze gelangweilt im matschigen Rasen herumstocherte, ratterte eine junge Dame auf mich zu, die auf einem eher ältlichen Damenfahrrad über den feuchten Anger preschte. Kurz bevor ich mir Gedanken machen musste, wie ich diesem Radelweib ausweichen könnte, hielt sie zum Glück von selber an. Bei näherem Hinstarren erkannte ich denn auch die Dressurreiterin Isabell Werth, die jedoch einiges von ihrer sonst so festlichen Dienstkleidung vermissen ließ: Schlabberlook-Strickpulli, schmutzige Reithose und ebenso schmutzige Stiefel, gekrönt von einer eher überholungsbedürftigen Hochsteckfrisur - so stellt man sich ja eine mehrfache Weltmeisterin auf dem Reitplatz eigentlich nicht vor. Gut, sie war ja auch daneben. Also neben dem Reitplatz, meine ich.
Während ich so über die Diskrepanz zwischen offizieller Erwartung und realer Erscheinung der jungen Dame sinnierte, schien diese wohl irgendetwas oder irgendwen zu suchen, jedenfalls schweifte ihr Blick über das Gelände, ohne weiter von mir Notiz zu nehmen. Ich hingegen sog den Moment in mich auf, stetig auf der Suche nach einer Geschichte für das Lokalblatt, und ein kleines Detail fiel mir dann doch auf: Frau Werth radelte nämlich mit einem Fahrrad der Marke "Pegasus" durch den Donaueschinger Schlosspark. Das fand ich sowohl passend als auch originell, wenn man sich vorstellt, dass Frau Werths Alltags- und Ersatzpferd aus Draht und Stahlrohr besteht und einen ebenso sagenhaften wie verhältnismäßig großkotzigen Namen hat, der seiner klapprigen Erscheinung so gar nicht gerecht werden mag.
Für einen Aufmacher hat die kleine Szene leider dann doch nicht gereicht, zumal auch nichts weiter aufregendes passierte: Frau Werth wendete ihr Stahlross und radelte wieder weg. Einfach so. Immerhin hatte ich dann mit einer kleinen Wortschöpfung doch noch meine lokaljournalistische Spitze im Blatt und die Lacher auf meiner Seite, als ich das dank ausgiebiger Regenfälle insgesamt im Dreck versinkende Turnier dieses Jahres als "Grand Schlamm"-Turnier bezeichnete. Haha.