Jeremy
22.03.2007, 16:16
Ich sitze genau jetzt, also praktisch live, im Zug nach Leipzig zur Buchmesse, Raucherabteil, und schräg vor mir sitzt Günter Grass. Ich kann durch die Lücke der beiden Sitze - daneben sitzt eine Frau, vielleicht auch seine Frau - hauptsächlich zwei Dinge beobachten: zum einen liest er abwechselnd Die Zeit und die Berliner Zeitung, jeweils die Politikteile, zum anderen seine Ohren. Seine enormen, flächigfleischigen Ohren, die segelartig an den Kopf montiert sind. Er strahlt in seiner unerwartet hohen Greisenhaftigkeit, die im Kontrast zu seinem durch kein graues Härchen getrübten braunen Haupthaar steht, überraschend viel Würde aus. Er raucht dazu noch Pfeife und nobelpreisträgert intensiv herum, will sagen: er denkt aus allen Poren.
Ich könnte ihn jetzt etwas fragen, wenn jemandem etwas Sinnvolles einfällt. Mir nicht.
Ich könnte ihn jetzt etwas fragen, wenn jemandem etwas Sinnvolles einfällt. Mir nicht.