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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Quasthoff, Thomas



rapsak
19.03.2007, 18:09
Nicht nur der Vollständigkeit des Paparazzi-Prominenten-Alphabetes halber, in dem sich unglaublicherweise noch keinen Eintrag unter Q findet, sondern auch, weil sich nach langer Zeit kürzlich wieder einmal eine dieses Forums hoffentlich würdige Begegnung ergab, greife ich zur Tastatur und will es zunächst nicht versäumen, alle herzlich zu grüßen, die mich hier noch von früher kennen.

Es war vor gut vier Wochen. Ich stand am Flughafen Berlin Tegel in der Schlange vor dem Security-Check und verschloss gerade mein Rasierwässerchen und sonstige Kosmetika in eine durchsichtige, wiederverschließbare Plastiktüte - die Art von Tätigkeit, der sich der weltgewandte Lebemann heutzutage eben so hinzugeben pflegt. [Mein geliebtes, aber Dank Al Kaida zur Fluguntauglichkeit gezwungenes Pediküre-Necessaire für die Reise lasse ich inzwischen freiwillig zuhause, wenn auch schweren Herzens] Da fällt mir ein Gepäckwägelchen auf, das von jemandem in rasendem Tempo durch die Flure geschoben wird. Der Lenker bremst unweit an einem Counter und ich schenke dem ganzen nur insofern kurz Beachtung, als dass ich mich wundere, dass in Zeiten wie diesen [überall lauern Terroristen - selbst unter den Fußnägeln!] an einem Flughafen eine so rasante Gepäckwagenfahrt nicht umgehend vom Bundesgrenzschutz mit Waffengewalt unterbunden wird.

Als ich mich wenig später eher zufällig wieder in die Richtung drehe, in der der Gepäckwagen zum Stehen gekommen war, fällt mir ein winziger Mann auf, der vor dem Counter steht - genauer gesagt dort, wo ich mein Handgepäck abzustellen pflege - und sich mit einer Dame vom Bodenpersonal unterhält. Nun gehöre ich zu der Sorte Mensch, die eine instinktive Scheu haben, Personen mit körperlichen... - wie schreibt man das jetzt politisch korrekt - die halt nicht so gebaut sind... die eben anders sind als wir die nicht so sind - ich meine aber nicht, dass die nicht normal sind! Na ja, ihr wisst hoffentlich, was ich meine und wie. Also jedenfalls gaffe ich solche Menschen nicht an, wir sind ja schließlich nicht in einer Freakshow am Anfang des letzten Jahrhunderts! [was jetzt sicher auch wieder politisch voll unkorrekt ist, sowas zu schreiben]

Also, ich drehe mich jedenfalls weg und lese Zeitung - das immerhin darf man ja noch, während man darauf wartet, dass einen drei Berliner Zöllnern/innen in seine Einzelteile auseinandernehmen. Und drehe mich erst wieder hin, als ich eine beeindruckend sonore Stimme vernehme, die sich bei der Dame am Counter höflich bedankt. Jetzt erst erkenne ich den kleinen Mann wieder: es ist - ja, der oben aus dem Titel: Herr Q, der berühmte Schubert-Sänger.

Herr Q. hat es nun offenbar eilig. Jedenfalls sagt er das dem jungen Mann in seiner Begleitung, der ihn soeben von dem Counter heruntergehoben hat und nun am Boden absetzt. Der begleiter fragt kurz nach, wo es denn jetzt hingehe. Herr Q. schwingt sich mit einem geschickten Satz oben auf das Gepäckwägelchen neben ihm, setzt sich oben auf die Reisetasche, hält sich gut an der Tasche fest, wie ein Reiter am Zaumzeug, und deutet in die Richtung, in die er will. Dann wartet er fröhlich darauf, dass es endlich losgeht. Der Begleiter schiebt los und freudestrahlend läßt sich Herr Q. den Fahrtwind um die Ohren sausen. "Du kannst ruhig etwas schneller fahren!", ist das Letzte, das ich von Herrn Q. vernehme, ehe er um die Ecke verschwindet.

Ich weiß nicht, ob ich mit Herr Q. tauschen will. Aber ich gestehe, dass ich ihn schon darum beneidet habe, dass er sich auf einem Gepäckwagen durch eine Flughafenhalle schieben lassen kann, ohne dass sich alle Umstehenden darüber das Maul zerreissen.

slowtiger
20.03.2007, 10:04
Gestern im Fernsehen gesehen, der Mann hat eine wunderbare Stimme, auch beim Sprechen. Ihn auf dem Gepäcktrolley mir vorzustellen wird mir den Tag erleuchten.

Annelix
20.03.2007, 12:20
Sich ausgerechnet mit Till Brönner auf ein Cover pressen zu lassen - das hat Größe.

marieke
20.03.2007, 12:31
meine beste freundin sang mal ein konzert in einer hannoverschen kirche. sie war eigentlich krank und das wurde, bevor sie sang, angesagt: "wir sind froh, dass frau x trotz grippalem infekt...". thomas quasthoff saß im publikum und kam nach dem konzert zu ihr. er lobte ihren auftritt, sagte aber auch, dass ihr gesundheitszustand für das publikum völlig uninteressant sei, man lasse das nicht vorher ansagen. entweder man singe oder eben nicht. seitdem ließ sie sich bei dem ein oder anderen konzert vertreten.

Herr Weber
20.03.2007, 12:39
Rapsak war übrigens einer der allerersten Pappen, die ich persönlich kennen lernte, damals im Herbst 2001, als alles noch neu und aufregend war und wundervolle Geschichten wie diese hier als völlig normal und selbstverständlich erschienen. Im Alt-Berlin musste ich seinerzeit honz meinen Ausweis zeigen, weil er nicht glauben wollte, dass ich wirklich Weber heiße. lacoste, Kathrin, Stimmen, Elpenor, wer war damals eigentlich noch dabei an diesem Holztisch?

Die üblichen Verdächtigen
20.03.2007, 12:57
Na, wir natürlich!

aber sonst keiner.
20.03.2007, 12:59
ich dagegen erinnere mich nicht genau.

Alle
20.03.2007, 13:12
waren jedenfalls nicht dabei, soviel steht fest.

Herr Weber
20.03.2007, 13:15
Jetzt fehlt nur noch der Lottmannhafte Kaputtbär.

Alle im Chor
20.03.2007, 13:45
Lottmannhafter Kaputtbä-här!

Lottmannhafter Kaputtbaer
20.03.2007, 16:04
Ist ja gut, ist ja gut, leckt mich doch am Arsch.

Werrnerr
20.03.2007, 23:41
Vor zwei Jahren wurde Quasthoff im Rahmen der Frankfurter Buchmesse, meiner bisher ersten und einzigen, nebenbei: ich traf dort auch zum ersten Mal Klugscheisser, p. aristide und ingwer, äh, von Luzia Braun nach seinem alternativen körperlichen Erscheinungsbild und dessen möglicher Nachteile und den bisherigen Erfahrungen damit gefragt.
Er fand das für seinen künstlerischen und auch privaten Weg nicht so wichtig.
Insofern scheint mir ein sich freudestrahlend den Fahrtwind um die Ohren sausen lassender Herr Quasthoff auf einem Gepäckwagen geradezu erwartbar zu sein.

Lis
21.03.2007, 12:52
Vier Mal Counter um einen Bariton, und duden und joq sind nicht da.

vir
21.03.2007, 14:14
rapsak!

Lilaxista
21.03.2007, 19:11
Ich kann mir nicht helfen, aber seit ich die schöne rapsak-Miniatur gelesen habe, hat das Wort 'Bodenpersonal' für mich einen völlig neuen Beiklang.

elinor
21.03.2007, 19:33
Kürzlich war Herr Quasthoff hier (http://www.alfredissimo.de/gaeste/index.phtml?action=gast&id=575&alpha=&akt_seite=) zu Gast. Als ich schnellstens weiterzappte, fühlte ich mich sehr political incorrect.

Alberto Balsam
26.03.2007, 12:25
Tja, und ich hab mal mit Rapsak zusammengewohnt, das ist noch länger her als der Holztisch von Herrn Weber

Tristram Shandy
26.03.2007, 13:41
Ich kriege ja immer Hassanfälle, wenn jemand sagt, etwas sei political correct oder political incorrect. Nicht wegen der Tatsache der political correctness, die ist mir oft schnurz, nein, allein wegen der Grammatik: Denn es muss natürlich politically correct und politically incorrect heißen. Das macht mich rasend, geht aber nicht gegen dich, elinor, das ist einzig und allein mein Problem.

Noch viel schlimmer ist, dass die Eiswaffeln in diesem Jahr schon wieder ein wenig mehr nach Hostien schmecken, es wird jedes Jahr stärker, und DAS ist nicht mein Problem, sondern eine objektiv wahrnehmbare Beobachtung, die selbst die größten Geschmacksrüpel werden anerkennen müssen.

danijam
26.03.2007, 13:51
Sei doch mal ein bisschen easily going.

rapsak
26.03.2007, 15:35
Ja, das ist wahrlich lange her, Hr. Balsam. Ich kann Sie indes beruhigen: seit unserer letzten Zusammenkunft (DT, 10/01 (http://mitglied.lycos.de/Pappentreffen/ptb13.jpg)) habe ich rund 10 kg abgenommen...

rapsak
26.03.2007, 15:48
...und weil in diesem Strang von a) Sicherheitskontrollen an Flughäfen und von b) 'politically correctness' die Rede ist, folgender Nachtrag:

Ein Freund von mir vertrat kürzlich die These, dass a) direkt mit b) zu tun hat, und zwar so: die Sicherheitsdienste an Flughäfen haben ziemlich genau definierte Vorstellungen, von welchen Fluggästen eine potentielle Gefahr ausgeht und von welchen nicht. Wenn sie aber nur die 'Gefahrengruppe' gründlich durchleuchten würden, hätte sie es sehr bald mit Rassismus-Vorwürfen zu tun. Also muss auch die harmlosest dreinblickende 4-jährige WASP noch ihre Taschen vor dem Tor zum Himmel leeren.

Ich finde, mein Freund hat recht. Auch wenn seine These natürlich schwer politically incorrect ist.