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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Toscani, Oliviero - Alain Delon und Pierre Brice eher nicht



Syphilister
03.05.2007, 10:44
Es ist etwa ein Jahr her, wir hatten eine Urlaub gebucht und waren sehr angenehm überrascht, von dem auf einem der sanften Hügel völlig frei stehenden alten, gut renovierten, aus Feldsteinen gebauten Haus. Es stünde auf alten Ruinen und nachts sah man die Geister der Etrusker innen über die Wände huschen.
Auch ohne Mond und Wein.

Ansonsten sah man das Mittelmeer etwa acht Kilometer entfernt den Horizont ausfüllen.
Um das einsame Haus herum lagen weite Koppeln und Olivenhaine, durch die schöne Pferde jagten. Etwas weiter unten lag auch ein grosser Stall, eine riesige offene Reithalle, diverse Voltigierplätze und allerlei Nebengelass.

Fragte man die Vermieterin, wem denn das alles gehöre, klang es wie beim „Gestiefelten Kater“ nur statt: „Die Wiesen gehören dem Grafen…“ hörte man immer nur: „Das gehört alles Toscani.“ Der Name sagte mir nichts, erst als mir die Vermieterin von den Benettonbildern erzählte, wusste ich wer der Mann war, der da früh ausritt.
Die Vermieterin behauptete auch, dass der berühmte schwangere Bauch auf einem der Bilder ihrer sei. Das mag sein, aber es klang ein wenig wie die neun Frauen, die ich kenne und die behaupten eine Nacht mit Konstantin Wecker verbracht zu haben. Doch man muss vorsichtig mit Vorurteilen sein. Mir ist mal die Fresse eingeschlafen, als ich bei einer Freundin das für sie und tatsächlich nur für sie geschriebene Poem von Leonard Cohen hinter Glas an der Wand sah. Es war dreissig Jahre alt.

Doch hier geht es um Toscani, oder eigentlich auch gar nicht um ihn, denn ihn selbst sah man nur ausreiten, in einem riesigen abgedunkelten Jeep vorbeidonnern oder auf so einem Mittelding zwischen Quad und Golfwägelchen über die Wege stauben.
Sein Haus lag hinter uns, war durch hohe Bäume, einen Doppelzaun mit Stacheldraht und eine Einfahrtschleuse geschützt. Hinzu kamen noch geschätzte vier oder fünf ziemlich laute Hunde, die morgens meist mit dem Meister auf dem Pferd ihre grosse Runde drehten.

Ich drehte meine am Nachmittag, joggte mit Blick aufs Meer zwischen den Koppeln des Grafen. Von weitem war die Staubfahne zu sehen, die das Quad hinterliess, das auf mich zu kam. Der Fotograf grüsste wie immer freundlich, abweisend und leicht gelangweilt ab und konzentrierte sich wieder auf den kurvigen Weg. Doch den Mann neben ihm glaubte ich sofort zu erkennen. Es war ein auf Teufel komm raus jung gehaltener, sehr brauner etwa siebzigjähriger Herr, natürlich mit gelben Pullover über die Schultern gelegt. Hinter ihm sass eine zu warm eingepackte Dame, die wesentlich jünger als er, mal jung gewesen war und ein Schosshündchen versuchte vor den Schlägen des Geländefahrzeugs zu schützen.
Der nette Herr mit dem gelben Pullover winkte mir, dem Sportler und Hedonisten im Olivenhain. Das war Alain Delon, schoss es mir durch den Kopf.

Erst beim Weiterlaufen, wurde mir klar, ich wusste gar nicht, wie der heute aussieht. Aber so würde ich ihn mir vorstellen. Weil, es hätte auch Pierre Brice sein können…

Erst dieser Tage wurde ich wieder an die Begegnung erinnert, als mir jemand neuere Theateraufnahmen von Delon aus dem letzten Jahr zeigte.
Ne, der Gast von Toscani war das ganz sicher nicht! Und Pierre Brice, was sollte der dort wollen? Ich hatte irgendeinen gelifteten Gebräunten neben Toscani gesehen und kann also nur von dem erzählen, der den Unbekannten chauffierte.

vir
04.05.2007, 09:45
Hach, wunderbar.

Syphilister
05.05.2007, 10:20
Danke vir. Das letzte Mal hatte ich meinen Piet Klocke irgendwie vergessen und dann erst nach ein paar Wochen bemerkt, mich nicht bedankt zu haben. Und ich liess es dann auch, um den peinlichen Selbstheber zu vermeiden. Also dir und auch noch vom letzten Male Herrn Balsam einen Dank. Ist ja schön, wenn es jemand mag und dann auch noch sagt. Schönes Regenwochenende.

vir
07.05.2007, 11:07
Dass Sie nicht mehr feedback auf IHre prima Geschichte bekommen haben, liegt einerseits an der schon seit einiger Zeit andauernden Lethargie hier, zum anderen daran, dass Lobeswuste eher verpönt sind - den Autor freuts zwar, aber dem Forum bringts nicht viel, wenn einer nach dem anderne "super Story" schreibt. Aber wenn positive Rückmeldungen völlig ausbleiben, verkümmert womöglich die Motivation, hier weiterhin gute Geschichten abzuliefern.

rapsak
07.05.2007, 11:46
Auf dass alles Verpönte verpönt sei! Also auch meinereits Dank für diese nette toskanische toscanibeobachtung.
Ich kann mich übrigens meinerseits auch daran erinnern, vor langer Zeit von einer jungen Damen in München die unaufgeforderte Zusicherung erhalten zu haben, eine Liebesnacht mit Herrn Wecker verbracht zu haben. Schon damals fragte ich mich, was daran nun so besonderes dran sei sollte. Ich will nicht gleich von Mitleid sprechen, aber... zumindest war es das pure Gegenteil von höflichem Paparazzitum.

Syphilister
07.05.2007, 13:45
nun liebe vir, ich bescheinige mir ja selbst diese lethargie. das letzte mal sah ich erst wieder nach, als es definitiv zu spät war, auf die wohlwollenden kommentare zu antworten. es kömmt auch nicht auf die an, aber sie tun einem halt gut.

ja, lieber rapsak es gibt so viele, sicher auch sexuell sehr agile prominente...(wie der auf der fussgängerbrücke in frankfurt) und deren gevögel darf uns ja wirklich egal sein, aber schon komisch, auch wenn es wirklich kein höfliches paparazzentum ist, bei der dritten, die sich mit einer weckernacht brüstete, musste ich laut lachen. mehr zu beschreiben, gehört definitiv nicht auf eine seite höflicher paparazzi. aber wenn das stimmt, dann hat herr wecker jeweils bei der wahl für die nacht entweder schon 2.8 auf dem kessel gehabt oder einfach blinde kuh gespielt.

gut jetzt, das ist unhöflich. ausserdem ist er clean und glücklich mit seiner jungen frau in der toskana. und fährt sicher auch mit seinen freunden in gelben pullovern über die weiden und durch die haine. oder stimmt das auch schon nicht mehr?

nein das ist wirklich unhöflich. ich möchte auch nicht, dass all die mädels rumerzählen, bei denen ich früh nicht mehr wusste:
habe ich oder hab ich nicht....


neben das bett gekotzt.

rapsak
09.05.2007, 10:10
Im Zweifel hast Du...

Hierzu ein kurzer Abschwiff zum Thema: vor langen Jahren nahm mich ein Freund mit in ein Waldviertler Dorf, in dem ein Theaterfestival stattfand (und wohl noch stattfindet), weil er (der Freund) mir dessen Leiter zwecks eines Engagements vorstellen wollte. Wir fuhren also hin, sahen uns einen Nestroy an, der mir leider immer noch im Gedächtnis ist, obwohl ich bereits auf der anschließenden Feier mit dem Ensemble alles tat, um ihn schleinigst wieder aus meinem Hirn zu tilgen. Ich trank viel und schnell, wohl auch, um dem Herrn Theaterleiter meine vielen Vorzüge noch deutlicher schildern zu können. An eine Auto-Heimfahrt war bald nicht mehr zu denken, also landete ich irgendwann spät auf einem ausrangierten Sofa und schlief den schweren, traumlosen Schlaf des Volltrunkenen. Am frühen Morgen wachte ich mit einem sehr flauen Gefühl im Magen auf und merkte sofort, mein Körper wollte schleunigst etwas von dem vielen, sauern Weißwein wieder unverdaut loswerden. Ich rappelte mich also auf und schleppte mich in den hübschen Innenhof der Theaterstätte. Dort lehnte ich mich an einen der Bögen und beugte mich vor, stolz, es immerhin noch bis ins Freie geschafft zu haben. Als ich so vornüber gebeugt dastand und mich von unnötigem Balast befreite, tauchte ein paar Schuhe in mein Blickfeld auf. Mühsam sah ich hoch. Direkt vor mir stand der Herr Theaterleiter. Er sah in etwa so amüsiert aus wie es sein Nestroy-Vorspiel vom Vorabend auch gewesen war.

Bei dem Festival wurde ich nie engagiert. Keine Ahnung, wieso.

Syphilister
10.05.2007, 14:23
Der Mittag ist heiss und die Lethargie tief genug, um für einmal ein bisschen Forum zu spielen. Danke RAPSAK, ich nehme den Ball mal auf und schiess ihn in die nächste Scheibe. Du gabst mir einfach zu viele Stichworte.

Ich spielte in den achtziger Jahren in einem Jugendtheater. Die Amateurtheater in der DDR waren breit gefächert, vom schon wieder lustigen Laienspiel, über ambitioniertem Gewichse, bis hin zu offen kritischer Auseinandersetzung mit dem Staat in dieser Nische.

Genau so sahen wir uns mit unserem Stück. „Die fiktive Befragung der Marie Pech“. „Fick tiefer – Marie!“ damals verhöhnt.
Dramatisch oder dramaturgisch gesehen ein Drama, zumindest ein Schreibunfall der argen Art. Damals gab es noch keine Internetforen aber auch Beziehungen, damals wurde so etwas gedruckt. Es wurden Jugendliche interessierende Fragen einen Hauch offener angesprochen als in breiteren Medien. Wir hatten Erfolg damit, wurden viel eingeladen und tourten regelrecht durchs Land mit dem Stück.

Innerhalb der ganz offiziellen Amateurtheaterbewegung gab es Wettbewerbe, die dann für eine Truppe in der Goldmedaille bei den Arbeiterfestspielen mündete.
Die Wertungsvorstellung dafür fand eines Junimorgens 1984 im Rahmen eines Theaterfestes in der Stadt Greiz statt. Diese Stadt liegt am Rande der Welt und des Vogtlandes und kommt eigentlich nur im Zusammenhang mit dem Dichter Rainer Kunze vor, den man von dort vertrieb.

Heimlich glaubten wir, am Morgen spielen zu müssen, damit bloss nicht so viele Greizer dieses aufrüttelnde Stück sähen, was Quatsch war, da wir mit unserer letztlich opportunen Kacke niemals bis in die Endrunde durchgewunken worden wären, hätte der Staat, der viele Augen und Ohren in der Truppe hatte, in uns eine Gefahr für sich gesehen. Wir waren sonst eine Gefahr, für behütete Töchter und Söhne, den Verkehr und die öffentliche Ordnung, aber das tolerierte man grosszügig.

Da unser Regisseur Einfälle hatte und gut mit uns konnte und wir ganz gut trainiert waren, galten wir schnell als die Favoriten bei dem Festival. Bedauerlicherweise hatte es einige Wochen zuvor Vorfälle im Rahmen von Alkoholexzessen nach einem Gastspiel in Dresden gegeben. Eine der schönsten aber auch folgenreichsten Nächte meines Lebens. Leider ist die gemeinsame Feier mit der polnischen Staatsoper eine Geschichte für sich. Prominente kamen da auch vor, aber ich kann ihre Namen nicht schreiben. Ausser den eines „Eugen Onegin“. Der sass neben mir.

Im Studentenwohnheim ging es weiter. Leider fuhr ich am Ende dieser ausgelassenen Nacht (Eine der Spielerinnen kam früh um sechs aus dem Zimmer eines dunkelhäutigen Studenten und fragte ganz unverfänglich in die Runde: „Sagt mal Leute, wo liegt eigentlich Madagaskar?) den Skoda des Technikers kaputt, was insofern tragisch war, da der den Kofferraum vorn hatte und in dem wiederum die Tusche für die grosse Picassofriedenstaube versteckt war, auf die der Kulturminister und das Publikum während der Eröffnungsfeier dieser Festspiele glotzen sollten. Versteckt, weil das Zeug knapp und irgendwoher besorgt war. Die dicke Tuschespur auf der Strasse hielt übrigens sehr lange. Jahre.

Dieser Vorfall hatte nun dazu geführt, das insbesondere mein Freund Jan und ich nach dem letzten Ausleuchten in Greiz auf das allerstrengste verdonnert wurden, jedweden Alkohol zu meiden, da wir eben am nächsten Morgen um elf um die Goldmedaille spielen sollten. Um weniger ging es schon nicht mehr.

Wir hielten uns in so fern an die Anweisung, dass wir uns, ohne den zu Recht besorgten Rest der Truppe, eine ganz versteckte Pinte suchten, in der Schnaps und Bier auch noch sehr billig waren. Was gibt es schöneres als sich an einem heissen Juninachmittag in einer sonst leeren Kneipe entgegen einem ausdrücklichen Verbot langsam aber gründlich die Lampe zu füllen?

An der Stelle muss ich für suchtgefährdete Mitleser und deren Eltern einfügen, seit neun Jahren trocken zu sein.

Ich habe keinen Schimmer welche Zeit es war und wo die Kneipe eigentlich lag, ich weiss noch, wie das Pflaster aussah. Auch von ganz nahem, dann gar nichts mehr.

Als ich erwachte, wusste ich, es war der Morgen der Wertungsvorstellung, sonst nichts. Ich stürzte von einem Sofa, aus einem mir unbekannten Raum und stand vor zwei Schafen auf einer riesigen sehr abschüssigen Wiese. Auf der anderen Seite des Tales war nur dunkler Tannenwald zu sehen.
Sonst nichts.
Entführt!
Ganz klare Sache!
Ich war in den Wald entführt worden, von einer der Konkurrenztruppen, bei denen wir nicht allzu beliebt waren. Auf recht hohem Niveau waren wir genau richtig und korrekt ausgewogen politisch unkorrekt und so klar die Favoriten. Und denen hatten sie einfach einen der Hauptdarsteller gemaust. Ich musste ins Theater! Ich wollte zu meiner Truppe! Nur wohin? Was kam nach der Wiese, unten im Talboden? Und vor allem, in welche Richtung sollte ich gehen, wenn ich denn einen Weg fände? Wo war dieses Scheissgreiz, in dem für einmal ein aufregendes Theater zu sehen sein sollte?
Früh um elf! Genau, wie spät war es eigentlich? Sehr hoch stand die Sonne nicht. So verloren hatte ich mich noch nie gefühlt, bis mich eine Stimme hinter mir aus dem Alptraum erweckte. „Weißt du, das du eine Riesensau bist?“ fragte mich eine der Darstellerinnen. Für einen Moment erschrak ich und ging dann mit ihr stumm zurück in das Gartenhäuschen, in dem verteilt auf ein Bett, Matratzen oder einfach Decken am Boden, die halbe Truppe langsam und stöhnend erwachte. Ich hatte sie beim hinaus stolpern nicht gesehen. Neben dem Sofa stand ein Eimer und auch sonst waren mehrere Stellen am Boden bekleckert oder schlecht aufgewischt. Um die herum waren die Lager gebaut. Ich musste gar nichts weiter fragen, an den Blicken und besonders den Nichtblicken meiner Kollegen sah ich, wer hier alles voll gekotzt hatte.

Beim Marsch in die Stadt, ich revanchierte mich, in dem ich zumindest etwas Milch und Brot als Wegzehr klaute, erklärten sie mir die Geschichte, bei der ich den Part des ganz bösen Buben hatte. Die Truppe hatte uns stockbetrunken im Goethepark in Greiz gefunden und ein nettes Bühnenarbeiterpärchen bot seine Gartenlaube ausserhalb an, da der Regisseur auch noch in der Stadt war und uns auf gar keinen Fall sooo sehen durfte. Man fuhr mich wohl sogar mit einem Auto aus seiner Nähe auf den Berg. Jan hingegen weigerte sich, sich verstecken zu lassen. Und es ist bis heute unklar, was mit ihm in dieser Nacht geschah. Aber er verlor den Scheck seines Ehekredits im Wert von 5000 Mark. Nicht nur deshalb heiratete er dann bald drauf noch mal und wechselte auch den Namen. Darum kann ich so frei über ihn schreiben, den man heute eine der feinsten Federn Thüringens nennt.
Tja, so wird man beschimpft, wenn man bleibt.

Zum Schluss des langen Textes sei noch verraten, das wir freilich gewannen. Und ich also im Kollektiv auch mit Jan Träger der Goldenen Medaille der Arbeiterfestspiele der DDR 1984 bin. Übrigens bin ich auch Meister des Sports der Sowjetunion, ebenfalls im Kollektiv, das aber ohne Jan. Für Eisbaden.

Wir spielten an dem Morgen gar nicht so übel, trotz Riesenkater. Den einzigen kleinen Lapsus leistete sich Jan. Wir spielten im Publikum und er hatte als einer der fiktiven Befrager weiss ausgeleuchtet mit weissem Gesicht (der Mephistofilm war gerade gelaufen) auf einem Stuhl zu stehen. Sein Auftritt war eine erste Überraschung und erfolgte im Vollblack. Man hörte in die coole elektronische Eingangsmusik ein leises „Aua!“ einer Frau. Jan war auf den falschen Stuhl gestiegen. Da sass schon jemand.

Zwei Sachen noch zur Rettung meiner Schwätzerehre. (Wobei ich eben glaube, das Schwatzen der Flokati der Welt ist, an dem ich täglich mitwebe. Wir weben, wir weben, wir weben…)
Erstens gab es bei dem Festival eine prima Theaterwerkstatt, in der eine zumindest heute prominente Schauspielerin mittat. Nadja Engel war damals mit fünfzehn schon unglaublich. Sehe und vor allem höre ich sie heute, schmelze ich immer noch dahin.

Zweitens sah ich genau in diesem Theater, welches kein eigenes Ensemble hatte, zwei Jahre später eine wirklich halbverbotene Aufführung, die man einmalig dort, statt in der Bezirkshauptstadt Gera zeigte, um einem gewissen Frank Castorf den Vertrag zu erfüllen. Eine Offenbarung! So was hatten wir noch nicht gesehen. Obwohl es Clavigo war. Es war so viel, so voll…ich kann mich nur noch an den kopfüber an einer Mauer hängenden Leander Haussmann erinnern. Und an Frau Rieger. Die ich immer noch für eine der schönsten Frauen des Universums halte. „Ganz Paris träumt von der Liebe“ spielten sie (Container gab es noch nicht) und ich war hin und weg von dieser Frau. Frisch verheiratet mit einer anderen. Ich verlor meinen Kredit und Namen nicht. Musste aber den Skoda abzahlen.

P.S. Ich entschuldige mich bei allen ungerechterweise Erwähnten und Nichterwähnten. Und bin heilfroh, dass das Wort Stasi nur jetzt im Text vorkommt. Die war kräftig dabei, aber seit Donnersmarck und dem Oskar darf man darüber auch mal schweigen. Ansonsten bin ich stolz, aus einer fast Privatgeschichte, die ich sowieso irgendwann mal hätte aufschreiben müssen, nun sogar noch drei Prominentennamen gefiltert zu haben.

starlingM
10.05.2007, 15:35
Gut gezielt und genau in die Scheibe getroffen. Ganz schön lang, und doch sehr unterhaltsam.

DREA
10.05.2007, 17:20
Syhilister würd ich auch in länger noch gerne lesen.

Syphilister
10.05.2007, 17:45
Mit ging beim Wäscheaufhängen gerade durch den Kopf, dass man eben an der Länge den ewigen Amateur erkennt.

Wobei das bei Privatgeschichten eben so eine Sache ist, das Ding wäre doppelt so lang, hätte ich alles geschrieben.

Macht mir aber Mut und wenn ich es recht überlege, kommt im Dresdner Teil der Geschichte, neben der polnischen Staatsoper auch Rio Reiser vor. Aber das müsste ich erst recherchieren, ob ich und fünfzehntausend andere, den 1984 (!) heimlich in Dresden gesehen haben können. Dann schreibe ich das auch noch.

Und im Greizer Teil könnte man verlängern, dass ich einer von den beiden Männern am Festival war, der sich nicht in Nadja Engel verliebte. Sondern in D.S.
Bei einem Frühstück an einer langen Tafel, sagte ich zu ihr, ob sie mir nicht mal "die Butter rüberwerfen" könne. Sie schnippte mir eine weiche Portion aufs Auge.
Zur Strafe muss sie in Schwerin wohnen und ich habe vergessen wie sie aussah.

Das im Tonfall netteste "Dankeschön" habe ich mal auf einer Platte der "Wayne Morris Band" aus Hamburg gehört. Die Keyborderin sagt es nach einem Gesangssolo.
Genau so sage ich: Dankeschön.

rapsak
11.05.2007, 13:00
In Greiz war ich auch schon mal, sogar schon im dortigen Theater. Neben jenem von Hildburghausen (http://www.typisch-thueringen.de/interessant/superlative/theater/theater.htm) eines der verwunschensten Bühnenstätten die ich kenne.

Hab Dank, Du sowjetischer Eisbademeister, für diese hübsche Geschichte. Gerne hören wir mehr von Dir. Aus Dresden, aus Rio, woher auch immer.

Alberto Balsam
11.05.2007, 14:54
Ein Starng wie frueher, lustig, immer wieder totgesagt das Forum, kommen trotzdem aus der duerren Scholle solche Gewaechse wie das hier zustande, gestern Guenther Uecker oder wie der Typ heisst der in Lindenstrasse den schwulen Assistenzarzt, Angelika korrrigiere mich, Carsten Floeter spielt, kennengelernt, auch er in Helsinki, er ist so doof wie er aussieht und das ist wirklich spektakulaire, ein gigantischer Gluehbirnenkopf ist auf ein spindelduerres Koerperchen montiert, an dessen Enden winzigkleine Fuesschen und hypermotorisch an allem und jedem nestelnde Puppenhaendchen, die noch dazu auch noch ziemlich schmutzig sind, Doofmann, er hat auch zur sensationellen Serbienlesbe gestern im Semifinale irgendein dummes Handkewitzchen machen muessen, Auslaufmodell

detritus
11.05.2007, 19:56
sie heisst georg uecker, sie plolet !
und: eine tunte, die was auf sich hält, kann nicht aus ihrer haut.

nummer 1 ist sher schön zum lesen, vielen dank.

Tristram Shandy
11.05.2007, 19:58
Ach, detritus.

rapsak
12.05.2007, 11:47
Der Ücker Schorsch sollte keine Handke-Witzchen reissen sondern sich für die Transenhausfrau aus der Ukraine (http://www.youtube.com/watch?v=awVHDMDAu0A&mode=related&search=) erwärmen, die all das verkörpert, was er gerne waere, doch leider nie und nimmer sein wird.

Letzten Mittsommer lernte ich das hinreissende St. Petersburg kennen und liess mich in einem CD-Shop auf der Suche nach lokalkoloriertem Liedgut zum Kauf zweier CDs von Verka hinreissen, sehr zum Missfallen unserer gerade mal 20-jährigen Reiseleiterin, für die Verka nicht weniger als der Inberiff von Dekadenz und Verwestlichung war. Dass der/die/das auch noch 'Ausländer' ist (weil er aus der Ukraine kommt, jaja, so schnell geht das heute...), fand sie zusätzlich verwerflich. Ich habe es trotzdem nicht bereut und die CDs werden bis heute regelmässig im Auto gehört. Sogar einmal Blitzen geht auf Verkas Konto, weil ich zu seinen Polka-Pop-Klängen so wild mitgehopst bin, dass ich ein Verkehsschild übersah... Und für heute abend drücke ich dem moppeligen Verka-Schätzchen ganz, ganz fest die Däumchen!

Syphilister
12.05.2007, 16:06
Ich freue mich riesig, euch zum Flokatiweben angeregt zu haben, auch wenn ich nicht mehr mitkomme. Ich liebe eine tolle Frau, deshalb habe ich gerade wenig mit Transen am Hut (na da eigentlich sowieso nicht) und nicht mal den Fernseher eingesteckt. Aber dank der Beschreibung ist mir die Herr Uecker glaube ich ein Begriff.

Hier in der Schweiz spielt man mit dem Gedanken, bei der vorliegenden Windlage und einem gezielten Supergau Osteuropa atomar zu verseuchen. Die stehen Kopf, weil ihr widerlicher Bäckermillionär DJ BOBO, der in Japan DJ MUSCHI heisst, wie er mal glucksend bei Schmidt erzählte. (Das war früher, da sah ich noch zusammen mit Transen Ternsehen.) , also das ihr Superstar vorgestern rausflog. Ist das schon heute? Der Endausscheid? Wie gesagt ich hab den Stecker nicht drin. Im Fernsehen. Und lege mir jetzt einen gelben Pullover um, für einen Grillabend mit den Schwiegereltern.
Wenn das heute ist, wünsche ich Herrn Cicero alles Gute, den mir wiederum eine Schweizerin empfahl, weit bevor der Deutschland bekannt wurde.

Du wolltest Hamburg, ich wollte Berlin, es wurde Schwerin... da lache ich immer noch und beneide den Texter.

Und lieber RAPSAK, verwunschene Theaterstätten wären ja fast ein eigener Strang. Und dann die Unterabteilung "verwünschte Theaterstätten".

Danke nochmal und bitte weiter aufgeregte Liveberichte aus Helsinki, für einen Deutschen der den Stecker nicht mehr ganz drin hat, hier in der Schweiz.

Alberto Balsam
12.05.2007, 19:57
Helsinki (http://www.hoeflichepaparazzi.de/forum/showthread.php?t=24209)

Syphilister
13.05.2007, 08:18
Schwiegereltern haben meist, neben einem Grillappart auch einen Fernseher, so dass ich die Highlights des gestrigen Abends sehen konnte. Sehen, denn den Ton liessen wir die meiste Zeit abgedreht, um die üblichen Grillgespräche zu führen.

Also, zum Beispiel, welcher der Aufenthaltsorte den grösseren Einfluss auf Nietsche hatte, was Wagner sah, als er das Siegfriedmotiv ersann und warum Goehte auf dem Gotthard zweimal gekehrt hat und dann auch noch an Schiller verschenkte, was er dort hörte, der deshalb bei den Schweizern einen Stein im Wasser hat. Halt die üblichen Themen zwischen Schweizern und Deutschen.

Ein paar mal drehten wir am Tonknopf. Den Roger fanden sie toll, das ist am Anfang so und völlig richtig, man weiss es nach Besuch eines Konzertes oder dem Hören der Platte, das er immer gleich klingt. Auch gestern. Warum dieser Mann sich das antat, verstehe ich nicht.

Schon als die Serbin nach ihm in reziproker Kleidung und Haltung ihr Schmachtding sang, entfuhr mir eine Voraussage, die später viel Eindruck machte.

Natürlich sah und hörte ich mir Verka an. Nicht ganz mein Gechmack. Aber ich würde auch geblitzt werden, wie du RAPSAK, auf der Flucht vor ihr. Lustig war es schon. Aber irgendwie eben auch Fasching. Ich wurde an an ein Marianne Rosenberg Konzert erinnert, an dem sie als Frau aus dem Mond oder so auftrat und sehr ähnlich gekleidet war.

Schwierig war, den Schwiegereltern zu erklären, warum ich unbedingt diese Verka sehen wollte und wieso ich bei Marianne Konzerten mit Männern getanzt habe.
(Weil einfach keine Frauen da waren. Es war wie bei der Armee.)

Den Ton wurde erst bei den Wertungen wieder angemacht. Die Kommentare des Schweizer Moderator Benni Turnschuh klangen wirklich so, als ob nächste Woche der eiserne Vorhang wieder fällt. Mit den Deutschen hatte er Mitleid.
"Sapperlot wie bigott" hiess mal eine Bar in Luzern in der ab und an jemand beim Morgenkaffee und Gipfeli erschossen wurde.

Meine Schwiegermutter schneuzte in meinen umgelegten gelben Pullover, als wir die Wertungen für Roger sahen und machte unhöfliche Bemerkungen als die Schweiz zwölf Punkte für die Serbin gab. Sie vergass kurz, dass die vielen, vielen Serben die hier Leben, Ausländer sind, wie ihr zukünftiger Schwiegersohn auch.

Das Schweizer Fernsehen drehte schon beim Abschlusslied den Strom ab und so hörten wir die kleine Dicke auf dem Deutschen weiter. Zu Beginn der Aftershowshow, wurde ein Herr Uecker begrüsst. Er ist nicht der, für den ich ihn nach den Berichten hier hielt. Oder der Bart ist neu, egal ich sah nicht genauer hin und sagte meinen entsetzten Schwiegereltern nur, der Mann da rechts auf der Bank hat schmutzige Finger.

Fazits des Abends.
1.)Ich lasse meinen Fernseher auch in Zukunft ausgesteckt.
2.) Statt dessen muss ich die Sorgen zerstreuen, die sich nun meine Schwiegereltern um ihre Tochter machen.

Schönen Sonntag!
Geht raus!

Dabei stelle ich mir vor, wieviel Kopfweh, alle die an der Show Beteligten wohl haben werden, wenn sie heute Abend aufstehen.

hanswasheiri
13.05.2007, 10:29
turnherr. der mann heisst beni turnherr. oder sogar thurnherr.
nicht turnschuh.
das ist nicht lustig.

Syphilister
13.05.2007, 16:22
http://www1.sf.tv/sfsport/einzel.php?catid=sportmoderatoren&docid=thurnheer

ist Beni Thurnherr. Da haben sie völlig recht.
Aber es ziehmt sich nicht für einen höflichen Paparazzi den Namen eines Moderatoren zu verhunzen, bloss weil es der übelsten einer ist.
Recht muss Recht bleiben, der Langweiler, Schwätzer und Nationalist Thurnherr heisst nicht Turnschuh. Das wäre auch ungerecht. Turnschuhe sind heute sehr durchdachte Dinger. Obwohl Thurnherr sicher auch teuer ist.

Ich selbst, der den Antennenstecker grundsätzlich längst gezogen hat, kenne den von mir zu meiner Schande verunglimpften, nur von Besuchen bei Schweizer Freunden, der Familie und vor allem vom Fussballgucken, wo er ja häufig kommentiert. Und gerade wegen seiner berühmt üblen Sportreportagen, für die er sich auch schon öffentlich entschuldigen musste, nennen ihn Schweizer so.
(Eben auch gestern Abend! Originalton Familie: Wer kommentiert denn das? Ihhhh, ja haben die denn nur den Turnschuh? Wechsel auf den Deutschen, sonst muss ich kotzen!)
Es war mein Fehler, das als Ausländer und höflich Paparazzierender einfach so zu übernehmen.

Thurnherr gehört mehr in die Fraktion der
"Den gelben Pullover um die Schulter Tragenden" und muss mich nicht interessieren. Fussball gucke ich auch nicht wirklich gern, also...

Vielmehr würden mich Details der grossen Transenparty in Helsinki interessieren.

Und wer schmutzige Finger hat.

Gruss Götz

rapsak
15.05.2007, 11:46
Obwohl an anderer Stelle in diesem Forum sicher bereits breit diskutiert, frage ich mich an dieser Stelle - des puren Abschweifens willen - wieso uns das Fernsehen [dessen Stecker ich immer noch definitiv aus der Wand zu stecken ich mich in der Lage sehe, berufliche Belange vorgebend] immer mehr Sportmoderatoren als selbsternannte Allrounder präsentieren muss. Ein Sportkommentator soll bitte in seinem Ressort bleiben, da kann er genug Schaden anrichten! Er möge uns aber bitte damit verschonen, sich an Gästen zu vergreifen (völlig Panne etwa die Begegnung zwischen Hrn. Kurnaz und Hrn. Beckmann - der lief eigentlich nur einmal zu Hochform auf, und zwar, nona, bei einem Sportler: Jan Ullrich ), altgediente Ikonen des Laienspiel zu pseudoprofessionalisieren (AZ xy durch Rudi Cerne) oder gar die gute alte Kochsendung, immer gern gesehen, ins Chaos zu stürzen, wie das JBK schafft. Obengenannter Thurnherr scheint wohl auch einer dieser Fremdgänger zu sein. Ich blieb bisher noch von ihm verschont.

Eine andere Frage, die mir durch den Kopf geht, ist die - und damit verlasse ich nun endgültig jeden Zusammenhang zu dem, was bisher in diesem Strang genannt wurde - wie man auf die Idee kommen konnte, ausgerechnet ein traumatisiertes Attentatsopfer wie den Schäuble für die innere Sicherheit hierzulande verantworlich zu machen. Da ist doch der rechtsstaatliche Amoklauf geradezu vorprogrammiert! Bietet man einem überlebenden Schiffbrüchigen eine Stelle als Bademeister an? Einem Zuckerkranken die des Produktdesigners bei Lindt & Sprüngli? Womit wir auf Umwegen wenigstens wieder zurück in der Schweiz angekommen wären: Syphilister, übernehmen Sie, wenn Sie Lust haben!

Syphilister
15.05.2007, 18:33
...muss ich aber jetzt laufen. Insbesondere, da er für mich als "Entsteckten" im Abseits landet. Aber das macht nichts, ich lege mich auf den Rasen halte ein Bein in die Luft und irgendwas wird schon passieren.

Abschweifen können sie wirklich gut RAPSAK und vielleicht wird das ja hier DER Abschweifstrang. Ich werde mein Bestes geben.

Die von Ihnen genannten Herren sind auch Gründe, warum ich nicht fern sehe. Es ist weggeworfene Zeit. Wobei Ulle und Beckmann hätte ich schon gern gesehen. Ulle ist Klasse, ich mag tragische Helden.

Der Herr Thurnherr ist eine Schweizer Institution, wobei ich die Schweizer Medien und vor allem das Schweizer Fernsehen oft nicht verstehe. Aber eben. Auf Beni stehen Millionen. Man soll sich da aber keine Sorgen machen. Meine Mutter sieht und hört Günther Jauch auch öfter als mich, ihren Sohn. Und es schadet uns beiden nicht.

Das Einzige was mir noch zu Sportfernsehen einfällt, ist Jens Heppner. Es gab auch Zeiten in meinem Leben, da verfolgte ich die Tour live mit und das nur in den Jahren, wo er Cokommentator war. Er ist ja dann nochmal für Ulle gefahren, was aber auch nichts brachte. Heppner spricht meinen Heimatdialekt auch im Fernsehen und das machte mir jede Etappe zu einem Stadtrundgang durch meine Heimatstadt Gera. Besonders mochte ich, wenn er voll in den Radfahrerslang verfiel. Man sah irgendeinen dreissig Kilometer vorm Ziel um die Ecke kurven, Heppner sieht wie er wieder antritt, und sagt: "Der ist tot! Der ist total fertig! Total tot! da kommt nichts mehr. Der hat kaputte Beine, das sieht man. Total tot!"
Danach habe ich dann genau zugehört, denn eben dieser "tote" Fahrer gewann die Etappe. Heppner täuschte sich oft, was ja menschlich ist und ihn mir sympathisch macht. Zum Schluss zeigte er immer seine wirklich stolze Brust und das Wiesenhofzeichen darauf. Ein bisschen sieht er ja auch aus wie ein Goldbroiler.

Ich hoffe, das war abgeschwiffen genug, denn ihre Schäublefrage lasse ich im Raum stehen, ich habe sehr viel Respekt davor, wie er sein Schicksal trägt, versteh aber aus ganz anderen Gründen nicht, was dieser Mann noch in der Politik macht. Ne die Ecke gefällt mir nicht.

Na und das mit dem Quereinsteigen ist doch modern. Herzchirurgen werden Lastwagenchauffeure (die Geschichte kenne ich auch ohne Fernsehen), Quantenphysiker leiten Opernstiftungen (bis Wowi eingreift), der Terminator wird Gouverneur und sie lieber RAPSAK werden wahrscheinlich als das Sandmännchen enden.

Und wenn hier nicht bald einer erzählt, was genau in Verkas Suite Sonntags zwischen halb drei und halb neun Uhr morgens passierte, drohe ich mit einer weiteren Alkoholgeschichte von vor zwanzig Jahren. Einen Auftritt im DDR Fernsehen, von dem ich eigentlich nicht mehr viel weiss. Da kämen jede Menge Prominente vor, da es die Livesendung des "Fernsehlieblings" war. Nur sind das lauter Prominente, die heutige Paparazzileser kaum noch kennen werden. Darum drohe ich auch nur.

rapsak
16.05.2007, 09:46
Erzählen Sie ruhig, wir sind ja inzwischen eh unter uns, lieber Syphilister. Oder ist da sonst noch jemand?
Hu hu?

Neben der Unterabteilung "verwunschene Theaterstätten" [Kennen Sie die (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b1/Eisenhuettenstadt_Theater.jpg/798px-Eisenhuettenstadt_Theater.jpg)hier? Oder die (http://www.dresden-und-sachsen.de/dd2/xpics_dd/hellerau_festsph.jpg) hier?] wäre ich für die Gründung einer weiteren unter dem Motto "verwelkte DFF-Lieblinge". Mit Lippi als Maskottchen.

Ihr Sandmännchen

PS:
Bei Verka kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen, ich war noch nie in Helsiki. Allenfalls könnte ich Ihnen eine Kopie meiner beiden CDs zukommen lassen, übernehme aber keine Verantwortung für etwaige Bußgeldbescheide.

Syphilister
16.05.2007, 20:17
Na da hast du mir eine schöne Knacknuss gegeben, mit den Bildern. Ohne Wikipedia glaube ich das Friedrich Wolf Theater nach Neustrelitz zu erinnern. Und erst unser Geplänkel erinnert mich daran, dort auch mal angeheiratete Verwandschaft gehabt zu haben. Also war ich auch dort, weiss aber nichts mehr, ausser das dieses Theater in einem Park liegt und das wenn man einen Schnaps bestellte, eine Flasche auf den Tisch kam. Was mich damals nicht störte.
Das andere Haus sieht ja ganz gefährlich aus. Da rate ich mal. Anklam?

Nun und ob wir nun allein hier spielen oder nicht, liegt wohl daran, dass wir leicht uncool und retrograde sind, was in meinem Falle normal ist. Ich wohne wirklich und gewollt zwischen zwei Wäldern und höre den ganzen Tag das Kuhglockenmantra.

Abschwuff 1:)
es gibt grad eine plakatwerbung in der schweiz, für terres des homme oder die weltaidshilfe, da ist ein ein schwarzer junge zu sehen, der allein vor einer wand hockt und ziemlich traurig ausschaut. als text steht: maoud (oder so) hat kein problem damit, dass seine eltern uncool sind. maoud hat ein problem damit, dass seine eltern tot sind.

Abschwuff 2:)

es liegt freilich auch an meiner blödheit, erst gestern mitbekomen zu haben, das hinter dem wort helsinki am samstag im strang wie gewünscht eine ganze party hängt, für die ich mich beim herrn balsam recht herzlich bedanke. genau darum trage ich diesen namen, denn laut schreie ich nach den schmutzigsten berichten über die finger von y-prominenten und sage so freche worte wie "transenparty" und hänge dann doch genau zur selben zeit meinen hellgelben pullover um und in den feuerwind eines lichterloh brennenden gasgrills.

Rückschwuff:

Zum DFF, welcher zu der Zeit, zu der meine Geschichte spielt noch Fernsehen der DDR hiess. Aber nicht mehr lange. Es waren (glaube ich) die letzten Fernsehlieblinge, die unter diesem Label gekürt wurden. Der von ihnen erwähnte Herr Lippert, der hier anderweitig schon gut paparazziert wurde, fiel während den Proben zu dieser Veranstaltung angenehm durch seine Professionalität auf. Er hatte ein Medley seiner Hits zu präsentieren, was mit eher sportlichem Gespringe verbunden war und seine ewige und untötbare gute Laune verdeutlichen sollte. Ich sehe ihn immer noch quasi auf und durch die Dekoration gumpen. Unterbrach der Regisseur (ich glaube Teubner himself), stoppte Lippi, ruckelte an der Brille, hörte sich alles an, stellte Fragen, setzte sein Breitlach wieder auf und hüpfte weiter wie als ob nichts gewesen sei. Ich habe dort während sehr vielen Probenstunden, viele sich spreizen sehen, die nur das konnten. Lippi konnte hüpfen.

Abschwuff 3:)
ich habe mal den könig aller gymnastiklehrer - sir mick jagger gesehen, da waren aus sicht - und eben "nicht ausverkauft" - gründen die plätze auf den rängen direkt neben einem der ausleger der riesigen stadionbühne leer. es sah traurig aus aber eben auch sehr wahr, wie jagger im kindert-t- shirt vor leeren rängen seine armschwinger/fingerschnipsübungen zelebrierte. auch seine kollegen standen sehr, sehr weit weg. der kleine mann war ganz allein und tat so, als sei er mitte der welt.
so funktioniert es wohl. es ist die reine selbstbehauptung. ich mag ihn.

Rückschwuff:

Zurück ins Haus der Kultur nach Gera und zur eigentlichen Geschichte. Es war das Jahr 1988 und ich hatte trotz einer Goldmedaille bei den Arbeiterfestspielen, trotz dem Meister des Sports der Sowjetunion und trotz Vater und Ehemannschaft meinen Grundwehrdienst bei der NVA gerade absolviert (als einziger meines Jahrgangs, ich habe also nicht nur Glück) und arbeitete in einem Krankenhaus. Ganz unvermittelt wurde ich dort in die Leitung bestellt und in Anwesenheit mir fremder Herren ausgefragt, ob es richtig sei, dass ich Bühnenerfahrung habe. Nun, die hatte ich durchaus.
Es gesellten sich noch einige Kolleginnen dazu, die mal irgendwo gesungen hatten und wir wurden freigestellt um uns am nächsten Tag in Dienstkleidung Weiss im Haus der Kultur zu melden, wo die Proben für nämliche Sendung schon liefen. Dort wurden wir von einem der hundertzwanzig Regieassistenen in ein grosses Geheimnis eingeweiht, nämlich, welche Schauspielerin den Preis bekommen würde. Und da sie das für eine Serie über eine Notfallärztin ("Bereitschaft Dr. Ferderau" gab es weit, weit vor dem "Emergency Room") bekam, sollte ihr der Preis von einem Chor "echten" Pflegepersonals übermittelt werden, der "Ganz in Weiss" in einer umgedichteten Form zu singen hatte. Meine Mutter erklärte mir, was es mit "Ganz in Weiss" auf sich habe. Als Ossi und mit zweiundzwanzig verwechselte ich noch Rex Black mit Roy Gildo. Ich hatte das Lied noch nie gehört, konnte auch den neuen Text nicht, in dem irgendwie eine Spritze vorkam, wurde aber in die Vorzüge des Vollplayback eingeweiht. Tausendmal mussten wir singen spielend eine Showtreppe hinablaufen, was im Takt schwieriger ist als man denkt und uns dann um das Double von Frau Uta Schorn groupieren. Jeder von uns hatte ihr zum Ende des Liedes eine Rose zu überreichen. Die Fernsehserie hatte ich übrigens auch noch nie gesehen. Ich war damals schon gut im Austecken.

Soweit so gut, in den vielen langen Pausen durfte ich die Creme der DDR Fernsehunterhaltung beim Arbeiten beobachten, was nicht nur lustig war. Einige bekamen den Preis derart regelmässig, dass sie nicht zu den Proben anwesend sein mussten. Auch einige der Musikgicks fehlten noch. Ich erinnere vor allem eben Lippi, der mit zehn Minuten Gehüpfe die gähnlangweilige Show am Ende retten sollte. Und ich sah ihn richtig arbeiten. Muss ich hier mal sagen.

Frau Carmen Nebel war auch da. So dumm wie die westschlagersingenden Rettungskräfte ausgedacht waren, so perfide war eingefädelt, dass Frau Nebel bei aller Proberei nicht mitbekam, dass man ihr bei der Livesendung den fünfjährigen Sohn auf die Bühne zaubern würde. Übrigens machte ich mir damals ernsthaft Gedanken, in so einen Beruf zu gehen. Ich stellte mir einen einsamen Strand auf Hiddensee vor, wo dir das Fernsehballett ein wenig die Eier massiert und du dir dabei ausdenkst, das sechs Berufsleute in Weiss Roy Black singend witzig sind. Wie besoffen muss man sein, um auf eine solche Idee zu kommen? Dieser Staat musste scheitern.

Meine junge Frau und ich waren just am Abend der Sendung zu Jan und der Frau eingeladen, die er geheiratet hatte, nachdem er den ersten Ehekredit verloren hatte. (siehe Post "Entführt") Es war bei meinem Beruf einfach, einen Vorwand zu finden, warum ich später käme. Schwieriger war es, die Beiden zu überzeugen, den Fernseher laufen zu lassen und dann auch noch mit DDR1. Das war ähnlich wie letzten Samstag. Ich freute mich auf meinen kleinen Privatgag.

Wir mussten früh da sein und der erste Durchlauf wurde schon unterbrochen, weil dem Regisseur meine Schuhe nicht gefielen. Es war keine Kostümbus mit und also gab es den Auftrag, mir genau die Schuhe bringen zu lassen, mit denen ich auch arbeite. Das waren Jesuslatschen. Na wenn sie das so wollen....

Gleichzeitig war die Stimmung immer angespannter, da nun alle im Hause waren, die auftreten sollten und wir die Dramen mitbekamen um einen Nachrichtensprecher, der sich eingeschlossen hatte und selbst bei der Generalprobe am Nachmittag fehlte. Erst am Abend erschien er strahlend und mit breiten Armen vor seinem Millionenpublikum. Sternhagelvoll. Aber wir erlebten auch Profis und viel Gezanke, da vor allem alle Zwischenmusiker unzufrieden waren. Die anderen hatten immer irgendwas besser. Die Stimmung wurde immer gereizter, es sollte um acht Uhr life gesendet werden.

Die Jesuslatschen hatte mir meine Frau gebracht und bei der Generalprobe waren alle hochzufrieden mit dem singenden Pflegechor, ausser Frau Schorn, die uns kaum beachtete. Alle die den Preis bekommen würden, übten ihre teils gespielten, teils gesungenen Übergaben, gaben ihre Statements. Nur Frau Nebel wurde weiter und tatasächlich verarscht. Sie wurde gefragt, wo ihr Sohn sei. In der Sendung fragte der Moderator dann weiter: Sind sie ganz sicher? Und dann kam der Junge aus der Gasse gerannt. Die Tränen waren echt und noch heute rührt die Frau Millionen.

Die Generalprbe war gegen vier beendet und wir wurden in die Garderoben geschickt. Und es wurde Order gegeben, dass ab nun keiner mehr das Haus verlassen dürfe. Die Ausgänge seien alle versperrt, es ginge immerhin um eine Lifesendung. Wir der Chor mit den weissen Hemden, hatten die Garderobe mit der Band "Karussell" zu teilen, die ihr drittes Comeback erlebte. Mit dem neuen Sänger Dirk Michaelis hatten sie einen Riesenhit (Wie ein Fischlein unterm Eis) den sie an diesem Abend auch sangen. Mit der Band die ich mal toll fand, hatte das nichts zu tun. Und mit Renft, was ja ihr Ursprung war, gleich gar nicht. Sie sassen gelangweilt rum, sprachen kein Wort miteinander und Michaelis unterschrieb Kiloware Autogrammkarten in Reserve. Auch mit uns sprachen sie kaum und regten sich nur über den Livescheiss auf und das sie nichts zu trinken dabei hätten. Michaelis sah nur kurz und ermahnend auf. Das hatte wohl der Bassist oder so gesagt, der eh nur rumstand beim Playback und nicht mal eine Treppe laufen musste wie wir.

Das Haus war erst ein paar Jahre offen und ich hatte in den letzten Tagen des Einräumens der Säle für Gutgeld mit geholfen. Ausserdem kannte ich Leute, die da arbeiteten und die mir immermal einen Weg am Pförtner vorbei gezeigt hatten. Meine Stunde kam. Ich sagte, gebt mir Geld ich besorge was zu trinken. Die Band wurde wach. Du kommst doch hier nicht raus! Meinten sie. Und ob. Ich bekam vom Bandleader (keine Ahnung wer das eigentlich war) einhundert Ostmark in die Hand gedrückt und seine Reisetasche. Das Bühnenkostüm entleerte er unter den Tisch. Anders als geplant schlich ich mich nicht durch die Tiefgarage davon, die wirklich abgeriegelt war, sondern versuchte einfach die Pförtnernummer noch mal. Das Drama mit den Schuhen am Vormittag und der Frau die er nicht reinlassen und mich nur kurz rauslassen durfte, erinnerte er noch. Ich zeigte ihm die Tasche: Stellen sie sich vor, jetzt soll ich noch die Hose wechseln.

Er liess mich durch, ich rannte zum Bierpräsent auf dem Markt (kauf mal im Osten Samstagnachmittag ein!) und setzte das Geld um. Mit einer Reisetasche voll Schnaps heimlich, möglichst ungesehen durch eine Stadt zu eilen, erinnerte mich sehr an meine gerade vergangene Armeezeit.
Wer sie kennt weiss, dass Jesuslatschen ein Problem haben. Sie halten nicht. Und so riss auch mir eines der Bänder. Und nicht an der Öse wo man flicken hätte können. Nein das Leder riss quer. Durch den Pförtner kam ich problemlos, ein Zivilist konntrollierte die Tasche und hatte nichts auszusetzen. Aha! Wir waren ja auch nicht mehr bei der Armee! Ich galt als Künstler und so ein Stasimann darf mir nicht den Schnaps wegnehmen! Das war ein Hallo in der Garderobe und wir feierten gut mit der Band, die nun immer immer gesprächiger wurde. Obwohl auch nicht wirklich, denn ich erzählte im Halbrausch dass ich vor zehn Jahren das toll gefunden hatte, was sie jetzt eben nicht mehr taten. Aber wir stiessen immer wieder an.
Nur ihr neuer Frontmann, der sie nochmal berühmt gemacht hatte, gehörte nicht dazu und hielt sich raus. Eine Kostümdame wurde gerufen und flickte mir die Sandale mit Heftpflaster. Das wurde angemalt. Schliesslich war es Farbfernsehen!

Das Ganze hielt bis wir oben an der Treppe waren, mit dem ersten Schritt hatte ich wieder an einem Fuss eine Pantolette, die Lautsprecher plärrten "Ganz in Weiss" und ich versuchte im Takt mit meinen Kollegen die Treppe hinunter zu humpeln, völlig überwältigt von den anderthalbtausend Menschen, die man trotz der Scheinwerfer sah. Ehrlich gesagt, es war viel Schnaps vorher und ich weiss nichts mehr genau. Aber unwohl war mir nicht, ich glaube ich sang sogar und breitete die Arme, was wir eigentlich unterlassen sollten. Auch die Gratulation an Frau Schorn war nett und die plötzlich strahlend vor Glück. Die Schweine! Wenn nur Kameras laufen! Überhaupt waren all die Nervgeister plötzlich nett.

Nach dem Finale, wo ich nochmal mit aufzuhumpeln hatte, verabschiedete ich mich von der Band und wollte ganz schnell zu Jan und seiner und meiner Frau, die immer noch Tränen lachten, als ich eine Stunde nach der Sendung endlich bei ihnen ankam. Du hast sie an den Arsch gefasst, vor Millionen Augen, du Sau! sagte Jan und fragte nach dem Grund meiner offensichtlichen Gehstörung. Während sie so sassen und redeten, hatte er mich im Fernsehen singend erkannt.

Auch meine Frau fragte mich in der Nacht, warum ich dieser Frau Schorn vor aller Welt soooo an den Arsch fasse und ihr nie. Es wurde noch eine schöne Nacht, wenn ich das recht erinnere.

Fazits:
Ich schwor mir als ich wieder nüchtern war: Nie wieder Fernsehen!
Ich verfolgte manche der traurigen Ostkarrieren aus der Schweiz weiter, einfach weil ich die Leute dort mal habe arbeiten sehen. Und Frau Nebel sieht immer noch so aus wie damals. Also in der Superillu bei meiner Mutter auf dem Küchentisch.
Als ich schon in Basel war und dort in den Nachrichten (!) vernahm, der deutsche Sänger Roy Black sei gestorben, hielt ich mein Auto an und war wirklich traurig. Immerhin hatte ich mal ein Lied von ihm gesungen. Na zumindest so getan.
Michaelis hat dann wieder Solo gemacht und hatte noch so einen Hit, den ich aber ignorierte.
Bevor ich heute einer Frau an den Arsch fasse , achte ich darauf, dass keine Kameras mitlaufen.

rapsak
17.05.2007, 13:31
Dank, Syphilister, vielen, herzlichen Dank für diese herrliche Geschichte! Und so wunderbar passend zum heutigen Herrentag!

Leider habe ich heute keine Zeit für einen gebührenden Abschwiff, aber eines sei Ihnen trotzdem verraten: sie haben zweimal daneben geraten.

Als kleine Hilfestellung:
Das Friedrich-Wolf-Theater steht in der einzigen Stadtneugründung der DDR, auf Beschluss des III. Parteitags der SED 1950.

Die zweite Theaterstätte liegt am Rande der sächsischen Landeshauptstadt und gilt als Wiege des Ausdruckstanzes. Gret Palucca hat hier uraufgeführt. Heute wird das Haus nach allen regeln Rer Kunst restauriert.

Und jetzt doch noch ein kurzer Exkurs: letzten Sommer habe ich mir auf Rügen die Störtebecker-Festspiele gegeben. Unter freiem Himmel spielt man hier die Sage vom Rächer der Hanse-Enterbten vor sage und schreibe 9.000 Sitzen, die fast jeden Abend auch besetzt sind. Unter den Darstellern war auch Herr Lippert zu finden, er 'gab' den Bänkelsänger. Das tat er dermassen professionell, dass ich sogar gut 400 Meter von ihm entfernt noch sehr genau mitbekam, wie überhaupt keinen Bock er darauf hatte. Trotzdem: der Abend hat mir insgesamt sehr gut gefallen, ich kann ihn eigentlich nur empfehlen: Echte Pferde und Falken auf der Bühne, sich bekriegende kleine Schiffe auf dem See hinter der Bühne, überhaupt viel Pyrotechnik, und wenn das ganze vorbei ist, gibt's auch noch ein kleines Feuerwerk, völlig unmotiviert aber doch irgendwie ganz nett. Herrn Lipperts Einlage dauert zum Glück nur knapp fünf Minuten.

vir
18.05.2007, 14:57
Der Mann heisst Thurnheer, hinten wie Armee, nicht wie Gott.

Ich schaue übrigens gerne und oft fern, und neulich blieb ich beim rauf- und runterzappen (ich empfange inzwischen 158 Fernsehkanäle - minus einige, die gesperrt sind, weil ich sie extra bezahlen müsste - zappe aber nur bis Mitte 80 und dann wieder zurück, höher wird es ein bisschen sehr fremdsprachlich, also serbo-kroatisch z.B.) bei einer Talkshow hängen, aber nur, weil ich Anko erkannte, der übrigens sehr gut aussah und als Christian Ankowitsch, Autor, gekennzeichnet wurde.

In der Sendung (auf ORF 1) wurde der gewohnte Biolek- und Kerner-Scheiss umgekehrt. Wo diese nämlich immer mehrere Interviewlinge auflaufen lassen, sass Anko mit drei weiteren Interviewern an einem Tisch. Die befragten hier nur einen einzigen Gast, eine bemerkenswert vollbusige Jodlerin, deren Name ich leider nicht in Erfahrung bringen konnte. Dieses sympathische Geschöpf gab in unverfälschtem Tirolerdialekt bereitwillig Auskunft über alle möglichen Themen, wobei sie sich unaufhörlich die langen, braunen Haare hinter die Ohren strich.

Man erfuhr aber ausser den erwartbaren Gemeinplätzen nicht viel Tiefsinniges von der Künstlerin, das wurde aber locker dadurch aufgewogen, dass sich die vier Frager umso grössere Mühe gaben, halbwegs Originelles von sich zu geben.

Schön war auch, dass alle fünf an einem richtigen Tisch sassen, und dass Bier und Wein getrunken und sogar geraucht wurde. Eine gute Sendung, ich werde irgendwann einmal versuchen herauszufinden, ob die regelmässig kommt.

AntonH
18.05.2007, 15:56
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Syphilister
18.05.2007, 20:39
Eben, lieber RAPSAK, in Neustrelitz waren immer ganze Flaschen im Spiel. Wahrscheinlich bin ich sogar in Eisenhüttenstadt (Stalinstadt für die älteren Mitleser) gewesen und habe es für Neustrelitz gehalten.

Das zweite Bild ist mir da viel rätselhafter. Ich weiss nicht viel, habe aber gerade erst den Paluccafilmhttp://www.palucca-film.de/ gesehen. Da kam dieses Haus gar nicht vor. Der Film an sich ist für jeden der mit dem Namen Palucca aufwuchs eine kleine Offenbarung, da er einerseits diese einmalige Künstlerin zeigt und würdigt, andererseits auf ganz, ganz feine Art und Weise am Lack kratzt. Der Film beginnt mit einem Telefoninterview mit Leni Riefenstahl... Ich sah das kürzlich auf Hiddensee und zufälligerweise hatte ich wieder, und lieber KASPAR ich schwöre es bei der Superillu meiner Mutter, erst zum zweiten Mal im Leben, den Wunsch einen anderen Beruf zu haben.
Den einen beschrieb ich ja kürzlich.

Zu Ostern im lustigen Inseltheater wurde der Film vom Coautor und Produzenten eingeführt. Er erzählte wie er auf Hiddensee die Palucca als hochalte Dame kennen gelernt hatte. Er war noch Kind und hatte Spass an ihrem Mops. Während er das erzählte, schnaufte die ganze Zeit ein Mops zwischen den Beinen des Publikums herum, den er dann aufnahm und mit Winkewinke der Pfote als direkten Nachfahren des Paluccamopses vorstellte, der heute das Maskottchen der Paluccaschule sei.
Er selbst war der Pressesprecher dieser Schule.

Als wir Abends über die stille Insel zurück gingen, sagte ich frei von allem Neid und aus reinstem Herzen zu meiner Frau: Berufe gibt es…Das wäre ich auch gern: Pressesprecher der Paluccaschule.
Und wohlgemerkt! Wenn ich es richtig verstanden habe, ist der Mann kein Tänzer. Aber Mopsologe. Ich meine das sehr höflich, denn der Film hinter dem auch er steckt, hat mir wirklich gefallen. Man hat sehr höflich am Lack gekratzt, was wahre Künstler abkönnen. Die Palucca bekam in Folge eine Narzisse auf ihren Stein, der Hauptmann nicht.

Ja verehrte vir, ich werde statt am Wochenende in einem Weiler zu baden, hundertmal Beni Thurnheer in mein Heft schreiben. Wie du sicher schon gemerkt hast, kann ich gewisse Dinge nicht richtig schreiben. Du/Sie oder das/dass und so. Das sind dreimal geschraubte Freudsche. Wenn ich seine Stimme höre, sehe ich ihn elfjährige Mädchen mit kräftigem Griff weit oben am Bein auf dem Schwebebalken halten und keine Armee oder Militär. Das nicht nett, ich weiss, aber ich kann nichts für meine unhöflichen Assoziationen. Was nimmt man da? Oder was nicht mehr?

Freudsche: Mir passierte kürzlich ein Klassiker. Ich komme sehr früh, sehr eilig, sehr hungrig in Zürich an. Auf dem Riesentisch im Pausenraum steht alles voller Schoggiküsse. An seiner Front sitzt nur ein Mann. Ein schöner mit ganz, ganz schwarzer Haut. Ich lasse mir einen Doppelten raus und sage: Ist schon komisch, die erste Nahrung des Tages so ein Negerkuss!
Der Schwarze lacht breit. Ich Idiot aber korrigiere mich und sage: Ich meine, schon komisch, so als erstes am Tag einen Espresso mit einem Schoggikuss.
Da hat er mir einen Vogel gezeigt und ist den Flur wischen gegangen.

Ausgesteckt bin ich seit einem Jahr. Es muss eine Depression gewesen sein, ich sah mir alle nur irgendwie sehbaren Spiele der Fussball - WM an, ohne mich für Fussball zu interessieren. Schon ab dem Halbfinal, wo ich dann bei Freunden auch mal Thurnheer und ihre Kommentare über ihn hörte, war mir sterbenslangweilig.

Zum Glück musste ich dann bald viel leben und hatte keine Zeit mehr zum fernsehen. Aus Anlass eines Gewitters zog ich den Stecker und liess es dann so. Einmal habe ich es noch probiert. Versuch mal nach einem halben Jahr Abstinenz Fernsehen zu schauen… Es war Maischberger, die ich aus zugegeben optischen Gründen schon immer mag. Das Thema Astrologie und eine wohlbestellte Runde, die an sich sehr kontrovers hätte diskutieren können. So eine dumme und grusige Scheisse hatte ich lange nicht gehört und gesehen. Da war es dann ganz rum.
Und wie man lesen kann, scheine ich gerade eher in der manischen Phase zu sein.

Jetzt umgezogen zwischen zwei Wälder habe ich den Decoder nicht mal mehr ausgepackt. Nur das DVD ist angeschlossen, was gestern früh zum Beispiel zu Dogville führte. Aber der Film ist zu gut, das ich auch nur ein Wort darüber mir zu verlieren anmassen würde. Doch eines: Müller hat nach der Übernahme des BE das Bonmot raus gelassen, dort würden nun nur noch die drei bedeutenden Dramatiker gespielt. Shakespeare, Brecht und Müller. Das ist ein schöner Spass. Ich bin grad so drauf und würde den von Trier dazusetzen und zwar gleich nach dem Shakespeare.
Also ich geh mal ein Wochenende lang Thurnheer schreiben üben.

Syphilister
12.07.2007, 21:38
den hebe ich jetzt unanständigerweise, da er in fünfzzehn minuten im radio gelesen wird. http://www.radio-frei.de